Editorial

Haben Sie schon Mal auf die Macht des Wortes geachtet? Ich kann Ihnen versichern, sie ist stärker, als Sie vermuten.

Es passiert ständig: Ich bleibe in meinem Alltag an einem bestimmten Wort hängen. Nein, derzeit handelt es sich nicht um Schlagworte wie «Qualität», «Strategie» oder «Vernetzung». Nichts dergleichen! Mein Momentan-Wort lautet «Balance». Achten Sie doch mal darauf, welches Ihr Momentan-Wort ist, was es mit Ihnen macht und was Sie damit machen.
Achten Sie auf Ihre Worte.


Ihre Gina Hillbert

Berufsstart in der Pflege –

mit Mentoring leichter gemacht

Der Schritt von der Ausbildung in die Pflegepraxis an einem Arbeitsort wie dem Universitätsspital Basel (USB) stellt eine grosse Herausforderung dar. Die Arbeitsthemen sind sehr komplex, Handlungssituationen sind oft unvorhersehbar und mit sehr viel Verantwortung für die Patientinnen und Patienten verbunden. Hohe körperliche und psychische Belastbarkeit und interprofessionelle Zusammenarbeit sind viel stärker als anderswo gefragt. Mit dem Projekt «Mentoring für den Berufseinstieg im Pflegebereich» nimmt sich das USB dieser besonderen Situation an.

Das Einführungsprogramm für neue Mitarbeitende am Universitätsspital Basel

Das Mentoring für Berufsanfängerinnen und -anfänger ist eingebunden in das generelle Einführungsprogramm für neue Mitarbeitende am USB.

<br>
  1. into the job
    Monatliche Einführungsveranstaltung für alle neuen Mitarbeitenden am USB
  2. near the job
    Bereichs- und abteilungsinterne Schulungen
  3. on the job
    Fachliche Einarbeitung durch Bezugspersonen auf den Stationen, Förderungs- und Mitarbeitergespräche Kleingruppenmentoring für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger
  4. off the job
    Weiterbildungsprogramm am USB, externe fachspezifische Fortbildungen und Fachtage

«Aus Erfahrungen und aus der Literatur ist bekannt, dass ein beträchtlicher Anteil neu ausgebildeter Pflegefachpersonen ihren Anstellungsort innerhalb des ersten Jahres verlassen oder sogar den Beruf aufgeben», so Frau Dr. Irena Anna Frei, Mitglied der Pflegemanagementkonferenz, die das Mentoring Anfang 2013 initiiert hat.

«Das Mentoring ist ein Mosaikstein in der Einführung unserer Berufseinsteigerinnen und -einsteiger. Es soll sie bei den Herausforderungen der ersten Monate, der Rollenfindung als Pflegefachpersonen und der beruflichen Identifikation mit dem Arbeitsort Universitätsspital Basel unterstützen.»

Mit der Entwicklung und Umsetzung des Pilotprojekts beauftragte die Pflegemanagementkonferenz die Abteilung Bildung und Entwicklung, und bereits im Dezember 2013 starteten 24 frisch diplomierte Pflegefachpersonen mit dem Mentoring. Während eines Jahres trafen sie sich in drei Gruppen alle zwei Monate für einen Nachmittag zum gegenseitigen Austausch. Begleitet wurden sie dabei von drei erfahrenen Mentorinnen der Abteilung Bildung und Entwicklung bzw. der Abteilung Praxisentwicklung Pflege, welche die vielfältigen Herausforderungen des Pflegeberufs aus eigener Erfahrung sehr gut kennen. Die Themenpalette reichte von der fachlichen Integration und Teamintegration über die berufliche Sozialisation bis hin zu Aufbau und Festigung des professionellen Denkens und Handelns. Im Vordergrund stand dabei der Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen, die am gleichen Punkt ihres Berufslebens stehen. Die Ergebnisse des Pilotprojekts waren vielversprechend. Von den ersten Teilnehmenden gab es nur einen Abgang in der Probezeit und einen Arbeitsplatzwechsel. «Zu diesem erfreulichen Resultat trugen natürlich auch die strukturierte fachliche Einführung und die Begleitung durch die Bezugspersonen auf den Abteilungen bei», so Dr. Irena Anna Frei. Die Rückmeldungen der Mentees waren mehrheitlich positiv. Sie nutzten das Mentoring effektiv, brachten ihre Fragen aktiv ein und bearbeiteten diese miteinander unter Leitung der Mentorinnen. Im Dezember 2014 ist bereits der zweite Durchgang des Mentorings mit 35 neu ausgebildeten Pflegefachpersonen gestartet.


Im Gespräch mit Silvia Eggli, Berufsbildungsverantwortliche Pflege, eine von gegenwärtig drei Mentorinnen für den Berufseinstieg im Pflegebereich.

<br>

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Mentorin?

Mein Ziel als Mentorin ist es, für die Berufseinsteigerinnen und -einsteiger einen Ort und Rahmen zu schaffen, in dem sie sich über belastende oder herausfordernde Situationen während der ersten Monate ihres Berufslebens austauschen und mit anderen beraten können. Es muss gegenseitiges Vertrauen entstehen, damit echter Austausch zustandekommt. Wenn das gelingt, kommen die «richtigen» Themen zur Sprache.

