Annick Wangler

Berufsschau: erster Kontakt mit der Zukunft

Zum ersten Mal haben im Herbst rund 1’800 Schülerinnen und Schüler im Zentrum für Lehre und Forschung (ZLF) die Stände über die Spitalberufe besucht.


«Das USB als Lehrbetrieb ist ein Paradies»

Monique dos Santos arbeitet seit zehn Jahren in der Aufbereitungseinheit Medizinprodukte AEMP. Seit fünf Jahren ist sie Berufsbildnerin. An ihrem Stand an der USB-Berufsschau durften die Schülerinnen und Schüler OP-Instrumente aufbereiten.

Was konnten Sie den jungen Standbesucherinnen und -besuchern mitgeben?

Alle haben mich gefragt, warum ich meinen Beruf so gerne mache. Ich habe dann gesagt: «Es ist für die Patientinnen und Patienten. Morgen könnte es für dich sein, deine Schwester, dein Mami. Dann bist du froh, wenn ich meine Arbeit gut erledige.» Das heisst, wenn die Instrumente steril sind.

Was wollten die Kinder alles wissen?

«Wussten Sie schon in der Sekundarschule, dass Sie das machen wollten?» Da musste ich schmunzeln. Ich habe die Sekundarschule in Brasilien gemacht. Da wusste ich noch gar nichts von diesem Beruf.

Hätten Sie damals auch gerne eine Berufsschau gehabt in Brasilien?

Auf jeden Fall. Man ist noch so jung. Vielleicht weiss man nach dem Tag noch nicht, was man machen will, aber man weiss, was man nicht machen will. Das haben wir an unserem Stand erlebt, «Ui nein Blut, uh Knochen, nein danke». Und andere haben gesagt: «OP anschauen – mega spannend». Da merkt man, das war der erste Kontakt mit der Zukunft.

Was bringt der Event?

Ich finde es toll, dass das USB so was organisiert. Weil: Wenn man an Lehren im Spital denkt, dann denkt man zuerst an Pflege. Und dann entdeckt man Logistik, Reinigung oder Kinderbetreuung. Ich finde es schade, dass die Berufsschau erst wieder in zwei Jahren stattfindet. Bei mir am Stand waren zwei 13-Jährige. Die haben mir gesagt: «In zwei Jahren komme ich zu dir die Lehre machen.»

Wie sind Sie ans USB gekommen?

Eine gute Freundin hat hier in der Sterilisation gearbeitet. Die hat immer gesagt «bewirb dich bei uns». Und ich hatte gerade meine Lehre als Detailhandelsfachfrau in einer Bäckerei abgeschlossen. Da habe ich zuerst gedacht «Spital wäre nichts für mich». Ich hatte so ein Bild von einem Spital im Kopf, dass man da ganz ruhig sein muss. Meine Kollegen haben darum gesagt «du bleibst nicht lange». Ich rede ja sehr gerne und bin mit Menschen in Kontakt. Aber ich habe mir gedacht, ich probiere das einfach. Und jetzt bin ich zehn Jahre da. Meine Arbeitskollegen haben keine Ruhe vor mir (lacht).

Was war der tollste Moment der Berufsschau?

Viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Spital sind vorbeigekommen und haben gefragt, was wir genau machen: «Man sieht euch nie», haben sie gemeint. Wir arbeiten ja im Untergeschoss. Das war das Tollste, dass die Leute, also auch die Lehrerinnen und Lehrer und sogar eine Berufsberaterin, vorbeigekommen sind. Sie haben uns nicht gekannt.


«Mir wurde nochmals bewusst, wie cool mein Beruf ist»

Isatou Camara ist im dritten Lehrjahr zur Medizinischen Praxisassistentin MPA. An ihrem Stand an der USB-Berufsschau wurde Fake-Blut aus Plastikarmen genommen oder der Blutdruck gemessen.

Was war der tollste Moment an der Berufsschau?

Als die jungen Schülerinnen und Schüler gekommen sind und sich für meinen Beruf interessiert haben. Sie haben so gestaunt und ich habe dann versucht, Werbung zu machen (schmunzelt). Und ich habe gemerkt, wie cool mein Beruf ist. Was ich alles mache, was nicht alltäglich ist. Eine Vorbildfunktion zu haben, das hat mir mega gefallen.

Was konnten Sie den Schülerinnen und Schülern mitgeben?

Ich glaube, sie haben gemerkt, wie viel Spass es mir macht. Und ich habe mich dann an mich selbst erinnert, als ich noch eine Lehrstelle gesucht habe und etwas verzweifelt war. Die Schüler haben mich auch gefragt, welche Eigenschaften sie haben sollten. Da habe ich betont: Offenheit und die Fähigkeit, mit verschiedenen Menschen und Altersgruppen zu kommunizieren. Und ich habe auch gesagt: «Macht euch nicht zu viele Sorgen um die Noten, sondern um das Auftreten beim Bewerbungsgespräch oder beim Schnuppern. Jemand mit einer 4.5 im Durchschnitt, aber einem super Auftreten, hat mehr Chancen als jemand mit einer 6, der aber eine lahme Schnecke ist», wenn ich das so sagen darf.

Wären Sie selber auch gerne an eine Berufsschau gegangen?

Ja, es hätte mir sehr geholfen. Denn über die Berufe im Internet zu lesen, ist etwas Anderes, als mit jemandem persönlich zu reden.

Warum machen Sie Ihre Lehre am USB?

Die meisten MPAs arbeiten ja in einer Praxis. Ich habe zuerst dort geschnuppert, denn ich wusste nicht, dass es den Beruf auch am Spital gibt. Da ich aber gerne in grossen Teams arbeite, bin ich ans USB gekommen. Ich wollte was Grosses erleben. Es ist die richtige Entscheidung gewesen. Weil ich doch schon sehr viel gesehen habe und sehr viele verschiedene Menschen kennengelernt habe. Ausserdem konnte ich bis jetzt meinen «Rucksack» gut packen und sehe daher eine gute Zukunft in meiner Karriere für mich. Das wäre anders gewesen, wäre ich nicht ans USB gekommen.

Was bringt die Berufsschau?

Ich denke, es bringt was, weil die Schülerinnen und Schüler mehr Informationen brauchen. Sie haben sich dann unglaublich viel aufgeschrieben. Und sie haben gemerkt, dass sie nicht die einzigen sind, die noch nicht genau wissen, wohin. Es sind auch Schüler aus verschiedenen Schulhäusern gekommen und die konnten sich dann auch unterhalten. Das war ein guter Austausch.

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