Annick Wangler

Arthrose ade: wieder beweglich dank Nasenknorpel im Knie

Arthrose und Bandscheibenvorfälle heilen – das ist der visionäre und doch greifbare Traum von Prof. Ivan Martin, dem Leiter des Departements Biomedizin, im Rahmen des Innovations-Focus Regenerative Chirurgie. Dabei spielen Glacés für ihn eine besondere Rolle.

Prof. Martin, Sie forschen über Geweberegeneration und am Wochenende, in Ihrer «freien» Zeit, helfen Sie im Glacé-Laden ihrer Frau. Was haben Glacéproduktion und Gewebezüchtung gemeinsam?

Es braucht für beides viel Kreativität. Einerseits, um neue Glacé- Sorten zu entwickeln, andererseits, um herauszufinden, wie man körpereigene Zellen steuert, damit sie kaputtes Gewebe regenerieren.

Kaputtes Gewebe, zum Beispiel bei Arthrose, betrifft ja viele Menschen …

… ja. Ich bekomme jede Woche Mails und Anrufe von Patientinnen und Patienten, die ihre Beweglichkeit wegen Arthrose verloren haben. Viele sind um die 50 bis 60 Jahre alt und merken, dass sie nicht mehr alles machen können. Da geht die Lebensqualität verloren. Klar, es ist nicht lebensbedrohlich, aber es beeinträchtigt das Leben enorm. Eine Prothese ist in diesem Alter nicht optimal, darum muss man etwas für diese Menschen tun.

Was hat sich denn seit der Einführung des Innovations-Focus vor vier Jahren geändert?

Dank dem Innovations-Focus haben wir mehr Patientinnen und Patienten in eben diesem Bereich – der Arthrose – behandelt. Früher haben wir uns auf frische Knorpel-Verletzungen konzentriert. Und wir haben uns zusätzliche Finanzierungen gesichert, zum Beispiel aus Stiftungen, dem Schweizerischen Nationalfonds SNF oder der Europäischen Gemeinschaft, damit wir diese klinischen Studien auch international mit grösseren Patientenzahlen durchführen können.

Wie stehen wir da im internationalen Vergleich?

Wir setzen zum Beispiel Nasenknorpel bei Arthrose im Knie ein. Das ist weltweit einzigartig. Ich bin überzeugt, dass viele der Patientinnen und Patienten davon profitieren und eine Prothese hinauszögern oder vermeiden können.

Wie lange wird das noch dauern?

Die klinischen Studien dauern vier bis fünf Jahre. Bis zur Zulassung und Routineanwendung – auch wenn nur für eine bestimmte Form der Arthrose – wird es aber noch länger dauern.

Sie drucken mit dem 3-D-Drucker Implantate und züchten Gewebe. Können wir irgendwann alles im Körper ersetzen?

Vor 30 Jahren gab es einen Hype darum, dass Gewebezüchtung die Welt revolutionieren wird. Und trotzdem stehen wir immer noch am Anfang. Wir müssen noch besser verstehen, was unser Körper braucht, um langfristig implantiertes Gewebe zu erhalten.

Gibt es Feedbacks von Patientinnen und Patienten, die Sie besonders berühren?

Ja, eine Frau, die wieder nach der Operation einen Halbmarathon gerannt ist – bis zum Ende ohne Schmerzen (lacht). Oder ein Video eines Patienten, der wieder Snowboard fährt.

Beschäftigt Sie der Innovations-Focus auch im Glacé-Laden?

(Schmunzelt) Die Kerngruppe, die den Innovations-Focus Regenerative Chirurgie skizziert hat, traf sich tatsächlich am Anfang in unserer Gelateria. Prof. Dirk Schaefer und andere Professoren in den chirurgischen und biologischen Disziplinen haben sich dabei ein Glacé gegönnt.

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