Editorial

Vom Anschreiben

Neuerdings leide ich an Zettelallergie. Was so alles angeschrieben ist! Ich soll das Licht löschen, wenn ich den Raum verlasse, die leeren PET-Mineralwasserflaschen nicht zu den vollen stellen, das gebrauchte Geschirr nicht in die Spüle, sondern in der Geschirrwaschmaschine einordnen, die WC-Papierrolle gefälligst ersetzen, wenn das letzte Blatt gefallen ist. «Dauer des Wechsels max. 10 Sekunden», steht geschrieben. (Wetten, ich schaffe das in 8?).

Weshalb beginne ich auf diese und ähnliche Zettelbotschaften allergisch zu reagieren? Zettel sind doch etwas Nützliches: Einkaufszettel, Spickzettel, Handzettel, … oder die Zettelwirtschaft am Bildschirm mit Informationen, die ich mir partout nicht merken kann, mit Botschaften, die ich mir beim Schreiben immer wieder vor Augen führen möchte: «Fakten statt Floskeln». Bevor ich mich vollends in diesem Text verzettle, hier meine Erklärung: Mein Ärgernis ist, dass es offenbar Mitmenschen gibt, die einen Denkzettel brauchen für Selbstverständlichkeiten. Wie war das nochmal mit der Achtsamkeit? Nur maximal 10 Sekunden und die Welt ist ein bisschen besser. Ich wünsche Ihnen einen bunten Herbst, aber denken Sie daran, sollte das letzte Blatt fallen…

Ihre Gina Hillbert


Schön, dich kennenzulernen:

Datenmanagerin trifft Oberarzt

Marielle Rutquist
Datenmanagerin Clinical Trial Unit

Geboren bin ich in Köln und aufgewachsen in einer deutsch-französischen Familie in Freiburg, wo ich heute wieder mit meiner Familie lebe. Dazwischen sind allerdings einige multikulturelle und glückliche Ereignisse geschehen.

Dr. Matthias Matter
Oberarzt Pathologie

Geboren bin ich in Basel. Allerdings zügelten meine Eltern damals recht bald nach meiner Geburt nach Hergiswil an den Vierwaldstädtersee. Ich sehe mich also eher als Nidwaldner. Für das Medizinstudium ging ich nach Bern und absolvierte anschliessend auf der medizinischen Onkologie in Bern das MD-PhD Programm.

Früher wollte ich Ärztin werden, aber dann entschied ich mich doch für ein Wirtschaftsstudium und stieg anschliessend ins Prozessmanagement ein. Das Studium führte mich nach Strasbourg, Lissabon und Brügge (Belgien). Die Arbeit brachte mich weiter nach Paris. Dort teilte ich mir eine Wohnung mit einer polnischen Doktorandin, die einen Kajakurlaub in ihrer Heimat organisierte. So kam es, dass ich meinen Mann beim Paddeln in Polen kennenlernte, obwohl er aus Schweden stammt. Nach ein paar Jahren Fernbeziehung führte mich die Liebe weiter nach Stockholm. Jetzt war es eine gemeinsame Entscheidung, die mich weiterführte, wieder in die Heimat nach Freiburg und beruflich in die Schweiz, direkt ins Unispital. Wenn schon nicht als Ärztin, dann doch wenigstens ins klinische Umfeld. Die Stelle bot mir einen Quereinstieg und die Chance, etwas ganz Neues zu machen und dabei viel zu lernen. Seit ca. drei Jahren bin ich hier als Datenmanagerin in der Clinical Trial Unit tätig, erstelle Datenbanken für Studien und leiste zugehörigen Support. Mir gefällt daran besonders, mit Ärzten und Study Nurses zusammenzuarbeiten und so die medizinische Seite kennenzulernen. Natürlich schätze ich auch die tolle Flexibilität meiner Anstellung und das Team. In der Mittagspause jogge ich mit zwei Kolleginnen oft bis nach Birsfelden ans Kraftwerk und zurück – wo gibt’s das noch?

In meiner Freizeit treibe ich gerne Sport. Neben dem Joggen habe ich mit meiner achtjährigen Tochter wieder begonnen zu reiten. Western-Reiten, mit langen Zügeln und dem Geschick der Gewichtsverlagerung. Wir reisen gerne nach Frankreich und natürlich in die Heimat meines Mannes nach Schweden und versuchen, die Kultur beizubehalten wie z.B. das Luziafest oder den Midsommar, der am 21.6. stattfindet und zufällig auch der Geburtstag meines Sohnes ist.

