Editorial

Lebensstoff auf Grenzen

Das Strässchen zu meinem Zuhause heisst Grenzweg und verbindet/trennt zwei Dörfer. Auf der einen Seite die Häuserzeile mit Blumengärten, gar Ziegen und Hühnern, auch sympathischen Gartenzwergen. Auf der Gegenseite ein weites freies Feld mit würdigem altem Baumbestand. Über mir der Himmel grenzenlos. Dem Grenzweg nach dem Tagewerk zu folgen, auch bei (Gegen)wind und Wetter, hat für mich eine besondere Bedeutung. Da fühle ich mich minutenlang frei wie ein Vogel und geborgen wie eine Haselmaus in ihrem Nest. Nein, ich würde nie die Abkürzung nehmen. Mein Grenzweg ist für mich goldrichtig, solange dieser vertraute Pfad nicht mein einziger bleibt und somit ein Holzweg wäre.

Über Grenzen schreiben? Seiten füllend. Gut ist dieses Textfeld begrenzt und die Gazzetta bereits ausgekleidet mit viel Stoff des Lebens: Grenzerfahrungen, aber auch Glück, Schicksal, Hoffnung. «Es gibt Grenzen – immer – und das ist gut so. Ohne diese gäbe es kein Glück. Und trotz der Grenzen – als Menschen können wir uns ändern und hoffen», so der Abschlusssatz von Prof. Manuel Battegay in seinem Interview – Stoff zum Nachdenken …

Ihre Gina Hillbert


Schön, dich kennenzulernen:

Leiter HIV-Sprechstunde trifft Operative Einkäuferin

Dr. Marcel Stöckle
Leiter HIV-Sprechstunde und Kaderarzt Infektiologie & Spitalhygiene

Ich stamme aus St. Gallen. Von hier aus führte mich mein Weg zum Medizinstudium nach Basel. Ich hätte auch in Zürich studieren können, doch ich bevorzugte die Ferne. Für die weiterführende Ausbildung ging ich dann nach Liestal und Bern. Bevor ich 2017 ans USB kam, unterbrach ich meine Ausbildung und reiste für drei Jahre nach Tansania. Dort erhielt ich die einmalige Chance, am Aufbau einer HIV-Klinik mitzuwirken, die als erste Klinik des Landes im ländlichen Gebiet mit HIV-Medikamenten therapierte. Den Menschen zu zeigen, dass sie nun eine Überlebenschance haben, war für mich eine sehr bewegende Erfahrung.


Michelle Wälterlin
Operative Einkäuferin

Ich bin ein Bebbi und liebe Basel. Als ich als Jugendliche meinen Vater im USB besuchte – er war langjähriger Mitarbeiter in diversen Abteilungen und Positionen –, wusste ich, dass auch ich einmal in diesem Betrieb arbeiten möchte (an dieser Stelle grüsse ich ganz herzlich meinen Vater Oscar Lopez). 1995 wurde ich dann als erste Lernende im Ausbildungszweig Lagerist (heute Logistiker) eingestellt. Das in einem eigentlich von Männern dominierten Beruf. Im Anschluss daran habe ich mich zur Einkaufsfachfrau weitergebildet.

Meine Ausbildung auf der Inneren Medizin, Infektiologie und Tropenmedizin schloss ich, wieder zurück in Basel, am USB ab. Heute leite ich die ambulante HIV-Sprechstunde und arbeite in der ambulanten Tropenmedizin. Etwa 70% meiner Tätigkeit macht die HIV-Arbeit aus, bei der ich etwa 150 Patientinnen und Patienten betreue. Die Mischung aus hausärztlichen Tätigkeiten und der Arbeit in einem Forschungsfeld, in dem sich sehr viel bewegt, begeistert mich am meisten. Man ist mit vielen anderen Spezialisten in Kontakt und Teil der Weiterentwicklung. Das ist toll.

Meine Freizeit beschränkt sich meist aufs Wochenende, da habe ich Zeit für Hobbys. Neben dem Radfahren und Laufen habe ich vor vier Jahren das Reiten für mich entdeckt. Meine Nachbarin besitzt Pferde und ich fragte sie einmal, ob man denn auch im hohen Alter noch das Reiten erlernen kann. Sie bejahte und seither reite ich im Gelände, nie auf Sandplätzen oder in Hallen, und mache Reiterurlaub auf Sardinien. Meine Frau versorgt in dieser Zeit unseren Hund und die drei Katzen, denn sie ist der felsenfesten Meinung, Pferde würden beissen und deshalb überlässt sie mir lieber diese. Mein Wunsch ist eine Japan-Reise. Meine Frau gibt zwei Japanerinnen ehrenamtlich Deutschunterricht. Das wäre eine perfekte Gelegenheit, vor Ort mit Einheimischen das Land zu erkunden.

