Editorial

Es grünt so grün

Die Frühlingsausgabe 2017 enthält hoffentlich nicht nur Stilblüten, sondern eine Menge frisches Grün, aufspringende Knospen, Erspriessliches und Wachsendes. Das Universitätsspital Basel wächst permanent. Oder soll ich besser schreiben: Im Unispital wächst es ununterbrochen? Und ich meine damit nicht ausschliesslich die Bakterienkulturen. Zum Thema Wachstum gibt es zahlreiche anschauliche Beispiele. Ein besonderes ist leider schon lange verschwunden: die Gewächshäuser zwischen Klinikum 1 und dem Holsteinerhof, die im Zeitraum von 1945 bis Ende der 60er-Jahre für frisches Grün und ebenfalls gesundes Wachstum sorgten.

Sie können sich das nicht vorstellen? Den Beweis finden Sie exklusiv in der Gazzetta-Online.

Viel Vergnügen.

Ihre Gina Hillbert

Wie lebt es sich

als Hygienebeauftragte

Die Notwendigkeit eines bestmöglichen Hygienemanagements in Spitälern ist angesichts steigender Infektionen und der Verbreitung multiresistenter Erreger unerlässlich geworden. Geschultes Hygienepersonal sorgt dafür, dass Vorschriften im Alltag eingehalten werden. Die anspruchsvolle Aufgabe benötigt Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen. Hygiene ist im OP absolute Pflicht.

Im Spital lauern multiresistente Erreger wie beispielsweise MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) oder ESBL (Extended Spectrum-Beta-Lactamase). Sie sind für die Patientinnen und Patienten gefährlich und nur durch ein straffes Hygienemanagement zu verhindern beziehungsweise in Schach zu halten.

«Es sind schon die einfach umzusetzenden Schutzmassnahmen, die grosse Wirkung haben.»

Unsere Patientinnen und Patienten präventiv vor einer sogenannten nosokomialen Infektion zu schützen, ist Pflicht. Geschultes Hygienepersonal kann die Mitarbeitenden systematisch begleiten, anleiten und beraten. Dieser Einsatz führt nachweislich sowohl zu einer Reduktion von nosokomialen Infektionen als auch zur Senkung der Kosten. Es sind schon die einfach umzusetzenden Schutzmassnahmen, die grosse Wirkung haben: Exakte Händedesinfektion, sachgerechte Reinigung und Desinfektion von Flächen, korrekte Aufbereitung von Medizinprodukten und das Arbeiten unter sterilen Bedingungen.

Mein Einstieg in die Hygiene

Während fünf Jahren arbeitete ich im USB als Technische Operationsassistentin. Vor fünf Jahren begann ich die Weiterbildung zur Fachexpertin für Infektionsprävention. Mir war damals nicht bewusst, was in der Folge auf mich zukommen und welche Verantwortung ich durch meine neue Funktion tragen würde. Es lag nun an mir, einen Weg zu finden, die fest- und vorgeschriebenen Hygienemassnahmen in meinem Zuständigkeitsbereich OP Ost, OP West und Augenklinik konsequent umzusetzen. Ich wusste, das würde keine einfache Aufgabe sein. Ich würde mich also durchboxen müssen. Bekanntlich ist aller Anfang schwer.

Dranbleiben lohnt sich

Als Hygienebeauftragte wandert man auf einem Grat: einerseits geht es um den Schutz der Patientinnen und Patienten, andererseits um den Schutz der Mitarbeitenden. Mit diesem Spannungsfeld kann ich mittlerweile gut umgehen, weil ich merke, dass meine Arbeit etwas bewirkt und weil ich schon einiges verbessern konnte. Zudem bin ich ja nicht alleine. Ich kann immer mit der Unterstützung meiner Führungsverantwortlichen, allen voran Jürgen Schmidt, dem Leiter OP Pflege, rechnen. So habe ich in meinem Zuständigkeitsbereich die jährlichen hygienischen Audits eingeführt und 2016 erstmals auch eine Händehygienekampagne im OP durchgeführt, eine Premiere! Darauf gab es durchwegs positives Feedback. Auch unsere interne Asepsis-Statistik, die monatlich analysiert wird und uns aufzeigt, welche Faktoren die Sterilität bei den Operationseingriffen beeinträchtigen, konnte ich einführen. Sie dient der kontinuierlichen Qualitätsoptimierung unserer Arbeitsprozesse. Auch konnte ich sogar in die Fussstapfen einer Regisseurin und Drehbuchautorin treten, als wir zu Schulungszwecken einen Film über die präoperative Hautdesinfektion gedreht haben. Es war toll, einmal mitzuerleben, wie ein Film gedreht wird und auf was man alles achten muss.