Wie läuft das Mentoring ab?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen meist direkt aus dem Arbeitsalltag auf den Stationen für einen Nachmittag lang mit mir zusammen. Wir beginnen mit einer Art Aufwärmphase. Es braucht einen Moment, um anzukommen, etwas Abstand zu gewinnen zur täglichen Arbeit und sich einzulassen auf diese Auseinandersetzung.

Und wie gelingt das?

Wichtig ist, dass das Programm von der Aktualität ausgeht und die konkreten Bedürfnisse der Anwesenden zum Thema macht. Ich frage am Anfang, welche Situationen sie in den letzten Wochen besonders beschäftigt oder belastet haben, aber auch, über welche Erfolgserlebnisse sie berichten können. Ein wichtiger Teil ist immer auch die Klärung und der Austausch über berufsfachliche Themen und Fragestellungen. An einem Universitätsspital gibt es unzählige schwierige Situationen, in denen es sehr direkt um das Wohlergehen von Menschen geht. Das ist die Grundlage für unsere Gespräche.

Und beraten Sie dann im Umgang mit solchen schwierigen Situationen?

Es geht weniger darum, dass ich selbst ihnen Tipps gebe, wie sie mit einer Situation besser umgehen können. Sie sollen sich vielmehr auch von den Erfahrungen der anderen inspirieren und motivieren lassen. Diesen Austausch rege ich an. Und ich helfe ihnen, (Vor)Bilder im Kopf entstehen zu lassen, wie sie beim nächsten Mal wirkungsvoller handeln oder auf eine neue Herausforderung reagieren können. Aus der lösungsorientierten Beratung weiss ich, dass Menschen die Lösung in sich tragen und Zuversicht und realistische Selbsteinschätzung wichtig sind.

Was ist aus Ihrer Sicht das Schwierigste für die Berufseinsteigerinnen und -einsteiger?

Es gehört viel Mut dazu, sich selbst zu erlauben, Anfänger zu sein. Sich zugestehen, dass man auch nach drei oder mehr Jahren Ausbildung Vieles noch nicht wissen kann und es Zeit braucht, praktische Erfahrungen zu sammeln. Das ist eine grosse Herausforderung.

Was ist Ihr Eindruck, bleibt dieser Austausch auch nach dem Mentoring bestehen?

Ja, es war toll zu sehen, dass die Gruppe am Ende des Pilotprojekts ein Stück weit zusammengewachsen ist. Und so für die Beteiligten ein kleines Netzwerk im Hause darstellt.

Ihr Fazit?

Der Berufsanfang ist tatsächlich eine Herausforderung, die ernst genommen werden muss. Das tut das Universitätätsspital Basel mit diesem Angebot.


Was Cora Fiechter, dipl. Pflegefachfrau HF Medizin 7.1, zu ihrem Berufseinstieg sagt:

Den Einstieg auf der Station fand ich sehr gut. Hier gibt es sehr viele komplexe Themen und einige davon habe ich während der Ausbildung gar nicht kennengelernt. Aber dafür werden alle neuen Pflegenden auf Medizin 7.1 auch für drei Monate begleitet. In dieser Zeit hatte ich immer jemanden an meiner Seite. Zuerst waren wir als Team unterwegs und nach und nach habe ich dann Themen allein übernommen, hatte aber immer noch eine feste Ansprechperson für Fragen. Das hat mir sehr viel Sicherheit gegeben.

Was war für Sie das Schwierigste dabei?

Nach der Ausbildung und ersten Einführung ist man bei allen Entscheidungen plötzlich auf sich allein gestellt. Und es gibt am Anfang oft Situationen, in denen man mit dem Wissen aus der Schule nicht weiterkommt und einem einfach die nötigen Erfahrungen fehlen, um sichere Entscheidungen zu treffen. Ich kann zwar auch später immer noch eine Kollegin oder einen Kollegen um Rat fragen, aber endgültig entscheiden muss ich dann allein.

Wie haben Sie das Mentoring erlebt?

Ich fand den Austausch in der Gruppe toll. Es war gut zu hören, dass auch anderen Berufsanfängern der Einstieg am Anfang nicht leicht fällt. Bei der Arbeit auf der Station erlebt man ja immer nur, dass alle um einen herum schon alles wissen. Und es war spannend zu erfahren, wie die Arbeit auf anderen Stationen abläuft.

Würden Sie diesen Austausch gern fortführen?

Mit einigen aus der Mentoring-Gruppe habe ich auch weiterhin Kontakt. Aber wir haben beim letzten Treffen auch schon angeregt, uns in einem halben oder ganzen Jahr alle wiederzusehen. Es wäre sicher spannend, sich dann noch einmal auszutauschen und zu sehen, wie jeder in der Zwischenzeit im Beruf angekommen ist.

Ihr Fazit?

Durch das Mentoring habe ich erkannt, dass allen, die neu in den Beruf starten, die Erfahrungen fehlen und dass man die einfach erst nach und nach sammeln kann. Jetzt nach mehr als einem Jahr im Beruf fühle ich mich schon sehr viel sicherer. Ich kann den Patienten viele Auskünfte geben und sogar schon mit meinen Erfahrungen neuen Kolleginnen und Kollegen weiterhelfen.

Downloads


Kommentare (0)

Keine Kommentare zu diesem Artikel vorhanden. Sei die/der Erste, der diesen Artikel kommentiert.



Keine Ausgabe verpassen –
Erinnerungsservice abonnieren!