Editorial

Bis zu 30 Grad Celsius: minus oder plus?

Gehe ich recht in der Annahme, dass wir jeweils ab dem 21. Juni von «Sommer» reden? Das Thema mag für mein Editorial banal sein, aber es beschäftigt mich als etwas kritischen Sprachmenschen punktuell doch sehr. Während der Entstehung der Sommerausgabe der Gazzetta stehen wir noch mitten im Frühling, aber überall ist zu hören und zu lesen: «Der Sommer kehrt zurück.» Ja, wo war er denn vorher? Hat er sich etwa frech eingenistet im Frühling? Und dieser konnte ihn nicht daran hindern, auszubrechen? Welche Naturgewalt auch immer dahinterstecken möge, egal, ob es noch einmal Schnee gegeben hat oder gar Sahara-Sand über die Lande gefegt ist, heute, an meinem Editorial-Schreibtag, ist laut Kalender immer noch Frühling. Punkt.

Und wissen Sie was? Ich missachte für einmal die Jahreszeiten, bin so frei und bringe aus voller Überzeugung in der Sommer-Gazzetta ein abkühlendes Bild. Damit liege ich voll im Trend. Sommerausgabe mit dem kältesten Bild der Welt: Nordpol, bis minus 35 Grad Celsius. Eine Ärztin und ein Arzt aus dem USB mit einer äusserst erwärmenden Geste. Alle, die vielleicht gerade in diesem Lesemoment heisse Celsius-Grade erdulden müssen, springen bitte direkt auf Seite 24, am besten noch mit einem eisgekühlten Getränk in Reichweite. Folglich wünsche ich Ihnen angenehme Lektüre bei für Sie wohltuenden Temperaturen – nicht zu heiss, nicht zu kalt – und einen Sommer, der sich dann nicht bereits in den Herbst verabschiedet hat.


Ihre Gina Hillbert


Zu Gast am USB:

Grüezi & Hej

von

Pflegeleitung Lilly Krogh aus Dänemark vom HOPE-Austauschprogramm

Mein Name ist Lilly Krogh, ich bin 57 Jahre alt und arbeite als Pflegeleiterin in der Kardiologie am Sygehus Lillebælt in Vejle (neuntgrösste Stadt Dänemarks). Unser Spital ist in drei Standorte aufgeteilt, insgesamt 700 Betten. Ich arbeite in einem Team mit 28 Pflegefachkräften und 14 spezialisierten Ärztinnen und Ärzten. Bei uns stehen die Patientinnen und Patienten an erster Stelle, das gefällt mir an meinem Job.

Ich bin zum zweiten Mal in der Schweiz. Beim ersten Besuch war ich zum Skifahren hier, was grossartig war. Der Grund meines zweiten Aufenthaltes ist das Austauschprogramm «HOPE» (European Hospital and Healthcare Federation). Die Idee des Programms besteht darin, die verschiedenen Gesundheits- und Spitalsysteme in Europa zu verstehen und die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Spitalpersonal in verschiedenen europäischen Ländern zu fördern.

Was erwarten Sie vom HOPE-Programm?

Ich bin für zwei Wochen am Universitätsspital Basel. Danach werde ich für weitere 14 Tage im «Pflegezentrum» in Zürich verbringen. Vom Programm erwarte ich mir viele Einblicke zu sammeln, neue Dinge zu sehen und mich von der Arbeitsweise anderer Spitäler inspirieren zu lassen. «HOPE» ist eine grossartige Gelegenheit – ich freue mich, hier zu sein.

Was ist Ihr Eindruck bisher?

Alle Mitarbeitenden, die ich hier kennengelernt habe, sind daran interessiert, mir zu erzählen, was sie am Unispital machen. Auch Werner Kübler hat sich Zeit genommen, mit mir zu reden und hat mir das Gefühl gegeben, ein wichtiger Gast zu sein. Das war wirklich nett.

Eine andere Sache, die mir besonders in Erinnerung bleiben wird, ist der fantastische Spitalgarten: Als ich in Basel ankam, war ich etwas nervös und fragte mich, wie es denn sein wird. Und als ich zum ersten Mal in den Garten kam und diese Ruhe spürte, die er ausstrahlt, beruhigte mich das sofort. Davon können wir in Vejle lernen. Wir haben leider keinen Garten oder Park. Deshalb gibt es nicht viel Grün rundherum. Basel hingegen ist sehr grün, ruhig und friedlich.

Lilly Krogh, was sind die Unterschiede zwischen dem USB und dem Sygehus Lillebælt?

Ein grosser Unterschied liegt etwas weiter entfernt im Versicherungssystem. In Dänemark wird alles von der Regierung bezahlt, die Steuern erhebt. Patientinnen und Patienten müssen nichts extra bezahlen, nicht einmal für verschreibungspflichtige Medikamente. In der Schweiz funktioniert das ganz anders. Es gibt 26 Kantone, vier verschiedene Sprachen, viele Dialekte und unzählige Versicherungsgesellschaften. In Dänemark ist alles eins: ein Land, eine Sprache und die Regierung kümmert sich um alles. Ein weiterer Unterschied liegt in der Verarbeitung der Speisen. Das USB denkt innovativ und führt demnächst die Sous-Vide-Küche ein: Das Essen wird dann in acht Minuten in der Mikrowelle zubereitet. So erhalten die Patienten ihre Mahlzeit, wann immer sie möchten. Im Sygehus Lillebælt bauen wir ein Buffet im Speisesaal auf. Die Patientinnen und Patienten steigen aus dem Bett, um dort zu speisen. Auf diese Weise können sie sich bewegen und mit anderen Patienten in Kontakt treten. Patienten, die sich nicht alleine bewegen können, helfen wir aus dem Bett zu steigen und begleiten sie in den Speisesaal. Dort verweilen sie dann meist länger, weil sie sich mit anderen unterhalten können. Vom sozialen Aspekt und der Patientenbeteiligung her ist das ein wertvoller Nutzen. Auch mein Team und ich essen im selben Raum. Wir sind bestrebt, soziale Hierarchien zu beseitigen. Jeder ist auf dem gleichen Level.

In Dänemark nimmt das Pflegepersonal keine Blutproben. Wir haben spezialisierte Pflegefachleute, die bei Bedarf auch die Medikation des Patienten ändern können. Das ist hier nicht möglich. Am USB sowie am Sygehus Lillebælt wird eng zusammengearbeitet. Es gibt also viele Dinge, die wir gleichtun und Dinge, die wir anders machen.

Abschliessend möchte ich Katja Wyss, Tobias Rebmann, Odette Haefeli und Esther Sackmann ein besonderes Dankeschön aussprechen. Sie haben eine grossartige Arbeit geleistet, indem sie «HOPE» wunderbar organisiert haben (auch der Ausflug in den Schwarzwald war fantastisch). Das USB hat wirklich tolle Mitarbeitende.


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