Editorial

«zusammen» ist ein Bindewort ...

… ein wunderbar verbindendes Wort, das bedeutsamer denn je ist. Zusammenhalten ist angesagt. Wie es mit dem USB nach dem Nein zur Spitalfusion weitergeht, dazu äussert sich Spitaldirektor Dr. Werner Kübler. Ganz schön viel kommt in der Frühlings-Gazzetta zusammen. Wir berichten über die Zusammenführung unserer beiden Intensivstationen. Dann blicken wir auf das multidisziplinäre Angebot des Wirbelsäulenzentrums im Beitrag «Zusammengerückt für den Rücken». Zusammenhalt erst recht. Das gilt auch für ein Ehepaar – beide im USB seit vielen Jahren tätig – auf ihrer spektakulären Veloroute durch 14 Länder. In «zweiseitig» lernen Sie zwei Mitarbeiterinnen kennen, die nicht nur auf dem Bild zusammengefunden haben. «Zufall trifft Ada» – welche Geschichte eines Zusammenkommens sich dahinter verbirgt, auch das ist bemerkenswert. Nicht zu vergessen zwei Seiten einer Patientin, in deren jungem Leben schon so viel Schmerzendes zusammengekommen ist. Abgerundet wird diese Gazzetta mit der Kurzreportage über freiwillige Mitarbeitende in einem Sondereinsatz – ein eingespieltes Zusammenwirken auch da.

Fasst man all dies zusammen, ist offensichtlich: Alleingänge sind nicht mehr gefragt. Wie viel besser fühlt es sich an, zusammen unterwegs zu sein. Sinnigerweise kommt das Wort «zusammen» von «saman» (althochdeutsch): sammeln, der Samen, säen. Dem ist nichts hinzuzufügen.


Ihre Gina Hillbert


Zusammengerückt

für den Rücken

Das Wirbelsäulenzentrum des Universitätsspitals Basel bietet Patientinnen und Patienten ein einmaliges Setting zur Abklärung ihrer Rückenbeschwerden. Ein sehr erfahrenes multidisziplinäres Team rückt dafür zusammen. Wie dies im Alltag aussieht, zeigen wir hier.

Sprechstunde Spinale Chirurgie – ein Fallbeispiel
Der Patient A. F. (48) wird von seinem Hausarzt zugewiesen. Er hat seit Jahren Rückenschmerzen. Sein Beruf ist Koch. Wegen der Schmerzen sei er immer wieder arbeitsunfähig. Die Schmerzen nähmen von Jahr zu Jahr zu. Er habe schon viele verschiedene Schmerzmedikamente ausprobiert, immer wieder Physiotherapie gemacht und sogar mehrfach Spritzen bekommen. Geholfen habe das alles nicht viel und vor allem nicht anhaltend. Nun sei ein MRI der Lendenwirbelsäule gemacht worden; dieses zeige mehrere kaputte Bandscheiben. Das müsse man wohl operieren. Er äussert die Hoffnung, dass er durch eine Operation endlich wieder schmerzfrei sein werde.

Wir untersuchen Herrn F. in unserer spinalchirurgischen Sprechstunde und besprechen mit ihm unter Berücksichtigung auch des MRI-Befunds die Therapiemöglichkeiten. Wir müssen allerdings feststellen, dass eine Beseitigung der Schmerzen durch eine Operation – wie Herr F. sich das wünscht – nicht realistisch ist. Der Patient fühlt sich unverstanden, die Bandscheiben seien schliesslich kaputt, da müsse man doch was machen. Wie so oft gestaltet es sich schwierig, dem Patienten verständlich zu machen, dass man nicht jeden Rückenschmerz, und eben auch im Fall von A. F. diesen nicht, einfach «wegoperieren» kann.

Ein Einzelfall? Nein, Alltag.
80 Prozent der Bevölkerung hat ein- oder mehrmals im Leben Rückenbeschwerden. Bei circa 90 Prozent der Menschen (ohne weitere Risikofaktoren) verschwinden diese innerhalb von drei Monaten wieder. Die verbliebenen 10 Prozent bedürfen einer weiteren Abklärung. Nur bei einer klar definierten Schmerzursache kann man auch gezielt behandeln. Bei maximal 5 Prozent der Rückenschmerzpatientinnen und -patienten besteht die Möglichkeit einer Operation. Hierzu gehören zum Beispiel Krankheitsbilder mit einer Instabilität der Wirbelsäule oder einer Einengung von Nerven oder des Rückenmarks. Diese können durch einen Bandscheibenvorfall, einen Tumor, eine Entzündung oder eine Verletzung verursacht sein. In diesen Fällen ist das Behandlungskonzept in der Regel klar.

