Editorial

Geschlossen

Wer steht schon gern vor einer geschlossenen Tür: «Wegen Betriebsferien geschlossen», «Heute ausnahmsweise geschlossen», «Geschlossene Gesellschaft». Ausser vielleicht einem kurzen Moment des Ärgers, den solche Schilder auslösen, sind sie keinen weiteren Gedanken wert. Es ist eben, wie es ist. Anders dies: «Wald geschlossen». Wie bitte? Das hört sich drastisch an. Mein Wald, mein Erholungsgebiet, mein Freiheitsrefugium ist nicht mehr zugänglich. Geschlossen, zu, aus, finito. Von heute auf morgen. Und ich stehe draussen vor dem Tor zum Wald und habe, verflixt, keinen Schlüssel dabei. Die Natur will mich also ausschliessen.

«Wald geschlossen». Dieses Schild möchte ich nicht wirklich antreffen. Aber der etwas überspitzte Titel einer Zeitungskurzmeldung zur Teilsperrung des Hardwalds wegen Trockenheitsschäden hat mich erschreckt. Ich male mir ein Szenario in düsteren Farben aus, wenn ich tatsächlich vor einer Schranke stehe, einen Eintrittscode eingeben muss und es dann heisst «Sorry, Wald wegen Überfüllung geschlossen. Versuchen Sie es später wieder».

Die Natur darf ich nutzen, aber nicht benutzen. Fortan werde ich mich noch behutsamer und achtsamer in der Natur bewegen, um nicht irgendwann ausgeschlossen zu werden. Zu gross die Sehnsucht nach Spaziergängen durch den farbigen Herbstwald und nach dem Geraschel von welken Blättern unter den Schuhsohlen.

Schöne Erlebnisse in der offenen Natur wünscht Ihnen

Ihre Gina Hillbert


Qualität im Blick

Das QM-Team (von links): Selina Bilger, Projekt- und Datenmanagerin; Stephanie Gattiker, Qualitätsmanagementbeauftragte; Susana Sanchez, stv. Leiterin Qualitätsmanagement; Dr. Florian Rüter, Leiter Qualitätsmanagement; Annabell Müller, Projekt- und Datenmanagerin

Das QM-Team (von links): Selina Bilger, Projekt- und Datenmanagerin; Stephanie Gattiker, Qualitätsmanagementbeauftragte; Susana Sanchez, stv. Leiterin Qualitätsmanagement; Dr. Florian Rüter, Leiter Qualitätsmanagement; Annabell Müller, Projekt- und Datenmanagerin

Um das Medizinische Qualitätsmanagement kümmern sich am Universitätsspital Basel Dr. Florian Rüter und sein Team. Dazu brauchen sie Überblick, eine gute Vernetzung und vor allem eines: Daten. Viele Daten.

Qualität. In der engsten Definition des Wortes beschreibt dieses lediglich ganz neutral die Beschaffenheit einer Sache. Ob gut oder schlecht, bleibt erst mal aussen vor. Wenn man das Medizinische Qualitätsmanagement im Blick hat, wie Dr. Florian Rüter und sein Team, dann kann man sich damit natürlich nicht zufriedengeben:

«Gute medizinische Qualität, ihre Erhaltung und ihre Steigerung sind kein Projekt, sondern eine Haltung. Medizinische Qualität im Spital hat unglaublich viele Facetten. Sie begleitet uns bei allem, was wir tun. Sie im Blick zu haben, sie wahrzunehmen, sie als Ausweis unseres täglichen Handelns im Bewusstsein zu verankern und daraus einen Blick auf die Behandlungsqualität am USB zu generieren, ist unsere Aufgabe. Um Qualität zu erfassen, machen wir sie – wo immer möglich – messbar. Dazu definieren wir sinnvolle Messgrössen, sogenannte Qualitätsindikatoren, welche wir regelmässig erheben und analysieren. Die gewonnenen Daten sind Basis für einen offenen Dialog mit den Mitarbeitenden: Wo können wir hervorragende Qualität beispielhaft zur Verfügung stellen und wo gibt es Verbesserungspotenzial? Wo können wir durch transparente Darstellung der Behandlungsqualität Vertrauen für Patienten schaffen?»

«Gute medizinische Qualität, ihre Erhaltung und ihre Steigerung sind kein Projekt, sondern eine Haltung.»

Dr. Florian Rüter

Verantwortlich ist die Abteilung der Ärztlichen Direktion aber auch für ein national und international vergleichbares Qualitätsbild des USB: Kontinuierlich gemessene Werte zur Patientenzufriedenheit, zu Infektionen nach definierten Eingriffen oder zu Stürzen während des stationären Aufenthaltes sind Teil des «Pflichtprogramms». Dazu gehört auch die erfolgreiche Koordinierung des ersten spitalweiten Qualitätssiegels, die Zertifizierung nach EFQM «committed to excellence» durch das «QM». Um diese Aufgaben des «klassischen Qualitätsmanagements » kümmert sich Susana Sanchez, stellvertretende QM-Leiterin, seit über sechs Jahren am USB. Als ausgebildete Qualitätsmanagerin hat sie während dieser Zeit durch vertrauensvolle Zusammenarbeit mit verschiedensten Abteilungen das Qualitätsverständnis im USB vorangebracht.

