Rolf Zenklusen

Die Frau für die Hochsteckfrisuren

Auch wenn die Nachtschichten lang sind, arbeitet Jessica Delon sehr gern im Schlaflabor. Wenn Patientinnen und Patienten mit langen Haaren einchecken, ist auch handwerkliches Geschick gefragt.

Sie ist die geborene Gastgeberin. Überaus herzlich empfängt die Medizinische Praxisassistentin (MPA) Jessica Delon gegen 20 Uhr die Patientin, die im Schlaflabor der Klinik für Pneumologie des USB eincheckt. «Hatten Sie einen guten Tag?», fragt Jessica Delon, begleitet die Frau ins Zimmer und lässt ihr Zeit, sich gemütlich einzurichten. 

Danach beginnt Jessica Delon mit der Verkabelung und bringt bei der Patientin an diversen Körperstellen Elektroden an. Damit erfasst sie Hirnstrom- und Muskelaktivität, Augen- und Beinbewegungen, Herzrhythmus und Körperlage, Sauerstoffsättigung des Blutes sowie Strömung und Geräusche des Atems, zum Beispiel Schnarchen.

Einige Elektroden befinden sich am Kopf. Bei langen Haaren ist die erfahrene MPA besonders gefordert. «Es ist fast wie beim Coiffeur – ausser dass ich natürlich keine Haare schneide», sagt Jessica Delon schmunzelnd. Mit Haarnadeln und anderen Hilfsmitteln macht sie kleine Stellen der Kopfhaut frei, um die Elektroden anzukleben. «Manchmal braucht es Hochsteckfrisuren», erzählt Jessica Delon, während sie die Patientin immer wieder nach ihrem Befinden fragt. «Es geht mir gut», bestätigt diese zufrieden. Mit «Okay, dann gute Nacht. Schlafen Sie gut» verabschiedet sich Jessica Delon. Sie begibt sich ins Nebenzimmer, wo die Grafiken der Polysomnographie, der Schlafanalyse, bereits über den Bildschirm rauschen. Jessica Delon überwacht die Patientin und erstellt stündlich ein Schlafprotokoll. Das Monitoring dauert rund sieben Stunden.

«Schon immer eine Nachteule»

Die Nächte sind lang im Schlaflabor, die Schichten dauern von 19.45 Uhr bis 6.45 Uhr. Je nach Belegung arbeitet Jessica Delon allein oder mit zwei bis drei Kolleginnen. Die alleinerziehende Mutter liebt die Nachtschichten. «So kann ich tagsüber für meine Kinder da sein.» Dank Schichtbonus habe sie viel mehr Freizeit und zuweilen auch lange Ferien. «Zudem war ich schon immer ein Nachtvogel, bin oft als Letzte nach Hause gegangen», erzählt sie lachend. Und sie schwärmt von der idyllischen Lage des USB Schlaflabors im früheren Schwesternhaus des Bethesda Spitals. «Hier pfeifen die Vögel wunderschön.» Jessica Delon lobt das USB als familienfreundlichen Arbeitgeber. In einigen Jahren, wenn die Kinder in der Schule sind, habe sie gute Chancen, in den Tagbetrieb zu wechseln. «Das bedeutet Sicherheit, ist wie ein Anker im Leben», sagt die 40-jährige Hallauerin, die aus einer Familie von Gastronomen stammt. Das spüren die Patientinnen und Patienten im Schlaflabor. Nach dem Zubettgehen deckt Jessica Delon sie behutsam zu. Und fragt, wann sie geweckt werden wollen. So macht das eine perfekte Gastgeberin.

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