Editorial

Bildschirme überall. Monitore, Displays, Infoscreens.

Auf dem Arbeitsweg muss ich mich auf meinem Sitzplatz etwas verbiegen. Dann endlich habe ich freie Sicht und kann lesen, dass mich heute ein stürmischer Tag erwartet. Ich lehne mich dennoch entspannt zurück. denn ich bin aktualisiert, erfahre immer und überall etwas (Wichtiges), ob ich gehe, stehe oder sitze.

Ernsthaft: Was machen denn all die Informationen mit mir? Ich blicke nicht mehr durch die (ohnehin meist mit Werbung verklebten) Fenster, bin stattdessen fixiert auf die bewegte Oberfläche eines Flachbildschirms.

Wie würde ich wohl reagieren, wenn einer dieser Screens folgende Botschaft für mich hätte: «Mach’ die Augen zu!»? Nur geträumt. Diese Botschaft steht auf keinem Bildschirm der Welt. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich im Augen-Zu zu üben, jedoch die Augen offen zu halten für das wirklich Wichtige im Leben. Nicht?

Echt bildend, der Bildschirm. Ich werde es spätestens dann gemerkt haben, wenn statt Sturmböen ein Tag voller Heiterkeit aufzieht.

Ihre Gina Hillbert

Study Nurse in Action -

Mein Tagewerk und die Patienten

Heike Püschel ist eine besondere Studienbegleiterin. Ihre interessante Kombinationsstelle, mit je zur Hälfte Urologie (Klinik) und Pathologie (Institut), ist einmalig im USB und verdient alleine schon deshalb eine genauere Betrachtung.

Arbeit, Fleiss und Zufriedenheit

Ich kann mir keinen interessanteren und dankbareren Job vorstellen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit entspricht mir vollends. Durch den Einblick und die Arbeit mit den verschiedenen Abteilungen und Institutionen habe in den acht Jahren, in denen ich schon im USB bin, viel gelernt. Das Wissen, welches ich mir in der Urologie aneignen durfte, kommt mir in der Pathologie zugute. Durch die Erfahrungen, die ich in beiden Abteilungen gemacht habe, konnte ich bereits kleine Verbesserungen im Ablauf etablieren, wie z. B. das Versenden von Gewebe aus dem OP oder das Sammeln von Urin für Spülzytologien. Diese dann in die Pathologie bringe und beim Schnellschnitt dabei sein kann.

Ich wünsche mir, dass jeder Patient – ganz egal, wo er im USB behandelt wird – eine individuelle Betreuung erfährt.

So versuche ich auch, möglichst jedes Wissen mitzunehmen, zum Beispiel jede Woche an das urologische Tumorboard zu gehen, um die Zusammenhänge und die Therapie für die einzelnen Patienten besser zu verstehen. Clinical Research Management habe ich zwar gelernt, aber es geht mir darum, es auf der ganzen Linie zu leben, wissenschaftlich und patientenzentriert. Der Patient soll vom gesamten Knowhow eines Universitätsspitals profitieren können. Ich bin überzeugt, dass ich hierzu meinen Beitrag leiste.

Eine Patientengeschichte:

«Ich könnte nur noch heulen»
Vor gut eineinhalb Jahren begegnete ich erstmals Herrn und Frau O. Ein Assistenzarzt hatte mir den für die SAKK Studie 6312 geeigneten Prostatakarzinompatienten in die Sprechstunde geschickt. Ich werde diese Erstbegegnung nie vergessen. Der 55-jährige Patient wirkte auf mich sehr verängstigt. Seine Frau, die ihn fortan immer zu den Sprechstunden begleitete, war jeweils ganz aufgelöst, konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Der Schock sass tief. Die Diagnose - weit fortgeschrittener Prostatakrebs, nicht operabel -hatte das Ehepaar ganz offensichtlich aus der Bahn geworfen. Mir wurde die Komplexität der Situation rasch bewusst. Alleine konnte ich sie unmöglich managen.Also sorgte ich dafür, dass Herr O. kurzfristig einen Termin in der Sprechstunde bekam. Den weiteren Verlauf von Herrn O.s Krankengeschichte habe ich fortan hautnah mitverfolgen können.In den Studiensprechstunden schien mir Herr O. bemüht, gefasst rüberzukommen, seine ihn begleitende Frau war jedoch immer den Tränen nahe. In den folgenden Monaten hat sie von meinem Angebot, dass sie mich jederzeit anrufen könne, regelmässig Gebrauch gemacht. Dabei bat sie mich um Ratschläge, wie sie ihren Mann am besten unterstützen könne. Ich gewann rasch den Eindruck, dass ihr der Kontakt zu mir in dieser Situation sehr wichtig war. Sie gab mir auch spontan Rückmeldung über die kleinen Erfolge, die sie mit ihren Aktionen erzielen konnte. Es war für mich schön zu sehen, dass im Verlauf der Therapie die Ärzte (Onkologe und Urologe) Herrn O. zu einer besseren Lebensqualität verhelfen konnten und zu erleben, dass der Patient auch immer mehr wieder am aktiven Leben teilnahm. Er wirkte insgesamt gefasster und viel zuversichtlicher als zuvor. Nach knapp einem Jahr Leidenszeit, es war kurz vor Weihnachten, als Herr und Frau O. wieder bei uns in der Sprechstunde waren, sagte Frau O. zu mir: «Die Ärzte haben meinen Mann gerettet. Und Sie, Frau Püschel, haben mich gerettet. Einmal im Leben, sollte man einen Engel treffen. Und der sind Sie!»

