Thomas Reinhardt

Chronologie eines Wettlaufs

Sorgen, Unsicherheit, Angst, gar Verzweiflung begleiteten viele Menschen während der Corona-Krise. Plötzlich waren alle auch selbst betroffen. Drängende Fragen standen im Raum. Nur, wer würde sie beantworten?

Krisensituation im USB: Sehr schnell griff die Taskforce die Stimmung in der Gesellschaft, die zwischen Unsicherheit und Verzweiflung changierte, auf und erteilte am 17. März den Auftrag: «Zur Unterstützung der Stationen, die Corona-Patientinnen und -Patienten behandeln, wird ein Corona Care Team aufgebaut. Dieses steht auf Abruf bei der Bewältigung belastender psychosozialer Situationen für Patientinnen und Patienten, Angehörige und für Mitarbeitende oder Teams zur Verfügung».

Bereits einen Tag später bildete sich eine Kerngruppe aus Mitarbeitenden der Psychosomatik, Spitalseelsorge, Praxisentwicklung Pflege, Palliative Care und der Personal- und Führungsentwicklung, um bereits am 19. März als «Psychosoziales Corona Care Team», kurz PCCT, seine Dienstleistungen rund um die Uhr anzubieten.

In der Zeit vom 20. März bis zum 1. Mai führte das PCCT bis zu 150 Interventionen durch. Diese reichten von Sterbebegleitungen über Unterstützung der Angehörigen bis hin zu Interventionen in betroffenen Teams auf den Abteilungen. Viele Entlastungsgespräche mit Patientinnen und Patienten wurden geführt. Dabei ging es vor allem um Ängste, Unsicherheit und das Getrennt-Sein von den Angehörigen. Das PCCT versuchte in der Zeit der Besuchssperre unter anderem die Verbindung zwischen Angehörigen und Patientinnen/Patienten via Telefonberichterstattung herzustellen. Auch waren spezielle religiöse Handlungen gewünscht. Zu Beginn standen Hygienefragen auch aufgrund der rasch wechselnden Vorgaben des BAG im Fokus. Die Spitalhygiene leistete auch für uns in dieser Zeit unermüdlich Aufklärungsarbeit.

Das PCCT steht für eine ganzheitliche Vorgehensweise, die auch das seelische Gleichgewicht unterstützt und in Krisensituationen niederschwellig intervenieren kann. Wir waren gefragt.

Die ersten Wochen der Krise glichen einem Wettlauf auf kurzer Distanz. Mittlerweile scheint die erste Welle überwunden. Das PCCT hat deshalb sein Angebot auf die schon vor der Corona-Krise bestehenden Pikettdienste von Psychosomatik, Spitalseelsorge und Palliative Care heruntergefahren. Was bleibt, ist die Ungewissheit: Kommt die zweite Welle? Sicher ist, das PCCT kann innert kürzester Frist wieder einsatzbereit sein.

Unser Fazit heute: Wir haben gute Erfahrungen gemacht. Der interdisziplinäre und interprofessionelle Ansatz des PCCT hat sich enorm bewährt. Wir konnten je nach Fragestellung und Akutsituation auf die verschiedenen Ressourcen zurückgreifen und durften sehr wertvolle Begegnungen sowohl in der Arbeit mit unseren Zielgruppen als auch innerhalb des Teams machen. Immer wieder waren wir persönlich berührt, wenn wir das grosse Engagement der Mitarbeitenden vor Ort erlebten. Unsere Arbeit war stets von sehr hoher gegenseitiger Wertschätzung geprägt, was mitentscheidend war, um die Herausforderungen dieser hoch volatilen Situation gemeinsam zu meistern. Wir werden auch künftig – jenseits einer Krise – aufeinander angewiesen sein. Die Erfahrungen der letzten Wochen ermutigen und zeigen, dass eine respektvolle und achtsame Zusammenarbeit ein wichtiger Schlüssel für ein gutes Zusammenleben und -arbeiten im USB und in der Gesellschaft ist.


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