Ursprünglich wollte ich Hausarzt werden, um später dann so wie unser «Dorfarzt» zu praktizieren. Kurzzeitig überlegte ich auch, mich in medizinischer Onkologie zu spezialisieren. Wie so oft, kommt alles dann ganz anders. Ich begann als Assistenzarzt auf der Pathologie und blieb diesem spannenden und vor allem im Bereich der Tumoren aktuell sehr dynamischen Gebiet, treu.

Ich kannte den guten Ruf der Pathologie des Unispitals Basel und meine Frau arbeitete damals ebenfalls hier. Es lag also nahe, mich nach Basel zu orientieren. So wechselte ich 2010, damals als Assistenzarzt, ans Unispital Basel und arbeite seither in einem sehr engagierten, interdisziplinären Team aus Ärzten, Biologen, biomedizinischen Analytikern, Forschern und anderen Mitarbeitern aus vielen verschiedenen Berufsgruppen. Meine Hauptaufgabe als Oberarzt besteht darin, Gewebeproben von Patienten am Mikroskop zu untersuchen und Krankheiten zu diagnostizieren. Ich stelle täglich zwischen 30-60 Diagnosen, welche dem behandelnden Arzt helfen, die Entscheidung für die richtige Therapie zu treffen. Direkten Kontakt mit Patienten habe ich allerdings nicht und es gibt Momente in denen mir das fehlt. Zwischenzeitlich habe ich zwei Jahre in den USA geforscht und schätze es sehr, dass ich auf der Pathologie des Unispitals weiterhin die Möglichkeit habe, wissenschaftliche Projekte weiterzuverfolgen.

Ich bin verheiratet und habe zwei Töchter im Alter von sechs und acht Jahren. Wir unternehmen viel am Wochenende und wenn ich mal Zeit für mich habe, lese ich sehr gerne – Tagespresse und Magazine mit Artikeln über Politik, Geschichte und Gesellschaft. Romane spare ich mir auf für den Urlaub. Für das Posaunenspiel fehlt mir heute leider die Zeit.


Matthias fragt, Marielle antwortet…


Wenn nicht das Dreiländereck, wo dann?
In Frankreich, dort gibt es wunderschöne kleine Städte. Ich habe bereits in Paris gelebt, aber dort gibt es mehr Beton als Grün.
Was kannst du nicht so gut?
Den Mund halten. Ich unterhalte mich gerne, finde immer neue Argumente und ja, manchmal wiederhole ich mich auch gerne. So ganz gegen den Rat meines Mannes «Man muss nicht immer die Stille füllen.»
Wenn du für einen Tag lang die Rolle mit jemandem tauschen könntest, wer wäre das?
Ein Chirurg. Ich würde gerne mal einen Menschen von innen sehen. Mich fasziniert, wie der Mensch funktioniert.
Was sollte man gesehen haben?
Es kommt vor allem auf die Art des Reisens an. Ich war für ein Erasmus Studienjahr in Lissabon. Die Chance, als Gaststudentin oder beruflich für einige Zeit in einem anderen Land zu sein, finde ich besonders empfehlenswert.
Was würdest du nie tun?
Free climbing (Klettern ohne jegliche Sicherung). Davor habe ich sehr grossen Respekt. In der Halle klettere ich allerdings gerne – immer gesichert und mit dem sogenannten Partner Check, also gegenseitige Überprüfen der Sicherung, bevor es losgeht.
Was schätzen deine Freunde besonders an dir?
Dass ich gerne «Ja» sage, wenn sie etwas mit mir unternehmen möchten oder um Hilfe bitten.
Was gefällt dir an Basel?
In Freiburg ist vieles sehr traditionell. Hier in Basel ist das Leben selbstverständlicher. Man ist offener und internationaler. Zur Messezeit ist es hier sehr spannend, wenn Basel sich schick macht.
Du hast ja etwas ganz Anderes studiert – Wirtschaft. Vermisst du etwas an deiner Arbeit?
Nein, eigentlich nicht. Ich spreche viele Sprachen – neben Deutsch auch Englisch, Französisch, Schwedisch, Spanisch und Portugiesisch. Diese würde ich gerne mehr nutzen, wobei Englisch meine Lieblingssprache ist und ich zum Glück viel auf Englisch kommuniziere und dokumentiere.
Was wolltest du dem USB schon immer mal sagen?
Das USB ist ein toller Arbeitsplatz. Auf das Essen im Personalrestaurant freue ich mich immer und wir haben einen sehr schönen Garten.
Ich kann nicht ohne…
mein Smartphone. Da habe ich auch meine To-do-Liste drauf. Ich brauche ein Smartphone und viel Schlaf, um Energie zu tanken, ohne 8 Stunden Schlaf (bestenfalls) geht das nicht.
Was gefällt dir besonders gut an deinem Job?
Mein Arbeitspensum beträgt 60% und ich schätze unter anderem die Flexibilität, auch im Homeoffice zu arbeiten. Auch das Schulen von Personal macht mir Spass und natürlich arbeite ich gerne im klinischen Umfeld mit sehr kompetenten Kolleginnen und Kollegen, von denen man viel lernen kann.
Hast du einen Lieblingsort in Basel?
Den Rhein, ein kraftvoller breiter Fluss mit so vielen gemütlichen Orten zum Sitzen und herrlicher Aussicht.
Wie verbringst du ein perfektes Wochenende?
Mit ganz viel Aktivitäten. Zelten mit der Familie, Kanu fahren und die gesamte Planung dazu. Ganz nach dem Motto «Langeweile entsteht bei mir schneller als Stress».
Über was kannst du dich so richtig ärgern?
Über Gewalt in jeglicher Form z.B. auch gegen Kinder und Tiere.

