Text von Rolf Zenklusen

Mit dem Reinigungswagen durch die Nacht

Laura Irimia, Mitarbeiterin der Reinigungsdienste, mag Nachtarbeit. Die 33-Jährige reinigt und desinfiziert dort, wo sie gerade gebraucht wird. Am meisten läuft nachts auf der Intensivstation, auf dem Notfall und auf der Geburtsabteilung.

Mit leisen Schritten geht sie durch die langen Gänge, schiebt den Reinigungswagen vor sich her. In den hell erleuchteten Räumen spürt man kaum, dass draussen tiefe Nacht ist. Plötzlich läutet das Telefon. «Ich werde im Notfall gebraucht», sagt Laura-Madalina Manicatide-Irimia und eilt zu ihrem Einsatzort. Ihren langen Namen kennen übrigens nur die wenigsten; auf dem Namensschild steht Laura Irimia. «Nenn mich einfach Laura», lacht sie. Als Mitarbeiterin der Reinigungsdienste ist sie zuständig für alle Bereiche, die in der Nacht in Betrieb sind. Auf dem Notfall, auf der Intensivstation und auf der Geburtsabteilung läuft während der Nacht am meisten. «Wenn eine Patientin oder ein Patient verlegt wird, muss das Zimmer gründlich gereinigt und desinfiziert werden», erzählt Laura. Auf der Intensivstation bringt sie zweimal pro Nacht frische Wäsche und entsorgt den Abfall. « Sonst arbeite ich einfach dort, wo man mich braucht. » Es kann passieren, dass sie fast gleichzeitig zu drei verschiedenen Orten gerufen wird. Sie entscheidet dann selber, welchen Einsatzort sie zuerst aufsucht. «Ich mag es, wenn viel los ist. Die Abwechslung ist schön.»

«Ich habe geweint um sie»

Laura Irimia arbeitet seit vier Jahren für die Reinigungsdienste des Universitätsspitals. An Dinge, die Aussenstehenden unangenehm erscheinen können, hat sie sich rasch gewöhnt. Auf der Geburtsabteilung trifft sie manchmal auf viel Blut, auch Erbrochenes muss sie immer wieder wegwischen. Einige Male hat sie Leute sterben sehen. «Das darf man nicht zu sehr an sich heranlassen», erzählt sie. Als eine junge Frau starb, die sie während eines Reinigungseinsatzes kennengelernt hatte, ist ihr das dann aber doch ans Herz gegangen. «Ich habe geweint um sie – auch zu Hause noch.» 

In ihrer Heimat Rumänien hat die 33-Jährige ein Wirtschaftsstudium begonnen, bevor sie auswanderte und sich mit verschiedenen Jobs über Wasser hielt. Laura Irimia kann sich in vier Sprachen ausdrücken und kann sich vorstellen, sich später zur Fachfrau Gesundheit ausbilden zu lassen. «Zuerst muss ich aber besser Deutsch lernen», erklärt sie. Und betont, wie gern sie am Universitätsspital Basel arbeitet. «Hier möchte ich unbedingt bleiben. Das Unispital ist ein sehr guter Arbeitgeber.» 

Laura lacht viel, ist zufrieden mit der Arbeit; es gefällt ihr auf der Nachtschicht. «Wer nachts arbeitet, hat mehr Freizeit», findet sie. Wenn sie frei hat, geht sie gern in die Stadt spazieren und etwas trinken. Oder Laura Irimia bleibt zu Hause, wo sie gern Bücher liest oder Dokumentarfilme schaut. Und – wen wundert’s – sie mag die Hausarbeit und das Reinigen. «Ich liebe es, wenn es sauber ist», sagt sie und huscht mit ihrem Reinigungswagen fast lautlos davon.

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