Editorial

Es grünt so grün

Die Frühlingsausgabe 2017 enthält hoffentlich nicht nur Stilblüten, sondern eine Menge frisches Grün, aufspringende Knospen, Erspriessliches und Wachsendes. Das Universitätsspital Basel wächst permanent. Oder soll ich besser schreiben: Im Unispital wächst es ununterbrochen? Und ich meine damit nicht ausschliesslich die Bakterienkulturen. Zum Thema Wachstum gibt es zahlreiche anschauliche Beispiele. Ein besonderes ist leider schon lange verschwunden: die Gewächshäuser zwischen Klinikum 1 und dem Holsteinerhof, die im Zeitraum von 1945 bis Ende der 60er-Jahre für frisches Grün und ebenfalls gesundes Wachstum sorgten.

Sie können sich das nicht vorstellen? Den Beweis finden Sie exklusiv in der Gazzetta-Online.

Viel Vergnügen.

Ihre Gina Hillbert

Welche Faktoren verändern die Welt? Dieser Frage ist Jared Diamond 1997 in seinem Buch «Guns, Germs and Steel» nachgegangen. Die Antwort steht im Buchtitel, nämlich Waffen, Bazillen und Stahl.

Im Universitätsspital Basel (USB) kennen wir uns besonders gut mit Bazillen aus und stellen fest: Es stimmt. In den letzten Jahrzehnten hatten Tuberkulose, HIV und Malaria einen grösseren Einfluss auf die Krankheitsrate, Sterblichkeit und auf unser Sexualverhalten als jede andere Krankheit. Auch multiresistente Erreger rücken als Gefahr für den Menschen in unser Blickfeld. Dabei sind sie nicht nur ein medizinisches Problem: Am Weltwirtschaftsforum 2014 wurden sie als ökonomisches und politisches Schwerpunktthema behandelt. Ob Grippeviren, Ebola, SARS oder MRSA – Infektionserreger sind eine Bedrohung für die Welt, die Spitalwelt und also auch für das USB.

Aktuell hat die Grippeepidemie am USB gezeigt, wie eine wiederkehrende Infektionskrankheit das Spital an die Kapazitätsgrenze bringen kann. Dabei beginnt es oft harmlos: Zuerst sind es zwei, dann vier, plötzlich zehn oder dreissig Patienten, die mit einem Grippevirus hospitalisiert werden müssen. Die Kettenreaktionen, die sich aus den Kohortenstationen und der Suche nach Betten und Kapazitäten ergeben, haben Auswirkungen auf das ganze Spital. Es ist jede Kraft und ein übermässiger Einsatz der Mitarbeitenden gefordert, um unsere Patientinnen und Patienten gut zu versorgen.

Wie bei jeder Infektionskrankheit im USB zeigt sich in diesen Situationen, wie gut wir uns vorbereitet haben.

Vor 25 Jahren wurde dazu die Klinik Infektiologie & Spitalhygiene aufgestellt. Sie hat seither am USB viel verändert und verbessert. In dieser Zeit baute sie (neben anderen) den Konsiliardienst und die Spitalhygiene auf, die mit dem klinischen Mikrobiologielabor die Bewältigung auch schwieriger Infektionen möglich gemacht hat. Seit 1999 erfasst sie alle spitalerworbenen Infektionen und trifft Präventions- und Gegenmassnahmen. 2007 führte die Klinik die Messung der postoperativen Wundinfektionen ein und reduzierte damit die Infektionsrate um 30%. Letztes Jahr initiierte die Spitalhygiene zusammen mit neun USB-Kliniken eine neue Vorgehensweise, um postoperative Infektionen zu vermeiden.

Damit setzen die Kliniken die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits vor deren Erscheinen erfolgreich um.

Sowohl die Präventionsmassnahmen als auch die Therapien führen kurzfristig zu höheren Klinikkosten. Praktisch alle Studien weisen aber nach, dass sich der Präventions- und Therapieaufwand langfristig gesehen für alle lohnt: für die Patienten, weil sie von einer raschen und teilweise vollständigen Heilung profitieren; für die Kliniken, weil sie damit Kosten für langwierige und teure Behandlungen sparen; und für die Gesellschaft, die die Gesamtkosten für das Gesundheitswesen tragen muss. Die korrekte Dauer, die richtige Auswahl und das korrekte Spektrum der Antibiotikatherapie ist der tägliche Aufwand des Konsiliardienstes, der damit einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung des Auftretens von multiresistenten Erregern leistet.

SARS, Schweinegrippe, Ebola und die Grippeepidemie zeigen, dass das USB auch bei aussergewöhnlichen Situationen fähig ist, Gefahren durch diese Infektionskrankheiten zu bewältigen. Eine gute Vorbereitung, die richtigen Strukturen und hochmotivierte Mitarbeitende gehören dazu auf die Rezepteliste. Pflegepersonal, Labormitarbeitende sowie Ärztinnen und Ärzte haben in den letzten Monaten wieder einmal gezeigt, dass das USB zwar nicht auf Waffen und Stahl spezialisiert ist, auf Bazillen aber sehr wohl.

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor<br>

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor


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