Text von Annick Wangler

«Jede Minute zählt»

Warum ein neues Gerät in der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin den grossen Unterschied macht.

Es ist imposant, glänzt weiss und erinnert auf den ersten Blick an ein MRI-Gerät. Doch nein, dieses brandneue PET-CT-Gerät hat kaum Gemeinsamkeiten mit einer MRI-Kamera. Seine Aufgabe: dem Team der Nuklearmedizin den Alltag erleichtern und die Untersuchungszeit für Patientinnen und Patienten verkürzen.

«Nein, Musik hören kann man leider nicht!» Haris Hasanic, stellvertretender Teamleiter Nuklearmedizin, spricht in die Gegensprechanlage und blickt dabei durch eine Glasscheibe in den Untersuchungsraum. Dort liegt Patient Driton Merani* bereit für seine Untersuchung mit dem neuen PET-CT-Gerät. PET steht für Positronen-Emissions-Tomografi e, CT für Computertomografi e. Mit der Kombination der beiden Funktionen in einem Gerät können vor allem Krebsgeschwüre, aber auch Entzündungen von Kopf bis Fuss sichtbar gemacht werden. Die Stimmung im heutigen Dreierteam hinter der Scheibe in der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin schwankt zwischen fröhlich und angespannt – denn an diesem Morgen arbeiten sie zum ersten Mal mit dem neuen PET-CT-Gerät. Nicht, dass sie den Umgang damit nicht kennen würden, denn sie arbeiten bereits mit einem solchen Gerät. Nun kommt aber ein brandneues dazu. «Das ist wie Velofahren. Eigentlich weiss man, wies geht und doch ist alles anders», sagt Haris Hasanic in breitem Baseldeutsch und lächelt verschmitzt unter seiner Maske. Den Patienten Merani hat er in seiner zweiten Muttersprache auf Bosnisch empfangen. Driton Merani wird nun per Knopfdruck in das PET-CT-Gerät hineingefahren. Sein ganzer Körper soll abgebildet werden. Rund zehn Minuten braucht es dafür. Ein Zeitgewinn. Denn dank des neuen PET-CT-Geräts dauert die Untersuchung rund fünf Minuten weniger lang. «Das ist gut für uns und für die Patientinnen und Patienten», so Haris Hasanic. «Dank dem zweiten, schnellen PET-CT können wir mehr Termine anbieten. Das heisst, die Patientinnen und Patienten bekommen umgehend ihre Untersuchung. Ohne Wartezeit.»

Der Faktor Zeit zählt bei jedem Schritt. Denn vor der Untersuchung wird der Patientin, dem Patienten eine Art radioaktiver Zucker in die Vene gespritzt. Dieser zerfällt schnell. «Darum muss die PET-CT-Bildgebung effizient geplant und gut aufeinander abgestimmt sein – nicht, dass wir dann für den letzten Patienten, die letzte Patientin plötzlich keine Substanz mehr haben», erklärt Haris Hasanic. Ist die radioaktive Substanz erst einmal im Körper, sammelt sie sich an Orten, wo besonders viel Zucker verbraucht wird, wie zum Beispiel in Krebsgeschwüren und deren Ablegern.

Millimeter für Millimeter wird Driton Merani durch die weisse Röhre gefahren. «Alles gut bei ihnen?», fragt Haris Hasanic. Aus der Gegensprechanlage summt und piepst es. Die Arbeitsgeräusche des PET-CTGeräts. Es gibt zwei Untersuchungsringe. Der Computertomograf übernimmt das Röntgen. Die PET-Kamera macht den radioaktiven Zucker sichtbar. Daraus entsteht ein Bild, das wie Kunst anmutet. In schwarz-schweiss-grauen Schattierungen werden der Körper und die Organe von Driton Merani abgebildet. «Da sieht man es leider schon, da ist alles voll mit Krebs.» Haris Hasanic meint die schwarzen Punkte auf Wirbelsäule und Rippen, die auf Ableger hindeuten. «Mich berühren am meisten Kinder oder frisch gebackene Eltern, die bei uns untersucht werden. Daran knabber’ ich manchmal tagelang.» Umso mehr ist Haris Hasanic dankbar für seine beiden gesunden Kinder. Sagts und springt auf, um Driton Merani beim Aufstehen zu helfen. Freundschaftlich klopft er ihm auf die Schulter. Über das Resultat der Untersuchung darf er keine Auskunft geben – das macht dann der Onkologe. Der kann dann auch gleich Lösungen vorschlagen. «Uns ist es wichtig, dass sich die Patientinnen und Patienten wahrgenommen fühlen. Auch wenn wir unter Zeitdruck stehen.» Haris Hasanic nestelt unruhig an seiner Maske und macht klar – er muss weiter. Hinter der Tür wartet schon der nächste Patient.

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