Seit 2000 bin ich im Operativen Einkauf verantwortlich für die Infrastruktur und sorge dafür, dass alle unsere Techniker die Materialien für Reparaturen oder Instandhaltungen erhalten. In meiner Warengruppe verwalte ich derzeit aktiv 3‘500 Produkte (im gesamten Einkauf sind es rund 64‘000) und zusätzlich bin ich für die Ausführung der Einkaufstätigkeiten im Bereich Entsorgung, Reinigungsmaterial und Wäsche zuständig. Mir gefällt die Abwechslung im Job: Preise mit Lieferanten verhandeln, Sortiment anpassen und Kundenkontakt pflegen. Das birgt immer wieder neue Herausforderungen. Wenn beispielsweise keine Ersatzteile mehr produziert werden, muss ich mir eine andere Lösung überlegen. Derzeit kümmere ich mich auch darum, dass die Eiserne Lunge aus der Spitalsammlung wieder instandgesetzt werden kann.

Ich bin Mutter eines sechsjährigen Sohnes und gemeinsam machen wir gerne Ausflüge wie zum Beispiel ins Zooli. Ansonsten bin ich in meiner Freizeit sportlich vielseitig interessiert. Ich mache seit rund sechs Jahren Selbstverteidigung, Krav Maga, im Sportclub am USB und tanze leidenschaftlich gerne Salsa und Zumba. Diese Musikrichtung gefällt mir besonders gut, was sicher an meinen Wurzeln liegt. Ich bin in El Salvador geboren, allerdings im Alter von drei Jahren mit der gesamten Familie in die Schweiz ausgewandert. Ich spreche noch etwas Spanisch. Mein Sohn lernt es von seinen Grosseltern. Von väterlicher Seite aus erlernt mein Sohn Kantonesisch. Ich sehe mich als Baslerin mit Lateinamerikanischen Wurzeln und lege viel Wert auf die Schweizer Traditionen.


Michelle fragt, Marcel antwortet…


Engagierst du dich für soziale Projekte?
Ja, ich habe drei Jahre in Tansania gearbeitet. Im Team haben wir dort auf dem Land eine HIV-Klinik aufgebaut. Man trifft auf viele Schicksale und Familien, die ich auch danach noch eine Zeit lang unterstützt habe. Ansonsten bin ich noch im Vorstand der AIDS-Hilfe beider Basel vertreten. Dort betreuen wir kostenlos Menschen mit HIV und deren Angehörige.
Was gefällt dir besonders gut an deinem Job?
Die HIV-Sprechstunde hat eine Doppelfunktion. Zum einen kommen die Patientinnen und Patienten für die Behandlung der Infektionskrankheit, welche ein grosses Fachwissen dieser spezialisierten Medizin benötigt, und zum anderen üben wir oft auch hausärztliche Tätigkeiten aus. Diese Balance im Arbeitsalltag ist für mich besonders spannend.
Wie reagieren Patienten auf eine HIV-Diagnose?
Das ist ganz unterschiedlich. Manchen ist bewusst, dass sie sich einem Risiko ausgesetzt haben und sind dann nicht wirklich erstaunt darüber. Anderen war das Risiko überhaupt nicht bewusst und oft kommt die Diagnosestellung dann auch sehr spät. Dann braucht es viel Zeit, um die Patientinnen und Patienten aufzuklären und viele Fragen zu beantworten. Oftmals wird die Bedeutung der Diagnose unterschätzt, denn wird diese rechtzeitig gestellt, ist die Lebenserwartung so gut wie normal.
Hörst du gerne Musik?
Wenn, dann läuft bei mir abends das Radio.
Treibst du Sport?
Vor einigen Jahren habe ich begonnen zu reiten. Das ist etwas ganz Tolles.
Hast du ein Haustier?
Ja, einen Jack Russel – der ist klein, zeitintensiv, eigenwillig und intelligent. Ich gehe auch gerne bei Regen Gassi (dann, wenn alle anderen nicht so gerne rausgehen). Neben dem Hund haben wir auch drei Katzen.
Welche Jahreszeit ist deine liebste?
Für mich ist der Herbst die schönste Jahreszeit. Die Farben der Natur und das Essen, aber auch die melancholische Stimmung im Herbst, finde ich herrlich. Da ich in Tansania wirklich viel Sonne und vor allem Hitze kennengelernt habe, schätze ich heute alle Jahreszeiten.
Wenn du ein Tier wärst, welches wäre das?
Entweder eine Katze, das sind für mich erstaunliche Tiere oder aber ein Vogel. Es ist eine schöne Vorstellung, hoch oben am Himmel zu kreisen (nicht im Käfig).
Was würdest du niemals tun?
Bungee-Jumping oder Fallschirmspringen.
Hattest du als Kind einen Berufswunsch?
Ich hatte lange Zeit einen «Nicht-Berufswunsch», und das war Arzt. Ich wollte viel lieber Archäologe werden (und das war noch vor Indiana Jones) und habe dann auch ein Semester Archäologie in Basel studiert und im Römerlager Vindonissa gearbeitet, aber das war mir dann doch zu öde.
Was schätzen deine Freunde an dir?
Meine Hilfsbereitschaft, Geselligkeit und Unternehmungslust.
Wieso Basel?
Ich komme aus St. Gallen und damals konnte man Archäologie in der Deutschschweiz nur in Zürich oder Basel studieren. So entschied ich mich für Letzteres, unter anderem auch, weil Zürich zu nahe war und ich mal weiter weg von zu Hause sein wollte. 37 Jahre später bin ich nach ein paar Unterbrüchen immer noch hier.
Bist du Rheinschwimmer?
Jeden Sommer. Gerne auch mit den Kolleginnen und Kollegen über den Mittag. Das Rheinschwimmen bietet eine ganz eigene Sicht auf die Stadt, die mir so gut gefällt. Bald ist es wieder so weit.

