Heidi Brönnimann

«Spende Blut, rette Leben» als treibende Kraft

«Blut spenden ist ein nobler Akt», sagt Raghuvir Gaonkar, Postdoc in der Radiopharmazeutischen Chemie am Universitätsspital Basel (USB). Er spendete anlässlich der Rare-Donor-Aktion am Blutspendezentrum SRK beider Basel (BSZ) Blut und rät allen, es ihm gleichzutun.

Angekommen im Land der Träume

Raghuvir Gaonkar wohnt seit zwei Jahren in der Schweiz, dem «Land meiner Träume, dem Himmel auf Erden, umgeben von wunderschönen Alpen». Sein Wunsch erfüllte sich, als das Universitätsspital Basel ihm eine Stelle als Postdoc anbot. In der Forschungsgruppe um Professorin Dr. phil. Melpomeni Fani, die auf dem Gebiet der radiopharmazeutischen Chemie forscht, fand der Postdoktorand eine Arbeit und viele nette Kolleginnen und Kollegen, die ihn das Heimweh fast vergessen liessen.

Als er eines Mittags auf dem Weg zurück an seinen Arbeitsplatz war, traf sein Blick einen Aushang, der ihn auf eine ganz besondere Blutspendeaktion aufmerksam machte: Das Blutspendezentrum beider Basel und das Universitätsspital Basel suchten explizit «Rare Donors»; also Spender mit speziellen Blutgruppenmerkmalen. Richtig glücklich sei er gewesen, als er den Aufruf sah. Noch am selben Tag beschloss er, an der Blutspendeaktion teilzunehmen; nicht zuletzt, um zu sehen, wie sie hier in Basel abläuft. Als Doktorand am «National Institute of Pharmaceutical Education and Research» im indischen Nagar hat er selbst Blutspendeaktionen durchgeführt – mit 50 bis 60 Spenderinnen und Spendern jährlich.

Begabter Forscher an Maus-Modellen

Anderen zu helfen gehört auch in Raghuvir Gaonkars Beruf zu seinen Hauptaufgaben: Er forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Mäusen, um später bei Krebsfällen helfen zu können. «Meine Aufgabe ist es, neuartige Peptide zu synthetisieren, die für die Therapie von Krebspatienten eingesetzt werden könnten. Bevor wir diese an Menschen anwenden, führen wir die gesamte präklinische Arbeit, sowohl in vitro als auch in vivo, an Mäusen durch.» Der Postdoktorand ist hoch qualifiziert in der Arbeit mit Maus-Modellen – auch dank eines Ausbildungsprogramms, das er in Zürich absolviert hat. Neben der Forschung fällt natürlich auch jede Menge Schreibarbeit an: Er hält nach Stipendien Ausschau, erstellt wissenschaftliche Berichte, erfasst Manuskripte für die Publikation und in Zukunft leitet er sogar Master-Studentinnen und -studenten bei der Fertigstellung ihrer Dissertation an.

Eine Datenbank mit seltenen Spenderinnen und Spendern

Nach der Spende unterzog das hochmoderne Labor des Blutspendezentrums SRK beider Basel auch Raghuvir Gaonkars Blut weiteren speziellen Tests, zusätzlich zu den herkömmlichen, um herauszufinden, ob sein Blut ein seltenes Blutgruppenmuster aufweist und er somit in das nationale Register aufgenommen werden könnte. Je mehr Menschen mit Migrationshintergrund beim BSZ Blut spenden, desto grösser ist die Chance, sie als Rare Donor zu identifizieren, ins Register aufzunehmen und so gemeinsam Leben zu retten.

Ziel ist es, die nationale Rare-Donor-Datenbank mit möglichst vielen diversen Blutgruppenmustern zu erweitern, um im Bedarfsfall so rasch wie möglich einen zum benötigten Blutgruppenmuster passenden Rare Donor abrufen zu können.

«Blutspenden ist ein nobler Akt»

Raghuvir Gaonkar selbst konnte nicht als seltener Spender identifiziert werden, nichtsdestotrotz will er noch viel Blut spenden. Angst vor der Nadel hat er längst keine mehr. Immer wieder betont er, welch nobler Akt das Blutspenden sei: «Nichts ist so wichtig und wertvoll, wie ein Leben zu retten. Es macht mich glücklich, dass ich dies mit relativ wenig Aufwand erreichen kann und dabei so viel zurückerhalte – ganz abgesehen von dem guten Gefühl danach». Wer Blut spendet, erhält neben der Verpflegung und Betreuung automatisch einen kleinen Gesundheitscheck mit dazu: Bluttest, Messen des Blutdrucks und des Pulses.

Seine internationalen Kolleginnen und Kollegen am Unispital Basel motiviert er, ebenfalls zu spenden und vielleicht sogar als Rare Donor identifiziert zu werden: «Blutspenden gibt einem ein ganz besonderes Gefühl. Ihr versteht was ich meine, sobald ihr selber Blut spendet».


Arbeitsheimat Radiopharmazeutische Chemie: (von links) Prof. Melpomeni Fani, Luigi Del Pozzo, Raghuvir Gaonkar, Dr. Rosalba Mansi


Was sind Rare Donors und warum sind sie so wichtig?

Die Blutgruppeneigenschaften sind genetisch bedingt und werden von den Eltern vererbt. Somit können sie zwischen Bevölkerungsgruppen stark variieren. Wer wie Raghuvir Gaonkar eine andere ethnische Herkunft als die europäische (kaukasische) hat, verfügt über ein im Vergleich zu Westeuropäern unterschiedliches, potenziell seltenes Muster. Da wir in der Schweiz migrationsbedingt vermehrt Patientinnen und Patienten aus anderen Bevölkerungsgruppen als nur die europäischen versorgen, hat sich die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit seltenen Blutgruppenmustern erhöht. Das Blutspendezentrum SRK beider Basel sucht immer explizit nach Menschen mit Migrationshintergrund, die in der Schweiz leben, um sie bestenfalls in das nationale Rare-Donor-Register aufzunehmen.

Es gibt Patientinnen und Patienten mit seltenen Blutgruppeneigenschaften, die zum Teil so aussergewöhnlich sind, dass überhaupt nur wenige Blutspendende weltweit mit den exakt gleichen Blutgruppeneigenschaften bekannt sind. Die Ähnlichkeit der Muster ist bei einer Blutspende jedoch zentral: Sind die Muster zu ungleich, kann es sein, dass beim Empfänger eine Immunabwehr (Antikörper) gegen die blutgruppenspezifischen Antigene im Spenderblut gebildet wird. Die Folge wäre eine Zerstörung der transfundierten Zellen im Kreislauf des Patienten, was zu schweren Komplikationen führen kann.

Mit seiner Blutspende unterstützte auch Raghuvir Gaonkar das BSZ beider Basel aktiv bei der Suche nach seltenen Spenderinnen und Spendern und hofft, dass ihm viele seiner Kolleginnen und Kollegen folgen werden. Immerhin arbeiten am Universitätsspital Basel Menschen aus 84 Nationen.


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