Es war einmal ... So beginnen die meisten Märchen. Aber es geht hier weder um Geschwister, die sich im Wald verirren, noch um Prinzen, die schlafende Mädchen im Turm wachküssen. Dennoch könnte man behaupten, dieser Beitrag handle von einem Märchenschloss, einem zwar kleinen, aber sehr feinen. Noch dazu ist es zum Greifen nah.
Das Faesch-Haus besteht wahrlich nicht aus einem einzigen Gemäuer. Oder haben Sie schon mal von einem Schloss gehört, dass weder Dienstangestelltenunterkunft, Stall oder gar Schlossgarten besitzt? So ähnlich ist das auch hier. Das Palais teilt sich in das zur Strasse hin ausgerichtete Kutschenhaus, einem herrlichen gepflasterten Innenhof mit Wandmalereien und Laubengang und dem barocken Wohnhaus. Nicht zu vergessen, der wunderschöne grosse Garten, den man bereits von der Strasse aus durch das Gartentor bestaunen kann. Was sich allerdings hinter dem Faesch-Haus verbirgt, können Spaziergänger nicht sehen. Von neugierigen Augen ausgeschlossen, ist ein sehr gepflegter romantischer Rosengarten, wie man ihn aus Alice im Wunderland kennt. Nur werden hier die Rosen nicht nach Laune des Hausbesitzers bemalt. Wenn man einen Blick hinter die Fassade erhaschen will, versucht man das am besten durch das verschnörkelte Eisentor des Gartens. So muss man sich noch nicht einmal Einlass durch die Eingangspforte gewähren lassen, um zu erahnen, was sich hinter den Gemäuern verbirgt: ein Märchenschlösschen eben mitten in Basel, am Puls des lebhaften Spitaltreibens.
Seine Bewohner
Und was das Schönste daran ist: Es ist belebt. Im Erdgeschoss beleben die Kolleginnen des International Services das historische Haus. Der Ärztliche Direktor, Prof. Christoph A. Meier ist hier anzutreffen. So gewährt das Faeschhaus gebührenden Raum, um über die berufsgruppen- und abteilungsübergreifende Gestaltung medizinischer Prozesse zu entscheiden. Die imposanten Räumlichkeiten im ersten Stock bieten der Leiterin der Frauenklinik ausreichend Fläche für Nachsinnen. Im zweiten Obergeschoss befinden sich ausserdem die Abteilungen Patientensicherheit und Qualitätsmanagement. Auf den ersten Blick scheint es, das Faesch-Haus eigne sich so gar nicht für den Spitalalltag, doch wagen dies die Kolleginnen und Kollegen zu bezweifeln.
Und so begann die Geschichte
Belegt ist, dass das Faesch-Haus um das Jahr 1730 erbaut wurde und nach seinem zweiten Besitzer, dem Basler Landvogt Emanuel Faesch, benannt ist. Dieser musste Kunstliebhaber gewesen sein, denn er liess im späten 18. Jahrhundert zahlreiche Wanddekorationen anbringen, die edler Handarbeit bedurften. Doch Herr Faesch sollte nicht der letzten Generation angehören, die das Faesch-Haus bewohnte, wohl aber der letzte Besitzer mit Flair für barocken Wohnstil sein. Mit dem Einzug der Familie Sarasin anno 1895 wurden die wunderbaren Wandkunstwerke des Stadtpalais vertapeziert.
Rund ein Jahrhundert später zogen wieder neue private Eigentümer in das Faesch-Haus. Diese hatten das nötige Fingerspitzengefühl für geschützte Bauten und waren offensichtlich Liebhaber des barocken Stils. Unter ihrer Ägide startete, unterstützt vom Denkmalschutz die aufwändige und vor allem sorgfältige
Restaurierung des Faesch-Hauses. Der alte Glanz sollte neu wieder zum Vorschein kommen.
Und so begab es sich, dass seitdem, nebst erneuerten elektrischen und sanitären Anlagen, vor allem die Schmuckstücke des Hauses wieder zur Geltung kommen: Die Wandbespannungen aus Leinwand, die noch funktionstüchtigen Kachelöfen und die Fassaden in ihren ursprünglichen Grautönen. Sogar die Heizkörper aus dem 19. Jahrhundert und das abgelaufene Parkett blieben durch die sorgfältige Restaurierung professioneller Hände erhalten.
Nun trug es sich zu
Neue Bewohner wurden gesucht. 2008 durfte zuerst die Tagesklinik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel einziehen. So wurde das Anwesen zum Ort der Begegnung für die Behandlung von Patientinnen und Patienten. Unlängst haben Mitarbeitende verschiedener Einheiten des Universitätsspitals Basel in diesem Schmuckstück ihre Arbeitsheimat gefunden. Das dreigeschossige Haupthaus bietet nämlich mit einer Fläche von rund 165m2 pro Etage ausreichend Bürofläche.
Und die Moral von der Geschicht‘
Wer meint, das Faesch-Haus passe gar nicht zu dem restlichen Spitalkomplex, sei eines Besseren belehrt. Unser märchenhaftes Kleinod befindet sich in würdiger Gesellschaft von zwei weiteren, denkmalgeschützten Gebäuden auf dem Unispitalareal: dem Markgräflerhof, dem übrigens einzigen echten Schloss Basels, und dem Holsteinerhof. In diesen geschichtsträchtigen und unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden wirken seit langer Zeit zahlreiche Mitarbeitende – das ist kein Märchen. Und wenn sie nicht pensioniert sind, dann wirken sie weiter und schreiben an der Geschichte unseres Spitals.
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