Es gibt unzählige Definitionen dafür, was es bedeutet, weiblich oder männlich zu sein. Und damit verbunden gängige Verhaltensmuster und Normen. Wenn eine Dysphorie, also ein Missempfinden mit dem körperlich zugewiesenen Geschlecht vorliegt, bringt das gewichtiges Leid mit sich.
Für die Mehrheit sind Frauen und Männer einheitliche Gruppen. Das starre Rollenbild wird nicht hinterfragt, sie fühlen sich wohl, so wie sie sind. Bei rund zwei Prozent der Bevölkerung jedoch stimmen das Geschlecht, das in der Geburtsurkunde steht, und die äusseren Geschlechtsmerkmale nicht mit der eigenen Einordnung überein. Diese Menschen identifizieren sich als das andere Geschlecht, vielleicht fühlen sie sich auch zwischen den Geschlechtern oder sie erkennen Merkmale beider Geschlechter in sich.
Die Geschlechtsidentität ist unabhängig vom Körper, mit dem ein Mensch geboren wurde. Meistens sind sie deckungsgleich, manchmal aber nicht. Dann ist von trans die Rede. Wer bei sich diese Kontroverse fühlt und eine Angleichung (Transition) anstrebt, muss sich nicht nur mit Fragen zur körperlichen Anpassung, sondern auch mit einer Vielzahl an juristischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen. Dazu kommen nicht wenige Ängste wie diejenige vor Zurückweisung, vor Diskriminierung im privaten Umfeld oder vor der Inakzeptanz und Zurücksetzung am Arbeitsplatz. Für trans Menschen ist die Arbeitssituation schwierig, sei es bei der Stellensuche oder am Arbeitsplatz während und nach der Transition. Die Arbeitslosenquote liegt bei rund 20%.
Der Schwerpunkt Geschlechtervarianz – schweizweit die erste und bislang einzige interdisziplinäre Anlaufstelle für trans und inter Menschen – befasst sich mit den Fragen der Geschlechtsdysphorie und hilft den Betroffenen, Lösungen für das Spannungsfeld zu finden. Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende aus Endokrinologie, Gynäkologie, Urologie, Hals-Nasen-Ohren-Klinik und der Plastischen, Rekonstruktiven, Ästhetischen und Handchirurgie arbeiten und forschen eng zusammen mit den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel auf diesem Gebiet nach nationalen und internationalen Behandlungsrichtlinien.
Wer sich outet und den Prozess der Geschlechtsangleichung gehen will, hat durchschnittlich eine Reise von zwei bis drei Jahren vor sich und braucht medizinische und in vielen Fällen psychotherapeutische Begleitung. Der Schwerpunkt für Geschlechtervarianz begleitet jeden Geschlechtsangleichungsprozess auf individuelle Weise. Hierbei stehen die Transitionsbedürfnisse der trans Person im Zentrum der Behandlung. Entgegen der gängigen Vorurteile kommt es nicht immer zu einer operativen Massnahme. Manchmal erreicht man mit Hormonen, Bartepilation oder Logopädie Erfolge, die Körper, Seele und soziale Geschlechtsrolle in Einklang bringen. Die Palette an Möglichkeiten, die heutzutage zur Verfügung stehen, ist gross.
Das Unispital unterstützt die Aktion trans welcome
trans welcome ist ein Projekt von Transgender Network Switzerland, das vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann unterstützt wird mit Finanzhilfen nach dem Gleichstellungsgesetz. Es macht trans Menschen und Arbeitgebern in der ganzen Schweiz Mut, eine Bewerbung und/oder ein Coming- out am Arbeitsplatz anzugehen und gemeinsame Schritte zu gehen. Schon jetzt nehmen rund 100 Firmen an der Aktion trans welcome teil. Unter anderem auch das Universitätsspital Basel. Wir fördern die Vielfalt am Arbeitsplatz und heissen trans Menschen willkommen. www.transwelcome.ch
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