Zusammenarbeit macht Spass

Viel Freude bereitet mir ebenfalls das Arbeiten mit anderen Bereichen. Dadurch habe ich die Möglichkeit, viele Kontakte zu knüpfen und bei neuen Projekten mitzuwirken. Besonders imponiert mir die Zusammenarbeit mit Inge Fey, Teamleiterin und Beraterin für Infektionsprävention Anästhesiepflege. Gemeinsam konnten wir einige Projekte, zum Beispiel neue Isolationsstandards und den Isolationswagen, rasch umsetzen. Wir erreichten zudem, dass der OP-Bereich erweitert und einige unserer Operationen in den ambulanten Bereich verlegt wurden, in die sogenannte «Grüne Zone». Zusammen mit der Abteilung Bildung und Entwicklung organisieren wir jährlich einen Basis-Kurs für ambulante OP-Pflege, in dem ich als Dozentin meine beiden Berufe miteinander verknüpfen kann. Darauf bin ich sehr stolz.

Hygiene zum «Anfassen»

Ich versuche, Hygiene überzeugend an meine Kolleginnen und Kollegen heranzutragen und vor allem ein Vorbild zu sein. Unterstützung dabei bekomme ich aus den eigenen Reihen vor allem von Link Nurse Jana Kury, die mich auch vertritt. Gemeinsam können wir den knapp 160 Mitarbeitenden eine adäquate Betreuung bieten. Natürlich ist es nicht immer einfach und oftmals sind die wiederholten Diskussionen ziemlich kräfteraubend. Einige sind jedoch angesichts der hohen Arbeitsbelastung auch verständlich: Natürlich ist es mühsam, im hektischen Arbeitsalltag nach jedem Handgriff zum Desinfektionsmittel zu greifen. Und dennoch wollen wir darauf achten, weil es so wichtig ist. Unabhängig von unserem Ausbildungsgrad verstehen wir uns als Multiplikatorinnen und Ansprechpartnerinnen in den jeweiligen Fachabteilungen. Wir unterstützen dabei, die Vorgaben und Empfehlungen zur Infektionsprävention umzusetzen. Als Bindeglied zwischen der Spitalhygiene und des Zuständigkeitsbereiches leisten wir als Fachpersonen Hygiene einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung der Weitergabe von multiresistenten Krankheitserregern sowie zur Entstehung und Verbreitung von Infektionen. Wir sind auch mitbeteiligt, das erworbene Wissen wie auch Änderungen in Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien an alle Mitarbeitenden weiterzugegeben. Wir haben somit die Funktion interner Beraterinnen. Die Tatsache, dass ich selbst aus dem OP komme, sehe ich als grossen Vorteil, vor allem wenn es darum geht, Prozesse zu optimieren. Viele Massnahmen sind in einem so komplexen Bereich wie im Operationstrakt mit verschiedenen Berufsgruppen nicht eins zu eins umsetzbar. Eine meiner Aufgaben ist es, die Hygienevorschriften den örtlichen Gegebenheiten, den Organisationsstrukturen und der Berufsgruppe anzupassen, damit Hygienemassnahmen für alle Beteiligten im Alltag lebbar und zum Anfassen werden.

«Hygiene schützt, rettet Leben und spart Kosten. Nie nachlassen! Dies zu vermitteln, ist unsere Aufgabe.»

Meine Einschätzung

Die Bedeutung von Hygiene wird leider immer noch unterschätzt. Das ist bedauerlich, denn es ist bewiesen, dass das konsequente Einhalten von einfachen Hygienemassnahmen Infektionen und Komplikationen vorbeugt. Auf den Punkt gebracht: Hygiene schützt, rettet Leben und spart Kosten. Nie nachlassen! Dies zu vermitteln, ist unsere Aufgabe. Zu Recht erwarten die Patienten von uns nicht nur, dass sie auf hohem Qualitätsniveau behandelt werden, sondern auch, dass alles dafür getan wird, damit sie nicht noch kränker werden. Die Patientensicherheit steht dabei über allem. Hygiene muss als zentrales Element der Qualität gelten. Sie muss vor allem auch in den Führungsebenen gelebt und als Qualitätsmerkmal erkannt werden. Nur so kann eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden und Hygienebeauftragten bestehen. Wenn sich Basishygiene in jeder Situation durchsetzt, haben wir sehr viel gewonnen.

Jürgen Schmidt, Leiter OP Pflege

«Neben den bestehenden Standardmassnahmen sind zusätzliche Hygienemassnahmen zur Infektionsprävention im OP erforderlich. Ziel aller Hygienemassnahmen bei invasiven OP Eingriffen ist gleichermassen der Schutz des betroffenen Patienten und anderer Patienten, sowie der Schutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor nosokomialen bzw. berufsbedingten Infektionen. Zu einem ausreichenden Infektionsschutz tragen betrieblichorganisatorische, funktionellbauliche und apparativ-technische Präventionsmassnahmen bei, weshalb ich als Leiter OP Pflege der Hygiene im OP eine wichtige Rolle beimesse und mein Team entsprechend unterstütze.»


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