Editorial

Vom Anschreiben

Neuerdings leide ich an Zettelallergie. Was so alles angeschrieben ist! Ich soll das Licht löschen, wenn ich den Raum verlasse, die leeren PET-Mineralwasserflaschen nicht zu den vollen stellen, das gebrauchte Geschirr nicht in die Spüle, sondern in der Geschirrwaschmaschine einordnen, die WC-Papierrolle gefälligst ersetzen, wenn das letzte Blatt gefallen ist. «Dauer des Wechsels max. 10 Sekunden», steht geschrieben. (Wetten, ich schaffe das in 8?).

Weshalb beginne ich auf diese und ähnliche Zettelbotschaften allergisch zu reagieren? Zettel sind doch etwas Nützliches: Einkaufszettel, Spickzettel, Handzettel, … oder die Zettelwirtschaft am Bildschirm mit Informationen, die ich mir partout nicht merken kann, mit Botschaften, die ich mir beim Schreiben immer wieder vor Augen führen möchte: «Fakten statt Floskeln». Bevor ich mich vollends in diesem Text verzettle, hier meine Erklärung: Mein Ärgernis ist, dass es offenbar Mitmenschen gibt, die einen Denkzettel brauchen für Selbstverständlichkeiten. Wie war das nochmal mit der Achtsamkeit? Nur maximal 10 Sekunden und die Welt ist ein bisschen besser. Ich wünsche Ihnen einen bunten Herbst, aber denken Sie daran, sollte das letzte Blatt fallen…

Ihre Gina Hillbert


In der heutigen Zeit hat der Begriff «Sicherheit» einen höheren Stellenwert erlangt und vor allem eine umfangreichere Bedeutung als früher. Noch vor wenigen Hundert Jahren schuf man Sicherheit für Leib und Eigentum durch den Bau hoher Stadtmauern und die Bereitstellung von Armeen.

Im 21. Jahrhundert ist noch mehr Schützenswertes hinzugekommen, dieses ist teilweise unsichtbar. Der Schwerpunkt der Sicherheit liegt besonders auf dem Schutz des Wissens und der Systeme: Man baut digitale «Mauern», automatisiert Datensicherung durch Backups, entwickelt weiter elektronische Zugangskontrollen, verfasst Sicherheitsratgeber etc. Gemäss der Maslowschen Bedürfnispyramide ist die Sicherheit ein Grundbedürfnis eines jeden Individuums. Für dieses Grundbedürfnis verlassen derzeit immer noch Tausende Menschen ihre Heimat in eine ungewisse Zukunft. Eine gefahrenfreie Zone für jedes Individuum, Objekte, Systeme oder Gegenstände zu schaffen, ist eine Herausforderung, der wir uns alle täglich stellen und die uns umtreibt.

Die englische Sprache hat für den Begriff Sicherheit gleich zwei Wörter: Security, was am ehesten mit Schutz vor Bedrohung zu übersetzen ist, und Safety, gleichzusetzen mit Arbeitsplatz- und Betriebssicherheit. Die deutsche Sprache jedoch fasst sämtliche Massnahmen, die Risiken minimieren, unter dem Begriff Sicherheit zusammen. Sicherheitsfragen haben indessen in jedem Bereich des Lebens Einzug gehalten, wurden dadurch allgemein und übergreifend, sind jedoch nicht minder bedeutend. Das Wort Sicherheit geht auf den lateinischen Begriff «securus» zurück, was so viel wie sorglos bedeutet. Sorglos ist jedoch niemand, der sich mit dem Thema Sicherheit auseinandersetzt. Und das ist gut so, denn sicher kann man sich nie genug sein.

«Sicherheit ist ein fester Bestandteil der Strategie des USB und wirkt übergreifend.»

In unserer Strategie 2020 ist die Sicherheit in vielen Zielfeldern verankert: Zum Beispiel bei der Qualität mit dem Thema Patientensicherheit. Darunter sind alle Massnahmen zur Vermeidung, Prävention und Verbesserung von unerwünschten Ergebnissen oder Schädigungen, die sich aus dem Behandlungsprozess ergeben können, zusammengefasst. Wir finden die Sicherheit auch im Zielfeld Informations- und Kommunikationstechnologie oder in den Zielfeldern Mitarbeitende sowie Prozesse und Standards. Sicherheit ist ein fester Bestandteil der Strategie des USB und wirkt übergreifend.

Am Unispital sind wir auf ausserordentliche Ereignisse vorbereitet. Im Falle einer Besonderheit tritt der Krisenstab des USB in Aktion. Ein Führungsgremium mit Entscheidungsträgern aus unterschiedlichen Bereichen wird per Knopfdruck zeitgleich alarmiert, trifft unverzüglich nach der Alarmierung in der Einsatzzentrale des Krisenstabs ein und nimmt sich der Lösung der Krise an. Das Gremium arbeitet so lange zusammen, bis das ausserordentliche Ereignis bewältigt ist. So wird die Wiederherstellung des regulären Spitalbetriebs gewährleistet. Ereignisse mit Krisenpotenzial können unterschiedlichste Begebenheiten sein, zum Beispiel ein grosser Verkehrsunfall oder ein Flugzeugabsturz, ein Erdbeben, Pandemien, Cyber-Attacken, ein Brand oder Störungen von technischen Anlagen im Spital. Der Krisenstab wird laufend geschult und ist dadurch gut vorbereitet auf mögliche Szenarien. Genauso wichtig wie ein funktionierender Krisenstab sind wachsame Mitarbeitende, die Krisen erkennen und verstehen, was zu tun ist. Egal, in welcher Position, alle Mitarbeitenden müssen die nötigen Schritte kennen.

Ich möchte Ihnen mit meinen Ausführungen weder Angst machen noch Sie verunsichern. Vielmehr liegt es mir am Herzen, Ihnen aufzuzeigen, dass wir mögliche Gefahren im Visier haben. Wir unternehmen viel, damit die Szenarien nicht eintreffen oder wir zumindest die Auswirkungen eines ausserordentlichen Ereignisses so gut wie möglich im Griff haben. Gleichzeitig möchte ich Ihnen auch auf den Weg geben, Ihre persönliche Sicherheit im Auge zu haben, sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit. Sicherheit betrifft alle Bereiche des täglichen Lebens. Überlegen Sie kurz, wo Sie Ihre Sicherheit verbessern könnten: Tragen Sie Ihren Velohelm immer? Wollen Sie an diesem Wochenende die Ecke Ihres Teppichs, über die Sie immer stolpern, ankleben? Haben Sie das Passwort für Ihren Computer im Kopf und nicht auf einem Zettel irgendwo beim Gerät? Die Liste solcher Fragen ist beliebig erweiterbar … Ich schliesse, wie ich angefangen habe, mit einem etymologischen Exkurs: In der chinesischen Schrift gibt es für die Begriffe «Krise» und «Chance» nur ein Zeichen.

Passen Sie gut auf sich auf.

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor<br>

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor

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