Marielle fragt, Matthias antwortet…


Hattest du als Kind einen bestimmten Berufswunsch?
Natürlich, ich wollte Pilot oder Fussballprofi werden – wie fast jeder Junge. Doch in der Mittelschule stellte sich dann sehr schnell heraus, dass ich etwas Naturwissenschaftliches machen wollte. Mir lagen die Fächer Biologie, Chemie und Physik – so kam ich dann auf Medizin.
Welche Stadt gefällt dir besser, Basel oder Bern?
Beide Städte haben ihre Vor- und Nachteile. Bern ist familiär. «Ein grosses Dorf» – wie Einige sagen. An Basel schätze ich den naturwissenschaftlichen Hintergrund, den humanistischen Geist und die Internationalität. Man kann hier viel erleben für eine Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern.
Was schätzen deine Freunde besonders an dir?
Wahrscheinlich, dass ich ausgeglichen bin und meistens gut zuhören kann.
Kannst du backen?
Ja, früher habe ich hin und wieder Brot gebacken und das ist eigentlich ganz einfach. Nach einem Rezept zu kochen oder zu backen ist wie ein Experiment durchzuführen nach Protokoll.
Ich kann nicht ohne…
Gesellschaft, da ich langfristig nicht gerne alleine bin. Auf TV oder Smartphone könnte ich problemlos verzichten.
Was sollte man gesehen haben?
Ich mag Gegensätzlichkeit. Man muss nicht weit fahren um andere Kulturen, Religionen oder interessante Menschen kennenzulernen.
Was kann man sich unter der Diagnostik in der Pathologie vorstellen?
Das bedeutet, dass wir die Diagnosen nicht am Patienten, sondern an deren Gewebeproben unter dem Mikroskop stellen.
Warum kamst du nach Basel?
Aus beruflichen und familiären Gründen.
Hast du einen Lieblingsort in Basel?
Am Rhein entlang.
Über was kannst du dich so richtig ärgern?
Über Ungerechtigkeiten.
Wenn du für einen Tag lang die Rolle mit jemandem tauschen könntest, wer wäre das?
Mit niemandem, aber ich finde es interessant, mich in die Lage anderer Menschen zu versetzen.
Du bist seit fünf Jahren am USB. Was hat sich in der Zeit hier getan?
Natürlich haben einzelne Berufskollegen gewechselt. Ebenso haben sich meine Aufgabenfelder verändert. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeiten auch die Medizinische Genetik und die Pathologie unter einem Dach und wir können voneinander profitieren. Im Bereich der Diagnostik hat sich in den letzten Jahren viel im Bereich der molekulargenetischen Untersuchung von Tumoren getan und es wird ein Feld bleiben, in dem noch viele neue Untersuchungen und Technologien auf uns warten.
Wenn nicht Basel, was dann?
Die Schweiz bietet einen hohen Lebensstandard, den nicht viele Länder haben. Wenn es nicht Basel wäre, dann wohl am ehesten eine andere Stadt in der Schweiz.
Könnte die Diagnostik in Zukunft nicht von Robotern übernommen werden?
Das ist schwierig vorauszusagen. Es gibt sicher einfache Diagnosen, welche wahrscheinlich einmal ein Computer durch «scannen» der Präparate übernimmt oder zumindest «vorscreent» und eine Differentialdiagnose vorschlägt. Gewisse Krankheiten oder auch Operationspräparate können aber sehr komplex sein und es wird eine sehr grosse Herausforderung sein, einen Roboter zu entwickeln, welcher zuverlässig eine korrekte Diagnose stellt. Ich gehe davon aus, dass ich bis dann schon pensioniert bin.
Wie verbringst du ein perfektes Wochenende?
Zusammen mit Familie und Freunden. Ich unternehme gerne etwas z.B. eine Wanderung, Velotour, oder einen Museumsbesuch abgerundet mit einem netten Essen.

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