Editorial

Bildschirme überall. Monitore, Displays, Infoscreens.

Auf dem Arbeitsweg muss ich mich auf meinem Sitzplatz etwas verbiegen. Dann endlich habe ich freie Sicht und kann lesen, dass mich heute ein stürmischer Tag erwartet. Ich lehne mich dennoch entspannt zurück. denn ich bin aktualisiert, erfahre immer und überall etwas (Wichtiges), ob ich gehe, stehe oder sitze.

Ernsthaft: Was machen denn all die Informationen mit mir? Ich blicke nicht mehr durch die (ohnehin meist mit Werbung verklebten) Fenster, bin stattdessen fixiert auf die bewegte Oberfläche eines Flachbildschirms.

Wie würde ich wohl reagieren, wenn einer dieser Screens folgende Botschaft für mich hätte: «Mach’ die Augen zu!»? Nur geträumt. Diese Botschaft steht auf keinem Bildschirm der Welt. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich im Augen-Zu zu üben, jedoch die Augen offen zu halten für das wirklich Wichtige im Leben. Nicht?

Echt bildend, der Bildschirm. Ich werde es spätestens dann gemerkt haben, wenn statt Sturmböen ein Tag voller Heiterkeit aufzieht.

Ihre Gina Hillbert

Yolanda Sanchez

& der Fahrradergometer

Yolanda Sanchez ist Physiotherapeutin der Abteilung Physiotherapie Medizin/Frauenklinik. Mit dem Fahrradergometer von damals - dem wuchtigen Holzgestell mit gusseisernem Rad und Ledersitz aus der Kuriositätensammlung des Unsipitals Basel - lässt sie sich gerne ablichten.

Dieser Fahrradergometer der Holzwarenfabrik Hildburghausen, Baujahr 1920, war bis ungefähr 1940 in unserem Spital in Betrieb. Er  wurde in der Physiotherapie für die Rehabilitation eingesetzt. Die Bremswirkung wird mechanisch über ein Gestänge mit Einstellschraube betätigt und erhöht den Widerstand des angetriebenen Rades. Eine exakte Messung der körperlichen Leistung war nicht möglich. Der Fahrradergometer war auch als erster Hometrainer für die gehobene Gesellschaft der 30-iger Jahre gedacht.

Yolanda Sanchez, was ist denn das Kuriose an diesem Objekt?

Bei diesem antiken Fahrradergometer handelt es sich offensichtlich um ein mechanisch einfaches Gerät. Es wirkt auf mich stabil und ist mit Sicherheit weniger anfällig als moderne Geräte. Mir gefällt, dass man dem Objekt die Handarbeit ansieht. Konstruiert wurde es mit Liebe zum Detail. Echt kurios finde ich die Tatsache, dass es sich dabei auch um einen Hometrainer der ersten Stunde handelt.

Yolanda Sanchez, wie sieht Ihre Arbeit mit dem heutigen Fahrradergometer aus?

Ich arbeite an einem High-Tech-Gerät, welches mit einem PC verbunden ist. Es liefert mir in jedem Moment exakte Daten und Kurvenbilder: Wie ist der Leistungsstand des Patienten. Blutdruck, kleines EKG und Sättigung werden aufgezeichnet und dienen dazu, das Training anzupassen und/oder den Verlauf zu kontrollieren. Vor Beginn der eigentlichen Therapie absolviert der Patient den sogenannten steilen Rampentest, ein Maximaltest, der sich nach 2 Minuten Einfahren mit einer Steigung von 100 Watt pro Minute fortsetzt. Der Patient fährt auf diesem Level solange er kann. Die Resultate, die mir das System liefert, dienen mir dazu, den individuellen Trainingsplan zu programmieren.

Das Gerät wird eingesetzt für ein Ausdauertraining, v.a. bei pulmonaler und kardialer Rehabilitation oder derzeit auch in der Active-Studie von Darmkrebspatienten. Ich brauchte eine Schulung, um das Gerät bedienen zu dürfen. Wartungen sind öfters nötig. Ich habe deswegen meine Zweifel, ob der aktuelle Fahrradergometer in 100 Jahren noch funktionsfähig ist.

Alt und Neu

Downloads


Kommentare (0)

Keine Kommentare zu diesem Artikel vorhanden. Sei die/der Erste, der diesen Artikel kommentiert.



Keine Ausgabe verpassen –
Erinnerungsservice abonnieren!