Editorial

Bis zu 30 Grad Celsius: minus oder plus?

Gehe ich recht in der Annahme, dass wir jeweils ab dem 21. Juni von «Sommer» reden? Das Thema mag für mein Editorial banal sein, aber es beschäftigt mich als etwas kritischen Sprachmenschen punktuell doch sehr. Während der Entstehung der Sommerausgabe der Gazzetta stehen wir noch mitten im Frühling, aber überall ist zu hören und zu lesen: «Der Sommer kehrt zurück.» Ja, wo war er denn vorher? Hat er sich etwa frech eingenistet im Frühling? Und dieser konnte ihn nicht daran hindern, auszubrechen? Welche Naturgewalt auch immer dahinterstecken möge, egal, ob es noch einmal Schnee gegeben hat oder gar Sahara-Sand über die Lande gefegt ist, heute, an meinem Editorial-Schreibtag, ist laut Kalender immer noch Frühling. Punkt.

Und wissen Sie was? Ich missachte für einmal die Jahreszeiten, bin so frei und bringe aus voller Überzeugung in der Sommer-Gazzetta ein abkühlendes Bild. Damit liege ich voll im Trend. Sommerausgabe mit dem kältesten Bild der Welt: Nordpol, bis minus 35 Grad Celsius. Eine Ärztin und ein Arzt aus dem USB mit einer äusserst erwärmenden Geste. Alle, die vielleicht gerade in diesem Lesemoment heisse Celsius-Grade erdulden müssen, springen bitte direkt auf Seite 24, am besten noch mit einem eisgekühlten Getränk in Reichweite. Folglich wünsche ich Ihnen angenehme Lektüre bei für Sie wohltuenden Temperaturen – nicht zu heiss, nicht zu kalt – und einen Sommer, der sich dann nicht bereits in den Herbst verabschiedet hat.


Ihre Gina Hillbert


In meiner Rolle als Spitaldirektor und bei meiner täglichen Arbeit hat die Unternehmenskultur einen hohen Stellenwert. «Culture Eats Strategy For Breakfast», die Unternehmenskultur ist stärker als jede Strategie, sagte der einflussreiche Management-Philosoph Peter Drucker einmal. Entsprechend wichtig ist es mir, dass wir die USB-Unternehmenskultur gemeinsam gestalten, gerade auch im Hinblick auf den Zusammenschluss zum Universitätsspital Nordwest.

Um die Unternehmenskultur verstehen zu können, muss man sie zuerst einmal fassen. Das klingt einfacher, als es ist. Denn eine Kultur entsteht, wenn Menschen direkt oder indirekt auf der Basis von gemeinsamen Sichtweisen, Wertvorstellungen, Handlungsmaximen und weiteren Gemeinsamkeiten denken, handeln und kommunizieren. Jede Unternehmenskultur enthält offensichtliche Motive, aber auch unterschwellige. Und sie ändert sich mit den Menschen, die neu dazu kommen und sich entwickeln – oder durch die Führungsriege.

Auch der Begriff «Unternehmenskultur» ist dehnbar. Unter «Kultur» verstehen wir ganz verschiedene Dinge. Während der Herbst- und Wintermonate verstärkt im Sinne von Konzerten und Theatervorstellungen, im Frühling dann in Form von Garten-Kultur, in den Ferien tauchen Ess-Kultur und fremde Kulturkreise auf und der Sommer 2018 steht im Zeichen der Fussballkultur.

Unternehmenskulturen haben, egal welcher Art sie sind, eins gemein: Sie sind menschlich. Und daher auch wandlungsfähig.

«Die ganze Kultur ist eine grosse, endlose Zusammenarbeit.» Dieses Zitat des schwedischen Schriftstellers und Künstlers Johan August Strindberg beschreibt vorzüglich den Charakter einer Unternehmenskultur. Denn es widerspiegelt nicht nur, was für ein gutes Zusammenspiel nötig ist, sondern auch, was die Kultur im Lot hält.

Für die Spitalleitung und mich als Spitaldirektor ist es immens wichtig, die eigene Unternehmenskultur zu kennen und zu beobachten. Im Hinblick auf die Spitalgruppe müssen wir aber nicht nur unsere eigene Unternehmenskultur, sondern auch die unseres zukünftigen Partners Kantonsspital Baselland kennen und verstehen lernen. Dass jedes Unternehmen anders tickt, ist offenkundig. Damit man den anderen versteht, benötigt es einerseits gezielte Fragen und andererseits eine offene Kommunikation. Mit der Kulturanalyse, die zum Teilprojekt Kultur & Change des Programms Spitalgruppe gehört, können wir die gemeinsamen und verbindenden Werte finden, indem wir die Mitarbeitenden miteinbeziehen. Die 200 persönlichen Interviews über alle vier Standorte, die mit Mitarbeitenden aus allen Bereichen und Berufsgruppen, jeglicher Hierarchiestufen und jeglichen Dienstalters geführt wurden, liefern uns erste Erkenntnisse, die wir brauchen, um einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Wie sehr sich die Handlungs- und Denkweisen der beiden Spitäler unterscheiden, wollen und müssen wir wissen. Denn unterschiedliche Kulturen zusammenzubringen, gehört zu den grössten Herausforderungen beim Zusammenschluss zweier Unternehmen. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, einen Abgleich zu schaffen, sondern insbesondere auch darum, Bewährtes stehen zu lassen und das jeweilige «Familiensilber» der Unternehmung zu bewahren.

Ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesem Vorgehen Ihr Vertrauen erlangen, um das Nötige ändern, Stärken beibehalten und Fehltritte vermeiden zu können. Wenn wir das Gegenüber kennen, einen Schritt aufeinander zugehen und andere Meinungen tolerieren, dann meistern wir gemeinsam auch diese Aufgabe. Und ich kann Sie beruhigen: Auch bei so grossen Veränderungen, wie sie uns bevorstehen, wird vieles gleich bleiben.

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor<br>

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor


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