Editorial

Geschlossen

Wer steht schon gern vor einer geschlossenen Tür: «Wegen Betriebsferien geschlossen», «Heute ausnahmsweise geschlossen», «Geschlossene Gesellschaft». Ausser vielleicht einem kurzen Moment des Ärgers, den solche Schilder auslösen, sind sie keinen weiteren Gedanken wert. Es ist eben, wie es ist. Anders dies: «Wald geschlossen». Wie bitte? Das hört sich drastisch an. Mein Wald, mein Erholungsgebiet, mein Freiheitsrefugium ist nicht mehr zugänglich. Geschlossen, zu, aus, finito. Von heute auf morgen. Und ich stehe draussen vor dem Tor zum Wald und habe, verflixt, keinen Schlüssel dabei. Die Natur will mich also ausschliessen.

«Wald geschlossen». Dieses Schild möchte ich nicht wirklich antreffen. Aber der etwas überspitzte Titel einer Zeitungskurzmeldung zur Teilsperrung des Hardwalds wegen Trockenheitsschäden hat mich erschreckt. Ich male mir ein Szenario in düsteren Farben aus, wenn ich tatsächlich vor einer Schranke stehe, einen Eintrittscode eingeben muss und es dann heisst «Sorry, Wald wegen Überfüllung geschlossen. Versuchen Sie es später wieder».

Die Natur darf ich nutzen, aber nicht benutzen. Fortan werde ich mich noch behutsamer und achtsamer in der Natur bewegen, um nicht irgendwann ausgeschlossen zu werden. Zu gross die Sehnsucht nach Spaziergängen durch den farbigen Herbstwald und nach dem Geraschel von welken Blättern unter den Schuhsohlen.

Schöne Erlebnisse in der offenen Natur wünscht Ihnen

Ihre Gina Hillbert


Gigamässig

gigantisch: Gigathlon

von

Aus einer Idee bei einem Feierabendbier wurde im Oktober 2018 Ernst. Wir meldeten uns für die dreitägige Ausdauersportveranstaltung Gigathlon an, die acht Monate später in der attraktiven Umgebung Ob- und Nidwaldens stattfinden würde. Somit gab es kein Zurück mehr

Wir, das sind vier Mitarbeitende und eine ehemalige Mitarbeiterin der Pflege auf Medizin 7.1, die sich der Herausforderung «Gigathlon Switzerland», einem Sportanlass, der aus fünf verschiedenen Disziplinen besteht, gestellt haben. In diesem 5er-Team muss jeder Teilnehmende eine Disziplin absolvieren. Unser Team «Giftsprützene » hat sich so aufgestellt: Julia Forrer: Laufen. Gaëlle Brack: Trailrun, Teamcaptain Nadia Cina: SwimRun. Christian «Chris» Winderl: Mountainbike. Michelle Büsser: Rennvelo. Der Teamname ergab sich übrigens aus einer stationsinternen Umfrage. Was dies wohl zu bedeuten hat?

Am 28. Juni 2019 ging’s los. Eröffnet wurde der Anlass mit dem SwimRun. Diese abwechslungsreiche Disziplin, bestehend aus 3 × 500 m Schwimmen und 3 × 1,5 km Laufen, kommt aus Schweden, etabliert sich nun auch in der Schweiz. SwimRun heisst, mit Laufschuhen, Paddles und Pullboy in das kalte Nass und auf die Laufstrecke; dies alles am Stück. Nadia Cina war am ersten Wettkampftag als Erste aus dem Team «Giftsprützene» auf Gigathlon-Kurs.

Am Morgen danach klingelt der Wecker um 4 Uhr früh. Michelle macht sich bereit für ihren ersten Rennvelo-Einsatz überhaupt. Sichtlich nervös, aber fokussiert auf den Start in Sarnen. Früher als geplant, nach 89 km und 900 Höhenmetern, übergibt Michelle in Ennetbürgen-Buochs an die Schwimmerin. Nach 44 Minuten sprintet Nadia aus dem Wasser in die Wechselzone, um den Zeitmesschip an Julia zu übergeben, die sich bei brennender Mittagssonne und absoluter Windstille auf die 15 km lange Laufstrecke begibt. Die sensationelle Zeit von Julia und das somit frühzeitige Eintreffen fordern vollen Einsatz in der Wechselzone. Nadia wird mithilfe des Teams in den Neoprenanzug gepackt und begibt sich in das kalte Nass.

