Text von Annick Wangler
«Bei uns sehen sich die verschiedenen Spezialistinnen und Spezialisten die Kinder gemeinsam an.»
Innovations-Focus pädiatrische Neurochirurgie
Hirngeschädigte Kinder von mehr Fachleuten betreuen lassen oder Stammzellen aus der Nabelschnur gewinnen – das und mehr treibt Prof. Raphael Guzman im Rahmen des Innovations- Focus voran. Für den Chefarzt mit Spezialgebiet neurovaskuläre und pädiatrische Neurochirurgie ist klar: Wer Kinderneurochirurgie betreiben will, muss sich reinknien.
(Lacht) Es ist natürlich eine Challenge, denn es kommen mehrere Dimensionen zusammen. Einerseits haben Kinder körperlich andere Voraussetzungen. Die Krankheitsbilder sind andere. Und dann redet man oft nicht nur mit der Patientin, dem Patienten, sondern auch
mit den Eltern, die ihr Kind beschützen wollen. Da muss man einen grossen Werkzeugkasten an Fähigkeiten mitbringen. Das ist eine Herausforderung und gleichzeitig hochinteressant.
Erstmal hat es geholfen, unsere Ideen zu strukturieren: Wo wollen wir weiterkommen? Wo braucht es dringend innovative Technologie und neue Therapien? Was brauchen wir dafür? Denn gerade bei der Kinderneurochirurgie reden wir oft von seltenen Krankheiten wie kindlichen Hirntumoren oder angeborenen Fehlbildungen. Und deren Behandlung ist komplex und teuer. In der klinischen und Laborforschung können wir zusätzliche Leute beschäftigen, die wichtige Projekte vorwärtsbringen: Wir bauen zum Beispiel ein nationales Register auf, um die Krankheiten und Therapieerfolge zu erfassen, die in der Schweiz in der Kinderneurochirurgie behandelt werden. Oder wir forschen zur Neuroregeneration: Also wie können wir das Hirn des Kindes oder Neugeborenen in der Heilung unterstützen, wenn es einen Sauerstoffmangel gab?
Es hilft uns, Ideen effizient umzusetzen. Das ist das eine. Das andere ist die Präsenz, die wir gewinnen: Kinder mit komplexen Krankheiten von überall her können zu uns kommen. Denn Kinderneurochirurgie ist kein Fach, das man so nebenbei macht. Es braucht eine spezielle Ausbildung. Wer Therapie auf höchstem Niveau machen will, muss sich auch damit beschäftigen.
Dass wir ein sehr gutes Team von Kinderneurochirurginnen und -chirurgen aufbauen konnten. Mein Team hat Top-Netzwerke weltweit: So können auch Meinungen zu komplizierten Fällen eingeholt werden. Und wir arbeiten auch interdisziplinär: So können wir Sprechstunden anbieten, bei denen ein Kind mit einer komplexen Wirbelsäulenmissbildung direkt vom spinalen Chirurgen und uns zusammen angeschaut wird. Oder ein Kind mit einer zerebralen Lähmung wird gleich von vier Spezialistinnen und Spezialisten auf einmal untersucht.
Nun, das entstehende Team aus Expertinnen und Experten wird nachhaltig sein. Denn kranke Kinder verdienen die beste Behandlung. Und wenn wir ins Labor schauen, dann ist da zum Beispiel die Stammzellentransplantation für Kinder, die eben eine zerebrale Lähmung haben, infolge Sauerstoffmangels während der Geburt. Solche Kinder sollen mit Stammzellen aus Nabelschnurblut behandelt werden können. Ich bin überzeugt, dass wir auf Forschungsebene Resultate vorweisen können, um nach dem Innovationsfokus mit Drittmitteln weiterfahren zu können.
Es ist ein Statement vonseiten des USB. Nicht das Spital, sondern der gesamte universitäre Medizin-Campus mit Spitzenmedizin wird gestärkt. Da hat das USB Weitsicht bewiesen. Und ich denke, ein externes Advisory Board, das die lokale Politik weniger berücksichtigen muss, sieht vor allem die Verbindung von zwei Häusern in einem Gebiet, wo Spitzenmedizin sehr wichtig ist. Das ist das eine. Andererseits geht es bei uns um Kindermedizin. Es geht darum, den fragilsten Teil unserer Gesellschaft, also Kinder mit komplizierten Krankheiten, gut behandeln zu können und gute Therapien für sie zu entwickeln mit einem hochspezialisierten Team in einem Spitzenumfeld. Das hat es wohl ausgemacht.
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