Bei meiner Tätigkeit bin ich häufig recht nahe an den Angehörigen der Patienten. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die ich jedoch gerne erfülle, denn sie entspricht mir sehr. Die Patientengeschichte, die ich hier erzählt habe, ist mir natürlich sehr ans Herz gegangen. Sie ist bei Weitem nicht die einzige. Jede ist auf ihre Art besonders.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit
In ihrem anspruchsvollen Job arbeitet Heike Püschel mit vielen Abteilungen und Berufsgruppen des Spitals und Externen zusammen: Onkologie, Radiologie, Radioonkologie, Finanzen, Tumorzentrum, Mikrobiologie, Pflege, Studienzentren, SAKK, Ethikkommission und nationale und internationale Sponsoren. Sie leistet zudem Vorstandsarbeit für die SIGUP (Schweizer Interessengemeinschaft Urologische Pflege). So organisierte sie vor wenigen Monaten die Fachtagung der SIGUP im USB. Bei dieser Weiterbildung gelang es ihr, urologische und pathologische Aspekte zu vereinen und auf die Wichtigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit zum Wohle des Patienten hinzuweisen. «Mir ist sehr an der Weiterbildung und der Wertschätzung der Pflege gelegen und bei dieser Gelegenheit wollte ich auch gern unser Spital präsentieren und bekam von den Teilnehmenden der SIGUP ein sehr positives Feedback.»

Mein Tagewerk

... starte ich meinen Arbeitstag in der Urologie, schaue in meinen Kalender und in den meiner beiden Vorgesetzten aus der Urologie und der Pathologie, um Termine abzuchecken und sie gegebenenfalls neu zu koordinieren. Wichtige Sekretariatsarbeit für einen reibungslosen Tagesablauf.

Dann beginne ich mit der Vorbereitung der Studiensprechstunde, die ich seit über 4 Jahren für PD Dr. Cyrill Rentsch assistiere. Diese Sprechstunde ist sehr anspruchsvoll und erfordert meine ganze Konzentration. Zu 80 % werden in dieser Sprechstunde Patienten, die an Blasen- oder Prostatatumoren erkrankt sind, gesehen. Die Studienpatienten geben im Rahmen verschiedener Studien zusätzliche Blut- und Urinproben ab und unterstützen damit aktiv die Forschung.

Obwohl ich seit vielen Jahren bei Blasenspiegelungen assistiere, bin ich jedes Mal aufs Neue angespannt, weil ich auf ein gutes Ergebnis für den Patienten hoffe. Die Tumornachsorge ist ein wichtiger Bestandteil der Studiensprechstunde. Während dieser Zeit arbeite ich Hand in Hand mit der Pflege der urologischen Poliklinik und bekomme dabei Unterstützung von Ferki Rrahmani, unserem Leiter Pflege.

Die Patienten der Studiensprechstunde werden von mir individuell betreut. Alle haben meine Telefonnummer, um sich bei Beschwerden oder eventuellen Terminverschiebungen direkt an mich zu wenden. Diese täglichen Telefonate erfordern eine hohe Empathie, geben mir aber auch viel positives Feedback von den Patienten. So meldet sich zum Beispiel M. B., ein Prostatakarzinompatient: «Die Spritze, die Sie mir gegeben haben, tat überhaupt nicht weh, vielen Dank dafür.» Kleinere Probleme kann ich telefonisch direkt mit den Patienten klären, bei komplexeren Angelegenheiten halte ich Rücksprache mit meinem Vorgesetzten.

... prozessiere ich Urin- und Blutproben von einzelnen Studienpatienten. Ein Teil dieser Proben geht an die Mikrobiologie im Hause, andere Proben werden extern an Forschungslabore verschickt. Ich freue mich immer sehr auf die Zeit im Labor und geniesse diese Arbeit.

Später erfasse ich Daten von Studienpatienten im elektronischen Case Report. Dabei lasse ich die Sprechstunde Revue passieren und mache mir Notizen für die nächste. Nach dem Mittagessen geht es direkt in die Pathologie. Auf meinem Schreibtisch erwarten mich schon diverse Rechnungen, die bearbeitet werden müssen.

Anschliessend suche ich HE-Schnitte heraus. Das sind mit Hämatoxylin und Eosin eingefärbte Proben von Feingewebe, die ich für eine Studie der Schweizer Arbeitsgemeinschaft Klinische Krebsforschung (SAKK) brauche und entsprechend sortiere.

Danach bespricht Prof. Lukas Bubendorf mit mir das Versandsystem für temperaturkontrollierte Serumproben für die neue SAKK-Studie, welche ich koordinieren soll. Dies wird viel interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordern. Aber genau das ist ja der Anreiz in meinem Job. Auch bei dieser Arbeit kann ich voll auf die Unterstützung aller Beteiligten zählen.

... schaue ich noch im Forschungslabor der Pathologie vorbei und bespreche einige studienrelevante Prozesse mit den Forschenden. Im Forschungslabor herrscht eine besonders gute Atmosphäre und ich bin froh, ein kleiner Teil dieses Teams zu sein.

Und ein weiterer, dichter Arbeitstag geht zu Ende. Ein Tag, der mich zufriedenstellt.


PD Dr. Cyrill Rentsch ist Leitender Arzt Urologie.

«Studienbegleiterinnen wie Heike Püschel sind unersetzlich an den Schnittstellen zwischen Forschung, Arzt, Pflege und Patient. Sie bilden einen wichtigen Grundstein der universitären klinischen Forschung.»


Prof. Lukas Bubendorf ist Fachsbereichleiter Zytopathologie.

«Heike Püschel garantiert als direkte Verbindung zu unseren klinischen Kollegen in der Urologie eine reibungslose Zusammenarbeit in der patientenorientierten
Forschung. Eine gemeinsame Study Nurse für Pathologie und Klinik halte ich für ein Erfolgsmodell.»



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