Claudia Kocher
«Jetzt kann ich auf den Bus rennen»
Die Rauchstopp-Sprechstunde am USB hilft Patientinnen und Patienten wie auch Mitarbeitenden, vom Nikotin loszukommen. Nebst Hilfsmitteln und psychologischer Begleitung ist auch der Blick in die Zukunft entscheidend: Wie sieht der Notfallplan für den Rückfall aus?
Es ist das dritte Mal, dass Urs Meyer zur Rauchstopp-Sprechstunde bei Denise Casanova erscheint. Die Beraterin möchte wissen, wie es dem 77-jährigen Ex-Raucher ergangen ist in den letzten zwei Monaten, die er rauchfrei lebt. Zuvor brachte ihn eine ernsthafte Erkrankung ans USB. Dort gab man ihm den Rauchstopp-Flyer mit. «Ich habe die Anmeldung zwar ausgefüllt, aber nicht abgeschickt. Meine Tochter, die den Zettel sah, tat dies hinter meinem Rücken.», sagt Urs Meyer.
Urs Meyer war als Kind bereits dem Zigarettenrauch seiner Eltern ausgesetzt. «Ich war wohl schon mit 12, 13 Jahren süchtig und habe dann auch schon früh den Eltern Zigaretten gestohlen oder sie am Kiosk für fünf Rappen pro Stück gekauft. So habe ich nun 50 Jahre lang geraucht, zwei Päckli am Tag.» Während dieser langen Raucherkarriere hat Urs Meyer immer wieder mal versucht aufzuhören. Erfolglos.
«Ich hatte keine grosse Erwartung, als ich hierherkam», erzählt Urs Meyer. Nachdem ich die Tabletten bekommen hatte, hatte ich von einem Tag auf den anderen kein Verlangen nach Tabak mehr. Am zweiten Tag rauchte ich nur noch sieben Zigaretten. Die Wirkung war gewaltig. Am dritten Tag rührte ich keine mehr an. Bis heute nicht.»
Die Lust nach Nikotin dämpfen
Die pflanzlichen Tabletten mit dem Wirkstoff Cytisin unterdrücken das Verlangen nach Nikotin. Nebenbei macht der Körper einen Entzug. «Wir empfehlen deshalb Hilfsmittel», erklärt Denise Casanova. «Dann muss man nicht auch noch körperlich leiden. Der körperliche Entzug geht rasch. In zwei Tagen ist es vorbei.»
Die Lust, zu rauchen, ist situationsabhängig. Für Urs Meyer war beispielsweise das Warten an der Busstation ein typischer Auslöser. «Ich weiss nun nicht, wohin mit den Händen. Aber eigentlich geht es gut.» Er ist überzeugt, dass er es dieses Mal endgültig geschafft hat. «Ich brauche es nicht mehr. Die Sucht war mühsam.» Sein Raucherhusten ist weg, er atmet freier und kann auch auf den Bus rennen. Sein Geruchssinn hat sich verbessert.
Fünf Minuten aus der Situation raus
«Denken Sie noch oft ans Rauchen?», will Denise Casanova wissen. «Ich will nicht mehr rauchen», wiederholt dieser bestimmt. «Aber notfalls könnte ich die Tabletten wieder nehmen.» Oder aber die Situation ändern. Zum Beispiel weglaufen und fünf Minuten warten. Oft verschwindet das Verlangen dann. Oder an einen Ort gehen, der nicht mit Rauchen verbunden ist. Bei Urs Meyer ist es das Schlafzimmer, das stets rauchfrei war.
«Was hat Ihnen in der Beratung am meisten geholfen?», fragt Denise Casanova bei der Verabschiedung. «Dass Sie nicht so lehrmeisterlich mit mir umgegangen sind», so Urs Meyer. Nach sechs Monaten und danach nach einem Jahr wird sie sich nochmals bei ihm melden. «Und bei Bedarf können Sie jederzeit wieder vorbeikommen.» Er habe keinen Bedarf, lacht dieser. «Bestimmt nicht.»
Was passiert in meinem Körper, wenn ich aufhöre zu rauchen?
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