Annick Wangler

Die Power des Immunsystems besser nutzen

Prof. Mascha Binder forscht seit 15 Jahren zum Thema Krebs. Die Chefärztin der Onkologie entwickelt im Rahmen des Innovations-Focus Zelltherapien eine Methode weiter, die gesunde Zellen schont und Tumorzellen abtötet.

Mascha Binder, was haben Sie sich zu Beginn Ihrer Forscherinnen-Karriere erhofft zu finden?

Als ich angefangen habe, hat mich das Immunsystem und wie es Krebs erkennen kann interessiert. In den Kongressen wurde man belächelt, dass man Dinge mache, die nur im Reagenzglas funktionieren. Mittlerweile sehen wir, wie breit diese Immuntherapien eingesetzt werden – das hätte ich mir so nicht träumen lassen.

Warum haben Sie sich gerade für Krebs interessiert?

Ich bin damit in Berührung gekommen, als mein Grossvater an Krebs gestorben ist. Da war ich 13 Jahre alt. Ab diesem Moment habe ich überlegt, ob ich nicht in der Krebsforschung tätig sein möchte.

Was bringt die Zelltherapie denn bei Krebs?

Sie nutzt die Kraft der Zellen des Immunsystems, um Tumorzellen zu vernichten. Wir gewinnen die Zellen des Immunsystems aus der Patientin, dem Patienten und verändern sie im Reagenzglas. So, dass man sie zurückgeben kann und sie dann im Körper einen besseren Job gegen die Krebszellen machen.

Diese Zelltherapie entwickeln Sie nun weiter – warum?

Die aktuellen Zelltherapien führen zu Nebenwirkungen, weil sie sich auch auf Zellen richten, die keine Krebszellen sind. Gemeinsam mit dem LMU Klinikum München arbeiten wir an einer Zelltherapie, die spezifisch nur die Tumorzellen abtötet. 

Bei welchen Krebsarten funktioniert das denn?

Die aktuell verfügbaren Zelltherapien sind für Formen des Lymphdrüsenkrebses zugelassen, aber die Entwicklung geht weiter. Unser eigenes Produkt wirkt gegen eine besondere Form der Leukämie. Zukünftig werden wir sicherlich auch Zelltherapien gegen andere Krebsarten anbieten können.

Was möchten Sie als Forscherin noch erreichen?

Meine Hoffnung ist, dass wir in den kommenden Jahren die Power des Immunsystems noch besser nutzen, zum Beispiel indem wir verschiedene Immuntherapien kombinieren. Ausserdem müssen wir herausfinden, welcher Patient welche Kombination zu welcher Zeit braucht. Ich bin sicher, dass wir durch unsere Arbeit viel für unsere Patientinnen und Patienten erreichen können.

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