Editorial

«zusammen» ist ein Bindewort ...

… ein wunderbar verbindendes Wort, das bedeutsamer denn je ist. Zusammenhalten ist angesagt. Wie es mit dem USB nach dem Nein zur Spitalfusion weitergeht, dazu äussert sich Spitaldirektor Dr. Werner Kübler. Ganz schön viel kommt in der Frühlings-Gazzetta zusammen. Wir berichten über die Zusammenführung unserer beiden Intensivstationen. Dann blicken wir auf das multidisziplinäre Angebot des Wirbelsäulenzentrums im Beitrag «Zusammengerückt für den Rücken». Zusammenhalt erst recht. Das gilt auch für ein Ehepaar – beide im USB seit vielen Jahren tätig – auf ihrer spektakulären Veloroute durch 14 Länder. In «zweiseitig» lernen Sie zwei Mitarbeiterinnen kennen, die nicht nur auf dem Bild zusammengefunden haben. «Zufall trifft Ada» – welche Geschichte eines Zusammenkommens sich dahinter verbirgt, auch das ist bemerkenswert. Nicht zu vergessen zwei Seiten einer Patientin, in deren jungem Leben schon so viel Schmerzendes zusammengekommen ist. Abgerundet wird diese Gazzetta mit der Kurzreportage über freiwillige Mitarbeitende in einem Sondereinsatz – ein eingespieltes Zusammenwirken auch da.

Fasst man all dies zusammen, ist offensichtlich: Alleingänge sind nicht mehr gefragt. Wie viel besser fühlt es sich an, zusammen unterwegs zu sein. Sinnigerweise kommt das Wort «zusammen» von «saman» (althochdeutsch): sammeln, der Samen, säen. Dem ist nichts hinzuzufügen.


Ihre Gina Hillbert


Zufall

trifft Ada

Weiter geht’s: intensive Besprechungstage im Januar 2019 im USB: von links: Joanna Timiliotis, Projektmitarbeiterin Ada Health im USB, Bibiana Blümke, Studienleiterin Ada Health, und PD Dr. Jens Eckstein

Weiter geht’s: intensive Besprechungstage im Januar 2019 im USB: von links: Joanna Timiliotis, Projektmitarbeiterin Ada Health im USB, Bibiana Blümke, Studienleiterin Ada Health, und PD Dr. Jens Eckstein

«Hallo Jens, ich bin hier um zu helfen». So meldet sich die App Ada bei mir, wenn sie helfen soll, meinen Gesundheitszustand besser zu verstehen und mich zum richtigen Zeitpunkt zur richtigen Behandlung zu navigieren. Die Geschichte, die ich hier erzähle, ist aber eine andere: Bei welcher Gelegenheit die Gesundheits-App mit dem schönen Namen Ada ins Universitätsspital Basel gekommen ist.

Neues fördern – die USB-Strategie bewirkt ein innovationsfreundliches Klima. In diesem Rahmen gibt es eine weitere Geschichte mit viel Innovationspotenzial und Forschungsmöglichkeiten, die, wie so oft, ihren Anfang in einer zufälligen, jedoch prägenden Begegnung zweier Menschen ihren Anfang nimmt.

Prolog
Unsere Geschichte beginnt in einer Bar in Tansania im April 2018. Martin Hirsch und ich waren beide für ein geplantes Förderprojekt der Basler Fondation Botnar dort und kamen beim Abendessen ins Gespräch. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich erstmals mehr über die von ihm entwickelte App Ada. Ich erzählte ihm von unseren Innovationszielen am Unispital. Das war tatsächlich einer dieser Momente, wo Raum und Zeit verschwinden und man auf eine Fortsetzung der Geschichte hofft.

Erstes Kapitel
Erfreulicherweise setzte sich die Geschichte fort. Martin Hirsch kam bald darauf nach Basel und konnte unsere ICT sowie einige Ärztinnen und Ärzte kennenlernen. Auch diese Begegnung verlief aussergewöhnlich gut. Die allgemeine Faszination für die Sache war bereits spürbar, danach war bei allen Anwesenden ein starkes Interesse an einer engeren Zusammenarbeit geweckt. Gegenseitige Sympathie und Interesse sind meines Erachtens grundlegende Zutaten für innovative Projekte, bei denen man im Vorfeld nie haargenau definieren kann, was das Resultat der gemeinsamen Anstrengungen sein wird.

Zweites Kapitel
Das nächste Kapitel in unserer Geschichte war ein von Martin Hirsch spontan zugesagter Vortrag im Rahmen der Semesterabschluss-Vorlesung im November 2018 zum Thema «Wissen – Denken – Entscheiden. Welche Rolle werden Klinik und Daten in Diagnose und Therapie spielen?» Dieser Vortrag war derart inspirierend, dass ich noch Wochen danach spontan positive Rückmeldungen dazu erhielt. Wie geht es nun mit der App Ada im USB weiter? Eine Frage, die nicht nur Martin und ich uns stellten. Wir sprachen bereits konkret über nächste Schritte und waren uns rasch einig, dass wir jemanden einstellen möchten, der diesen Prozess effizient vorantreibt. Nicht ganz zufällig verfolgte diese künftige Mitarbeiterin bereits im vollen grossen Hörsaal des ZLF den Vortrag und hoffte auf die Chance, mitzuwirken.

