Text von Jennifer Degen

Der Erfahrungsaustausch hat mir Sicherheit gegeben

Letztes Jahr hat Marieke Brinkmann nach ihrer Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau eine Stelle auf der Medizin 7.1 angetreten. Während der ersten Monate hat sie parallel dazu den obligatorischen Kurs für neue Berufseinsteigende besucht.

Marieke Brinkmann, wovor hatten Sie als neue Berufseinsteigende am meisten Respekt?

Für mich war besonders der Wechsel in eine neue Abteilung eine Herausforderung. Während der Ausbildung hatte ich meist mit Kurzzeitpatientinnen und -patienten zu tun und auf der Medizin 7.1 neu mit Langzeitpatientinnen und -patienten, die überwiegend einen hämatologischen, onkologischen oder nephrologischen Schwerpunkt haben.

Wie konnte Sie der Kurs für neue Berufseinsteigende bei dieser neuen Aufgabe unterstützen?

Es kamen immer wieder langjährige Berufsleute in den Kurs und wir konnten beim sogenannten Aktionslernen konkrete Fälle aus unserem Alltag mit ihnen besprechen. Ich konnte zum Beispiel die Verantwortung zum Thema machen, die ich trage, wenn ich einem Patienten recht engmaschig eine Chemotherapie verabreichen muss. Und auch die Unsicherheit, die mich dabei als Neueinsteigerin begleitet: Geht es zu schnell? Mache ich alles richtig? Es hat mir gut getan, zu merken, dass auch andere Momente der Unsicherheit haben und man diese im Team auch äussern darf.

Ein Element dieses Kurses ist der «Raum des Schreckens». Was muss man sich darunter vorstellen?

Es ist ein Patientenzimmer, in dem massenhaft Stolpersteine und Fehlerquellen versteckt sind: zum Beispiel spitze Gegenstände im Bett, falsch angeschriebene Infusionen, ein zu hoch eingestelltes Bett. Unsere Aufgabe war es, diese Fehler zu finden und damit unsere Aufmerksamkeit im Arbeitsalltag zu schulen.

Hat Sie der Kurs auch darauf vorbereitet, was zu tun ist, wenn Sie trotzdem einen Fehler machen?

Ja, man hat uns nochmals auf das Fehlermeldesystem hingewiesen, bei dem man Fehler anonym melden kann. Und auf das auch alle Zugriff haben, um zu sehen, wo häufig Fehler passieren und wo man entsprechend aufpassen muss.

Erinnern Sie sich an einen Input, der Ihnen jetzt, nach einem Jahr im Berufsalltag, äusserst wichtig erscheint?

Ja, mich hat vor allem der Besuch des Palliative Care-Teams beeindruckt. Mir ist dort bewusst geworden, dass man die Palliative Care oft zu spät beizieht, also erst bei begonnener Sterbephase. Dabei wäre es so wichtig, dass man mit einer Patientin, einem Patienten im Falle eines Therapieabbruchs schon früh bespricht, wie die Lebensqualität auf einem möglichst hohen Niveau gehalten werden kann. Das ist gerade auf der Abteilung, auf der ich arbeite, sehr wichtig.

Was war für Sie das Wertvollste an diesem Kurs?

Das war ganz sicher der intensive Austausch mit anderen Berufseinsteigenden und langjährigen Fachleuten. Der Erfahrungsaustausch hat mir Sicherheit gegeben und gezeigt, dass man immer und in jeder Situation fragen darf. Besser einmal zu viel als zu wenig.

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