Text von Andreas W. Schmid
Wenn das Spitalbett zum Taxi wird
Wenn Patientinnen und Patienten von ihrem Zimmer zum OP-Saal oder zu einer Untersuchung gebracht werden müssen, sind sie zur Stelle: die Mitarbeitenden des Patiententransportes am USB.
Simon Maurer ist seit 6.50 Uhr im Universitätsspital Basel unterwegs und hat schon acht Kilometer oder 14‘000 Schritte zurückgelegt. «Und bis zum Ende meiner Schicht werden noch ein paar Tausend dazukommen», sagt Maurer. Der 56-Jährige ist einer von 23 Mitarbeitenden, die dem internen Transportdienst des USB angehören. Die Crew holt Patientinnen und Patienten auf ihrer Station ab und bringt sie in den Operationssaal, zum Untersuchungszimmer oder an einen anderen Ort, an den sie hinmüssen. Der Transportdienst ist eines von zahlreichen Zahnrädchen, die im Spital ineinandergreifen. «Ohne ihn wäre ein normaler Tagesablauf nicht mehr möglich», sagt Marco Pranzo, der Teamleiter Patiententransport, «dann müsste das Pflegepersonal einspringen und könnte seiner eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachgehen.» Rund 140’000 Aufträge führte der interne Transportdienst im vergangenen Jahr aus. Ein ausgeklügeltes Programm erleichtert die ganze Organisation. Simon Maurer zeigt auf sein Smartphone: «Hierhin übermittelt mir unser Disponent einen Auftrag, der bei ihm eingegangen ist. Weil er weiss, wer sich gerade wo befindet, können Zeit und Ressourcen gespart werden.»
Das sei mit einem Taxibetrieb zu vergleichen, nur dass man hier Patientinnen und Patienten transportiere – und dies nicht in einem Auto, sondern in einem Spitalbett. Zwischendurch kämen auch noch Material- und Medikamententransporte hinzu. «Langweilig wird uns bestimmt nicht», sagt Maurer, der pro Tag auf dem weitverzweigten Spitalgelände mit über 140 möglichen Zielorten bis zu 35 Transporte durchführt.
Die Transporteurinnen und Transporteure müssten nicht nur unter Zeitdruck arbeiten und dabei die nötige Ruhe bewahren, so Marco Pranzo, sondern neben einer guten körperlichen Verfassung – man denke nur an die vielen Schritte! – auch viel Empathie mitbringen. «Schliesslich haben wir es mit Menschen zu tun.» Simon Maurer versucht es stets mit Small Talk, wenn er jemanden abholt, fragt etwa, ob der Patient oder die Patientin schon gefrühstückt habe. «Im Normalfall kennen wir die Krankengeschichte nicht», sagt er, «eine eigentliche Beziehung können wir selten aufbauen.» Umso schöner findet er es, wenn ihn aus dem Spital entlassene Patientinnen und Patienten Monate später bei einer zufälligen Begegnung wiedererkennen. «Sie sind doch der Rivella-Mann!», heisst es dann oft; seinen Übernamen verdankt er der Rivella-Flasche, die er immer gut sichtbar mit sich trägt. «Aber im Normalfall bleibt dies die Ausnahme», sagt Simon Maurer, bevor er sich zu seinem nächsten Einsatz aufmacht. Ein Patient muss zu einer CT-Untersuchung gebracht werden. Eine Aufgabe für den spitalinternen Taxidienst.
Kommentare (0)
Keine Kommentare zu diesem Artikel vorhanden. Sei die/der Erste, der diesen Artikel kommentiert.