Nach zwei Kilometer 18 3.19 (gefühlten 2,5 km) Crawl kühlt Nadia Gaëlle in der Wechselzone ab, damit diese sich abgekühlt auf den Trailrun begeben kann. Die anderen vier «Giftsprützene» machen sich mit dem Auto auf den Weg nach Engelberg, eine logistische Meisterleistung. Die 25 km und 600 Höhenmeter (hm) von Buochs nach Engelberg sprintet Gaëlle durch und übergibt nach 2:33 h an Chris. Gerade noch rechtzeitig zur Chipübergabe eingetroffen, bewältigt er die 45 km mit 1’300 hm in Richtung Sarnen. Mit einer Zeit von 2:25 h bodigt er die meisten Bike-Konkurrenten und landet in seiner Disziplin auf dem 30. Rang. Das Bike muss immer wieder geschoben und getragen werden auf dem Weg über Schneefelder und an Kühen vorbei. Die Abfahrt erweist sich als technisch sehr anspruchsvoll und Chris ist froh, bis auf einen kleinen Sturz alles gut überstanden zu haben.

Nach einer überraschend erfrischenden Nacht im roten Gigathlon-Zelt beginnt um 5 Uhr der letzte Wettkampftag. Bei brütender Hitze bereits um 7 Uhr in der Früh startet Julia das 19-km-Rennen. Die 36 Grad Celsius in Kombination mit der brennenden Sonne und Windstille lassen die Kräfte aller «Giftsprützene» schwinden. Nach 1:35 h tritt die Schwimmerin ihren vierten Einsatz an diesem Wochenende an. Diesen absolviert Nadia im warmen Sarnersee und fühlt sich physisch und mental entkräftet. Nach 1:05 h und einer schnellen Übergabe übernimmt Chris (angetrieben von der Vorstellung, den langen Neoprenanzug schnellstmöglich abzulegen) den Zeitmesschip und düst mit dem Bike davon. Chris, am Morgen noch nicht sonderlich frisch und erholt, mobilisiert seine Kräfte und überquert den Glaubenberg (1’400 hm, 44 km) in 2:26 h. Eine Spitzenleistung und Platz 27 in der Disziplin Mountainbike. Am Mittag startet Michelle zum längsten Tagesabschnitt auf dem Rennvelo. Zu bezwingen sind Glaubenbielen und Glaubenberg mit gesamt 2’100 hm auf einer knackigen 84-km-Strecke. Als grösste Gegner erweisen sich die Mittagshitze und der fehlende Schatten. Nach fünf Stunden, Michelle ist erschöpft und braun gebrannt, schafft es aber noch in die Wechselzone, findet die letzte Übergabe an Gaëlle statt. Der fünfte und letzte Teilabschnitt ist der Trailrun über den Berg Kloster Bethanien. Nach 16 km und 440 hm dürfen wir Gaëlle in Sarnen empfangen und rennen zu fünft über die Ziellinie. Ein sehr emotionaler Moment. Wir sind überglücklich und erleichtert, nachdem wir insgesamt 350 Kilometer und 7’150 Höhenmeter in einer Gesamtzeit von 23:54:27 Stunden zurückgelegt haben. Die Teamleistung brachte uns eine sehr gute Platzierung im Mittelfeld, auf Platz 91 aller 187 teilnehmender Teams of Five. Wir sind sehr stolz auf unsere Gesamtleistung.

Mehr Team geht fast nicht

Der Gigathlon hat das ganze Team Medizin 7.1 noch mehr zusammengeschweisst. Wir sind ein gut funktionierendes Team in guten wie in schlechten Tagen. Hand in Hand zu arbeiten, kann wohl mit dem Gigathlon verglichen werden. Nicht nur das Athletenteam arbeitet so, sondern die ganze Station. Bei den Vorbereitungen und während des Wettkampfs hat das Team die ganze Zeit hinter uns gestanden, mitgefiebert und mitgefeiert. Wir wurden im Wettkampf über den WhatsApp-Chat sowie von den Fans an der Strecke total motiviert. Im Chat hat es bis zu 500 Nachrichten pro Tag gegeben. Einfach genial. Es ist ein Erlebnis, das wir wohl alle nicht mehr vergessen werden. Das Team hat uns sogar eine eigene Siegerehrung gestaltet mit süssen Medaillen. Auch dabei wurde der fantastische Teamzusammenhalt deutlich spürbar. Für uns Gigathlon-Teilnehmende war es ein einmaliges Erlebnis. Wir haben unsere Grenzen kennengelernt, sind motiviert, weiterzumachen, Sport zu treiben und fit zu bleiben. Wir hoffen, dass wir ein paar Kolleginnen und Kollegen von Medizin 7.1 damit anstecken konnten.




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