Drittes Kapitel
Der nächste Höhepunkt in unserer Geschichte war für mich die Reaktion der neuen Mitarbeiterin, als ich ihr direkt nach dem Vortrag sagen durfte, dass wir ihr die erhoffte Chance zur Mitarbeit an unserem innovativen Projekt mit Ada Health am USB bieten können. Sie hat inzwischen ihre Sprache wiedergefunden.

Das jüngste Kapitel
Im Januar 2019 kam Bibiana Blümke, Studienleiterin bei Ada Health, für zwei Tage nach Basel, um mit Vertreterinnen und Vertretern der Kliniken und Forschungsgruppen konkrete Projektvorschläge zu sondieren. Auch dieses Treffen war äusserst intensiv und von Ideen verschiedenster Fachbereiche getragen. Das spontane Interesse von Medizin, Notfallzentrum und Kardiologie, aber auch von Pathologie und sogar externer Meteorologie vermittelte einen Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten, die sich uns durch diese Zusammenarbeit bieten. Nach einer ersten notwendigen Priorisierung werden nun zwei Projekte in einem ersten Schritt gemeinsam umgesetzt.

Fortsetzung folgt
Ganz sicher werden uns Apps wie Ada nicht das Denken abnehmen, aber sie werden dabei helfen, das vorhandene Wissen und alle zum jeweiligen Patienten verfügbaren Informationen in die Diagnosefindung und Therapieentscheidungen zu integrieren.

Genauso wenig werden Algorithmen das Gespräch zwischen Behandlungsteam und Patient ersetzen. Nicht nur, weil es für eine erfolgreiche Behandlung meines Erachtens eine Beziehung zwischen Patient und Behandlungsteam braucht, sondern auch, weil diese Gespräche für mich zum Wichtigsten und Schönsten gehören, was unser Beruf zu bieten hat.

Naheliegenderweise werden wir die professionelle Version der App Ada bei uns im Universitätsspital Basel zusammen mit verschiedenen Patientengruppen testen, um zu überprüfen, wie genau die Diagnose, besonders bei unseren komplexeren Patientinnen und Patienten ist. Es wurde bereits an der Medizinischen Hochschule Hannover gezeigt, dass insbesondere bei sehr seltenen Erkrankungen (Rare Diseases) die App eine hervorragende Unterstützung bei der Diagnosefindung sein kann. Patienten, welche hingegen mehrere gesundheitliche Probleme gleichzeitig haben, werden mit Sicherheit eine Herausforderung für Ada in der aktuellen Version sein.

Die Daten unserer Studien wird man jedoch verwenden können, um den Algorithmus, welcher der App Ada zugrunde liegt, weiter zu verbessern, damit sie eines Tages auch bei komplexen Patientinnen und Patienten eingesetzt werden und Unterstützung bei der Diagnosestellung leisten kann.

Inwiefern wir als Behandlungsteam oder auch als Patient Vertrauen zu Apps entwickeln können oder warum das gerade nicht in diesem Masse geschieht, ist auch eine dieser spannenden Fragen, welche wir im Rahmen dieses innovativen Projekts untersuchen werden. Darum trifft es sich gut, dass unsere neue Mitarbeiterin Joanna Timiliotis ein Masterstudium in Psychologie absolviert hat.

So hat sich durch einen glücklichen Zufall innerhalb von weniger als einem Jahr eine sehr konkrete Zusammenarbeit entwickelt, von der sowohl das Universitätsspital Basel als auch Ada Health, hauptsächlich aber unsere zukünftigen Patientinnen und Patienten, mit grosser Wahrscheinlichkeit profitieren werden.
Noch wichtiger für eine gute Fortsetzung dieser Geschichte scheint mir aber, dass alle Beteiligten in erster Linie mit Leidenschaft, Neugierde und dem gemein samen Ziel, für Menschen und deren Gesundheit einen Mehrwert zu schaffen, daran mitschreiben.

Wer oder was ist Ada?
Ada heisst eine Gesundheits-App, die nach der britischen Mathematikerin und Pionierin der modernen Informatik, Ada Lovelace (1815 – 1852), benannt ist. Die App Ada kombiniert künstliche Intelligenz mit menschlichem Wissen, um Menschen dabei zu helfen, ihren Gesundheitszustand besser einzuschätzen. Sie ist in über 130 Ländern auf fünf Sprachen für iOS und Android verfügbar und soll kostenlosen Zugang zu medizinischem Wissen ermöglichen. Die professionelle (kostenpflichtige) Version ist Fachnutzern vorbehalten.

Die App Ada im App Store



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