Text von Rolf Zenklusen

Eine Nacht zwischen Skalpellen

Während die Stadt tief und fest schläft, reinigt und sterilisiert Patrick Vögtli gebrauchte OP-Instrumente. Der 44-jährige Medizinproduktetechnologe arbeitet gerne nachts – vor allem wegen der Ruhe.

«Ah, ein Blinddarm», sagt Patrick Vögtli, während auf dem Förderband ein Sieb mit blutigen OP-Instrumenten erscheint. Es folgt ein weiteres Sieb mit kontaminierten Schläuchen, Zangen und anderem OP-Bedarf. Vögtli bereitet die Medizinprodukte für die Reinigung vor, baut sie wenn nötig auseinander. Die OP-Instrumente liegen stabil verstaut in den Sieben; Schläuche und Zangen müssen speziell daran befestigt werden. Schon schiebt Vögtli alles in die Maschine, die einem grossen Geschirrspüler gleicht, und drückt den Startknopf. Der Reinigungs- und Desinfektionsprozess dauert anderthalb Stunden.

Kaum ein Ton zu hören
Wenn Patrick Vögtli mit der Arbeit beginnt, versinkt Basel langsam im Tiefschlaf. Vögtli leistet Nachtschicht in der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP). «Ich liebe es, wenn ich meine Ruhe habe.» Tatsächlich: Neben dem Geräusch der Maschinen ist kein Ton zu hören in der AEMP Ost. Schön sei auch, dass er nach sieben Tagen Nachtschicht jeweils eine Woche frei habe. Und dass man in der Nachtschicht etwas mehr verdiene, gefalle ihm natürlich ebenfalls. «Die Vorteile der Nachtschicht überwiegen für mich», erklärt Vögtli, der seit 16 Jahren als Medizinproduktetechnologe arbeitet.

Während die Reinigungsmaschine im Hintergrund weiter zischt und spült, setzt sich Patrick Vögtli an die so genannte Packstelle. Dort liegen Siebe mit frisch gereinigten Medizinprodukten. «Das haben die Kolleginnen und Kollegen für mich vorbereitet.»

Auf dem Bildschirm sieht er, welche Instrumente gereinigt wurden und wie sie für neue Operationssääle zusammengestellt werden müssen. Alle Teile werden kontrolliert und in den Sieben bereitgelegt. «Jeder Vorgang wird vom Computer eingelesen und ist in den Patientenakten ersichtlich», erklärt Vögtli.

Fast 6’500 Datensätze
Die Arbeit an der Packstelle erfordert höchste Konzentration. «Es darf natürlich nichts verloren gehen. Wenn einem Operateur ein Instrument fehlt, kann er vielleicht nicht helfen», sagt Patrick Vögtli. Auf der AEMP Ost bereiten 32 Mitarbeitende die Medizinprodukte für 16 OP-Säle vor. Die Vielfalt der aufbereiteten Produkte ist unendlich gross. Fast 6’500 Datensätze sind dafür auf dem Computer gespeichert. Auch die Hilfsmittel für die Endoskopie wie zum Beispiel eine Magen- oder Darmspiegelung werden auf der AEMP Ost aufbereitet. «Für diesen Bereich habe ich die Fachverantwortung», erläutert Patrick Vögtli stolz und lobt seinen Arbeitgeber, der ihm diese neue Herausforderung angeboten hat.

Während Basel weiter tief und fest schlummert, schliesst Vögtli seine Arbeit an der Packstelle langsam ab. Die Medizinprodukte sind in kleinen Containern verstaut oder als Einzelteile eingeschweisst und damit für den Sterilisator bereit. Diese Maschine, die aussieht wie ein grosser Backofen, sterilisiert die Medizinprodukte bei 134 Grad heissem Dampf. Jetzt sind sie klinisch rein und bereit für die nächste Blinddarm-OP.

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