Text von René Schwendimann und Eveline Degen
Wie steht es um das Sicherheitsklima am USB?
Patientensicherheit ist ein wesentliches Merkmal der medizinisch-pflegerischen Versorgungsqualität eines Spitals.
Wenn es um die Patientensicherheit geht, sind alle Massnahmen zur Vermeidung, Prävention und Verbesserung von unerwünschten Ergebnissen oder Schädigungen, die sich aus dem Behandlungsprozess ergeben können, gemeint. Hierbei spielt die Organisationskultur – beispielsweise ausgedrückt durch das Sicherheitsklima in den Spitalabteilungen – eine wichtige Rolle für sichere Behandlungs- und Pflegeprozesse. Welche Voraussetzungen es braucht, damit im Spital die von den Fachpersonen getragene Sicherheitskultur wachsen kann, weshalb Patientensicherheit ein Dauerthema ist und was die Abteilung Patientensicherheit im USB dafür in Bewegung setzt, schildert dieser Beitrag.
Sicherheitskultur – was ist gemeint?
Die Sicherheitskultur eines Spitals ist Teil der Organisationskultur. Sie bezieht sich sowohl auf die sichere Patientenversorgung als auch auf die gemeinsamen Normen und Werte
ihrer Mitarbeitenden. Diese Normen und Werte wirken sich wiederum auf die Einstellung,
Wahrnehmung und auf das Verhalten der tätigen Fachpersonen (z.B. Pflegende, Ärztinnen
und Ärzte) aus und beeinflussen folglich Behandlungsprozesse und Versorgungsstrukturen in einer Spitalorganisation. Sicherheitskultur lässt sich nur indirekt beobachten und messen, beispielsweise durch die Erfassung des Sicherheitsklimas auf den einzelnen Abteilungen, das vom Tun und Lassen der Mitarbeitenden zur Gewährleistung der Patientensicherheit geprägt und wahrgenommen wird.
Fachpersonal befragen – Sicherheitsrundgänge durchführen
Welche Einstellung haben Fachpersonen zur Patientensicherheit? Wie ist ihre Wahrnehmung des Sicherheitsklimas und wie äussert sich diese in ihrem Verhalten? Um das herauszufinden, werden Fachpersonen regelmässig befragt und Sicherheitsrundgänge vor Ort, sprich auf der Station oder Abteilung, durchgeführt.
Die Abteilung Patientensicherheit verwendet zur Erhebung des wahrgenommenen Sicherheitsklimas einen speziellen Fragebogen, den «Safety Attitudes Questionnaire». Bei den am USB in den vergangenen zwei Jahren durchgeführten Sicherheitsrundgängen befragten Mitarbeitende der Abteilung Patientensicherheit Fachpersonen zusätzlich auch zu ihrer generellen Einschätzung der Patientensicherheit (auf einer 10-er Skala, die von «sehr unsicher» bis «sehr sicher» reicht) und zum Sicherheitsklima (siehe Infobox), also den durch die Mitarbeitenden wahrgenommenen Grad des Engagements für und den Fokus auf Patientensicherheit innerhalb der eigenen Abteilung.
Die Fachperson in der Patientenrolle
In der Skala zum Sicherheitsklima wurde zum Beispiel die Aussage «Wenn ich in dieser Abteilung/Station Patient/Patientin wäre, würde ich mich sicher behandelt und betreut fühlen» von 38 % bis 96 % der befragten Fachpersonen positiv beantwortet. Solche Einzelaussagen sind wichtig, denn sie liefern Hinweise zur Wahrnehmung der Patientensicherheit durch die dort tätigen Fachpersonen.
In diesem Sinne ermutigen wir die Abteilungsleitungen, mit ihren Teams Hintergründe zu besprechen, die zu dieser Einschätzung geführt haben. Das «Warum» ist hier als Diskussionspunkt sowohl bei höheren Werten (z.B. ab 80 %) als auch bei tieferen Werten (z.B. unter 60 %) gleichermassen bedeutsam. Dem Eindruck der Fachpersonen, «sich als Patient auf einer Abteilung sicher behandelt und betreut zu fühlen» gemeinsam nachzugehen, stimuliert die Auseinandersetzung mit den Teilursachen und notwendigen Verbesserungsmassnahmen zur Stärkung des lokalen Sicherheitsklimas.
Die Befragungsergebnisse zum Sicherheitsklima und der generellen Einschätzung der Patientensicherheit in den Abteilungen zeigen auch, dass deren Ausprägungen (positiv-negativ, hoch-tief) mehrheitlich miteinander korrelieren. Das heisst: Hohe Zustimmungswerte beim Sicherheitsklima gehen tendenziell mit hohen Werten bei der generellen Patientensicherheit einher. Damit können Wahrnehmung und Einschätzung der Mitarbeitenden als ein lokaler Gradmesser der Patientensicherheit im USB für bedarfsweise weiterführende Massnahmen genutzt werden.
In den Nachbesprechungen der Sicherheitsrundgänge zu den Beobachtungen und Befragungsergebnissen werden Handlungsbedarf und das weitere Vorgehen erörtert. Seitens der Abteilungsleitungen haben die Befragungsergebnisse zu den Aspekten des Sicherheitsklimas deren Sicht auf die lokalen Umstände mehrheitlich bestätigt und punktuell lokale Initiativen zur Stärkung und Verbesserung der Kommunikation im Kontext der Patientensicherheit angestossen.
Fazit
Die Erhebung des Sicherheitsklimas und der generellen Einschätzung der Patientensicherheit auf den Abteilungen/Stationen sind Momentaufnahmen, die sich aus den Wahrnehmungen und Verhaltensweisen des Fachpersonals ergeben. Diese Befragungsergebnisse zeigen uns durch ihre jeweilige Ausprägung, in welchem Ausmass sich interprofessionelle Teams in einem bestimmten Abteilungsmilieu hinsichtlich der Patientensicherheit engagieren. Sie liefern wertvolle Hinweise vom Ort des Geschehens und decken einerseits Lücken auf im Umgang mit Aspekten der Patientensicherheit und bestätigen andererseits die Resilienz der Abteilungsorganisation. Die regelmässigen Befragungen und Sicherheitsrundgänge sind Teil der gelebten Sicherheitskultur. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse helfen den Abteilungen, die Patientensicherheit zu fördern und die Sicherheitskultur im USB positiv zu beeinflussen.
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