Die Mehrheit leidet unter sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen. Die Ursache ist hier oft eine Kombination verschiedener Faktoren. Eine wichtige Rolle spielen degenerative Veränderungen der Bandscheiben und kleinen Wirbelgelenke, Fehlstellungen, muskuläre Dysbalancen und Insuffizienzen, Übergewicht, neurologische, psychologische, angiologische, rheumatologische Ursachen oder auch eine Störung der Schmerzverarbeitung. Dann kommt man oft weder als Patient noch als behandelnder Arzt alleine weiter. Es braucht ein kompetentes Team, um das Gesamtproblem und ein Behandlungskonzept zu formulieren.

Passende Abklärungs- und Behandlungswege

Die verschiedenen Krankheitsbilder der Wirbelsäule erfordern unterschiedliche Abklärungen und Therapien. Um dem gerecht zu werden, haben wir in unserem Wirbelsäulenzentrum einen Abklärungs-Algorithmus festgelegt.

  • Fast-track-Sprechstunde Spinale Chirurgie
    Patientinnen und Patienten, welche dringend innert einer Woche gesehen werden müssen, werden umgehend informiert und aufgeboten.
  • Fachspezifische Sprechstunde
    Für alle Disziplinen des Wirbelsäulenzentrums können wir die erforderlichen fachärztlichen Abklärungen organisieren.
  • Interdisziplinäre Sprechstunde
    Ein Patient wird von zwei Fachdisziplinen gleichzeitig gesehen, beispielsweise von einem Schmerztherapeuten und einer Psychologin.
  • Erweiterter Indikationsrapport
    Für Zuweiser sowohl von intern als auch von extern gibt es die Möglichkeit, einen Patienten ohne dessen Anwesenheit zu besprechen.
  • Komplexe Abklärung
    Während eines in der Regel dreitägigen stationären oder auch ambulanten Aufenthalts kann ein multidisziplinäres Assessment durchgeführt werden. Der Patient oder die Patientin wird dabei durch verschiedene Fachdisziplinen gesehen und abgeklärt. Es können je nach Notwendigkeit alle am Universitätsspital Basel vorhandenen Fachdisziplinen hinzugezogen werden. Auch zusätzliche Bildgebungen, elektrophysiologische Untersuchungen und sogenannte interventionelle Massnahmen (Infiltrationen) können während dieses Zeitraums stattfinden. In jedem Fall erfolgt ein physiotherapeutisches und psychologisches Assessment. In der abschliessenden interdisziplinären Fallbesprechung wird gemeinsam die Therapieempfehlung festgelegt und danach mit dem Patienten ausführlich besprochen.

Zurück zu unserem Patientenbeispiel
A. F. wurde dem Setting «Komplexe Abklärung» zugeordnet. Im Rahmen des physio therapeutischen Assessments konnten eine Bewegungsangst und ausgeprägte muskuläre Defizite dokumentiert werden. Die psychosomatische Abklärung zeigte eine leichte depressive Störung und Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes. Eine rheumatische Grunderkrankung konnte ausgeschlossen werden. Gemeinsam mit der Schmerztherapie haben wir eine medikamentöse Therapie zur Schmerzdistanzierung, eine begleitende Psychotherapie zur Schmerzbewältigung und vor allem eine aktive Physiotherapie zur gezielten Rekonditionierung mit dem Patienten vereinbart. Wir werden den Patienten in sechs Monaten zu einer Kontrolluntersuchung wiedersehen.

In der Regel findet am Universitätsspital Basel keine Behandlung statt, sondern der Patient wird mit einem klaren Konzept und einer Behandlungsempfehlung entlassen. Mit dem zuweisenden Arzt stehen wir in Kontakt und besprechen gegebenenfalls weitere Massnahmen. Bei der Umsetzung von ambulanten Massnahmen (Physiotherapie, Psychotherapie) bieten wir Unterstützung an. Zur Sicherstellung des Therapieerfolgs vereinbaren wir routinemässige Kontrolluntersuchungen im Wirbelsäulenzentrum.

Ziel ist es immer, ein individuell auf den Patienten abgestimmtes Therapiekonzept auszuarbeiten und mitzugeben.

Ausstellung vom 11. April bis 10. Mai 2019
Das Universitätsspital Basel präsentiert: «Farben meines Lebens» – Bilder von Hannah Hommel
Klinikum 1, Spitalstrasse 21, Eingangshalle



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