Editorial

Lebensstoff auf Grenzen

Das Strässchen zu meinem Zuhause heisst Grenzweg und verbindet/trennt zwei Dörfer. Auf der einen Seite die Häuserzeile mit Blumengärten, gar Ziegen und Hühnern, auch sympathischen Gartenzwergen. Auf der Gegenseite ein weites freies Feld mit würdigem altem Baumbestand. Über mir der Himmel grenzenlos. Dem Grenzweg nach dem Tagewerk zu folgen, auch bei (Gegen)wind und Wetter, hat für mich eine besondere Bedeutung. Da fühle ich mich minutenlang frei wie ein Vogel und geborgen wie eine Haselmaus in ihrem Nest. Nein, ich würde nie die Abkürzung nehmen. Mein Grenzweg ist für mich goldrichtig, solange dieser vertraute Pfad nicht mein einziger bleibt und somit ein Holzweg wäre.

Über Grenzen schreiben? Seiten füllend. Gut ist dieses Textfeld begrenzt und die Gazzetta bereits ausgekleidet mit viel Stoff des Lebens: Grenzerfahrungen, aber auch Glück, Schicksal, Hoffnung. «Es gibt Grenzen – immer – und das ist gut so. Ohne diese gäbe es kein Glück. Und trotz der Grenzen – als Menschen können wir uns ändern und hoffen», so der Abschlusssatz von Prof. Manuel Battegay in seinem Interview – Stoff zum Nachdenken …

Ihre Gina Hillbert


Zu Gast am USB:

Grüezi & Ni hao

Gastarzt Shuaishuai Cao aus China im 3D Print Lab

Ich heisse Shuashuai Cao und bin 27 Jahre alt. Kürzlich habe ich nach fünf Jahren Zahnmedizin-Studium und weiteren drei Jahren Spezialisierung als Oralchirurg in Guangzhou, der drittgrößten Stadt Chinas, meine Ausbildung abgeschlossen. Mit der Unterstützung des «Chinese Scholarship Council» bin ich jetzt für drei Jahre am Universitätsspital Basel in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie tätig. Ich kenne Basel bereits aus einigen Publikationen über das 3D Print Lab, weil medizinischer 3D-Druck mein Forschungsgebiet ist. Seit Dezember 2017 arbeite ich nun im 3D Print Lab und am Department Biomedical Engineering in der 3D-Druck Forschungsgruppe. Schon als kleiner Junge wollte ich Arzt werden. Mein Vater ist ebenfalls Zahnarzt und ich habe sehr oft sein Tagesgeschäft mit den Patienten beobachtet. In naher Zukunft möchte ich als Kiefer- und Oralchirurg und Implantologe in China tätig sein. Hierfür werde ich meine Erfahrung, die ich hier am USB mache, nutzen, um Patientinnen und Patienten in China eine bessere medizinische Versorgung zu ermöglichen.

Mein erster Eindruck von Basel ist, dass es eine sehr kultivierte Stadt ist. Mir gefallen besonders die schöne Umgebung und das kalte Wetter. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Schnee gesehen, als ich auf dem Feldberg in Deutschland Ski gefahren bin. Das hat mir sehr viel Spass gemacht. Als nächstes werde ich Deutsch lernen, weil diese Sprache hier hauptsächlich gesprochen wird.

Shuaishuai Cao, was sind die Unterschiede zwischen dem Unispital Basel und einem Spital in China?

Da gibt es einige. Ein Unterschied ist, dass es hier viel weniger Patienten gibt, sodass die Ärzte mehr Zeit haben, um über die Behandlungen nachzudenken. Zweitens: In China arbeitete ich im Universitätsspital von Guangzhou, wo Operationsräume zehnmal größer sind als hier. Dafür gibt es nicht so viele medizinische High-Tech-Geräte und unser Krankenkassensystem ist noch nicht so gut etabliert wie hier. Unsere Regierung tut jedoch ihr Bestes, um es zu verbessern. China ist ein sich schnell entwickelndes Land und jedes Jahr bringt so viele Veränderungen, demnach wird das nicht allzu lange dauern. Man sieht diese Entwicklung auch in anderen Branchen. Chinas Bevölkerung steigt stetig und wird dadurch anonymer. Dies macht sich auch in der Arzt-Patient-Beziehung bemerkbar – weniger Ärzte für mehr Patienten. Das ist hier besser geregelt.

Was ist Ihr Eindruck bisher?

Zum einen wären das die High-Tech-3D-Drucktechnologie und zum anderen das Wissen um die Operationstechnik. Das USB hat deswegen einen sehr guten internationalen Ruf. Was ich mir für Chinas Spitäler wünsche, ist mehr Zeit für die Arzt-Patient-Beziehung und mehr Zeit für den interprofessionellen Austausch.

Ich möchte mich ganz herzlich bei Dr. Florian Thieringer und den Kolleginnen und Kollegen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und dem 3D Print Lab bedanken. Es ist mir eine Freude, als Gastarzt bei Ihnen zu sein und mit hervorragenden und berühmten Ärzten zusammenzuarbeiten.


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