Marcel fragt, Michelle antwortet…


Wenn du ein Tier wärst, welches wäre das?
Ich wäre eine Raubkatze, die finde ich wahnsinnig toll. Ob Puma, Löwe, Tiger oder Gepard, die sind alle so elegant und kräftig.
USB, ich wollte dir schon immer mal sagen …
Danke für die vielen spannenden Aufgaben, für das Angebot an Speisen, Sport und Weiterbildungen.
Engagierst du dich für soziale Projekte?
In meiner Freizeit engagiere ich mich für zwei soziale Projekte. Das eine ist «Weihnachten im Schuhkarton» (die Sammelstelle für die Schweiz ist unter anderen das USB) und das andere «Social Teddy, jeder Rappen zählt.» Als Teddy verkleidet gehen wir auf die Strasse und sammeln Spendengelder. Beides sind Projekte, die Menschen in Not oder solche, die in Armut leben, unterstützen.
Was gefällt dir besonders gut an deinem Job?
Es macht mir Spass, mit vielen verschiedenen Arbeitsgruppen zusammenzuarbeiten, sei es in meinem Team, mit Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen oder auch Lieferanten und Technikern. Die Produktvielfalt begeistert mich immer wieder.
Was darf nie fehlen?
Die Musik. Bei mir läuft von morgens bis abends Musik: zu Hause, im Fahrzeug, im Büro. Das brauche ich, es ist Lebenselixier für mich. Ich höre keine bestimmte Musikrichtung, sondern querbeet. Durch das Salsa tanzen habe ich die lateinamerikanische Musik neu für mich entdeckt.
Was ist dein beruflicher Werdegang?
Ich habe Logistikassistentin im USB gelernt, damals hiess der Beruf noch Lageristin. Durch Weiterbildungen habe ich mich dann in den Einkauf hochgearbeitet.
Welche Jahreszeit ist deine liebste?
Ich mag das Sonnenlicht, das unterstreicht meine Frohnatur am besten. Folglich liegt mir der Winter nicht so ganz.
Spielst du ein Instrument?
Leider nicht. Das einzige Instrument, das bei mir ab und zu zum Einsatz kommt, ist meine Stimme. Im Bekanntenkreis erhalte ich dafür positive Rückmeldung, aber vor einem grossen Publikum würde ich nicht singen, weil ich nicht so gerne im Rampenlicht stehe.
Treibst du Sport?
Neben dem Salsa, gehe ich regelmässig zum Zumba hier im USB. Bei schönem Wetter gehe ich gerne draussen in der Natur joggen und seit einigen Jahren mache ich aktiv Selbstverteidigung nach Krav Maga, ebenfalls hier am USB.
Hast du ein Haustier?
Bis vor zwei Jahren hatte ich drei Katzen und zwei Hunde, aber jetzt sind es nur noch zwei Katzen. Ich hätte gerne wieder einen Hund, aber leider fehlt mir dafür die Zeit. Ich liebe Tiere, die geben einem so viel zurück.
Was würdest du gerne einmal tun?
Eine Raubkatze streicheln.
Was würdest du niemals tun?
Der Tierschutz liegt mir sehr am Herzen, daher würde ich niemals ein Lebewesen umbringen. Für Spinnen habe ich einen Spinnenfänger.
Hattest du als Kind einen Berufswunsch?
Wie ganz viele andere Mädchen wollte ich irgendetwas mit Tieren machen.
Was schätzen deine Freunde an dir?
Für meine Freunde habe ich immer ein offenes Ohr und helfe bei Bedarf. Mit mir kann man Pferde stehlen, sofern es nichts Illegales ist.
Was gefällt dir an Basel?
Dass hier Menschen aus aller Welt leben und man einander mehrheitlich mit Toleranz begegnet.

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