Die Bearbeitung von jährlich weit über 1’000 individuellen Patientenrückmeldungen ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des QM. Erfreulicherweise fallen rund zwei Drittel positiv aus. Stephanie Gattiker, für Auswertung, Beantwortung und Aufarbeitung dieser wichtigen Informationsquelle verantwortliche Qualitätsbeauftragte, bekommt aber auch ein Drittel kritische Feedbacks. Aus denen können wir lernen. Stephanie Gattiker, Dr. Florian Rüter und manchmal auch der Ärztliche Direktor Prof. Christoph A. Meier selbst, führen regelmässig Patientengespräche, um das gegenseitige Verständnis zu fördern und zu versuchen, eine Klärung zu erzielen. Und vor allem eben: um zu erfahren, was man besser machen kann.

Überhaupt stehen unsere Patientinnen und Patienten im Fokus des Medizinischen Qualitätsmanagement: Geht es dem Patienten nach der Therapie wirklich besser? War die Behandlung, die er bei uns bekam, die richtige und hat sie ihm geholfen? Der einfachste Weg, dies zu erfahren, ist dabei der direkte: indem man die Patientinnen und Patienten danach fragt. Dies geschieht für mittlerweile neun Krankheitsbilder an zehn Kliniken des USB mit den «PROMs» (Patient Reported Outcome Measures), international standardisierten Befragungen, die der Patient komplett digital beantwortet. Das Universitätsspital Basel ist mit diesem wegweisenden Ansatz schweizweit führend.

Die Implementierung der PROMs, die systematische Auswertung der seit 2017 daraus gewonnenen Daten und deren Umwandlung in Erkenntnisse liegen im Verantwortungsbereich von Selina Bilger und Annabell Müller. Die Projekt- und Datenmanagerinnen des QM schlagen durch ihre Expertise die Brücke von den Bits und Bytes zu medizinisch für den einzelnen Patienten wichtigen Erkenntnissen, die zukünftig seinen Behandlungspfad beeinflussen. PROMs liefern eine der Grundlagen für einen Umbau des Gesundheitswesens hin zu einer Gesundheitsfürsorge, die sich an den Werten misst, die den Patienten im Alltag betreffen. Die Frage soll nicht mehr nur sein «Ist diese einzelne Untersuchung oder Behandlung genau nach Indikation und Vorschrift gemacht worden?», sondern «Hat die Gesamtheit der getroffenen Massnahmen der Patientin am Ende den erwünschten Nutzen gebracht?»

Systematisches Messen von Outcomes aus Patientensicht schafft Vergleichbarkeit. Und die fördert nicht nur die Qualität, sondern ermöglicht eben auch bessere Entscheidungen. Der Patient und sein Leiden werden optimal betreut, wodurch das Gesundheitswesen auch noch günstiger werden kann. Denn wenn nur noch jene Dinge gemacht werden, die dem individuellen Patienten mit seinen ganz spezifischen Anforderungen auch wirklich etwas bringen, dann spart man Geld. So sind die PROMs ein erster entscheidender Schritt auf dem Weg hin zum Werte-basierten Gesundheitssystem («Value Based Health Care»).

Darüber hinaus gewinnen die Spezialistinnen und Spezialisten im QM grosse Datenmengen aus Patientenzufriedenheitsbefragungen, klinischen IT-Systemen und anderen Quellen zur Patientenerfahrung und Behandlungsqualität. Neu ist, dass aus diesen Daten klinik-spezifische «Qualitätsreportings» erstellt, ausgewertet und den einzelnen Kliniken im Dialog zur Verfügung gestellt werden. Ein Ziel für die nahe Zukunft ist es, diese Daten nach und nach auch tagesaktuell digital in der «Qualitäts-Scorecard» als Steuerungsinstrument abzubilden. Für dieses und andere Qualitätsprojekte ist die valide Verknüpfung der verschiedenen im USB vorhandenen Quellsysteme eine grosse Herausforderung. Sie zu bewältigen, setzt vielfältige fachliche und technische Schnittstellen mit Ärzteschaft, Pflegepersonal, Ressort Finanzen, Ressort Digitalisierung & ICT und mit dem Patientenzentrierten Management – um nur einige zu nennen – voraus.

Den unterschiedlichen Aufgaben und Aktivitäten des Qualitätsmanagements ist eines gemeinsam: Sie dienen dem Wohl unserer Patientinnen und Patienten.



Kommentare (0)

Keine Kommentare zu diesem Artikel vorhanden. Sei die/der Erste, der diesen Artikel kommentiert.



Keine Ausgabe verpassen –
Erinnerungsservice abonnieren!