Editorial

Geschlossen

Wer steht schon gern vor einer geschlossenen Tür: «Wegen Betriebsferien geschlossen», «Heute ausnahmsweise geschlossen», «Geschlossene Gesellschaft». Ausser vielleicht einem kurzen Moment des Ärgers, den solche Schilder auslösen, sind sie keinen weiteren Gedanken wert. Es ist eben, wie es ist. Anders dies: «Wald geschlossen». Wie bitte? Das hört sich drastisch an. Mein Wald, mein Erholungsgebiet, mein Freiheitsrefugium ist nicht mehr zugänglich. Geschlossen, zu, aus, finito. Von heute auf morgen. Und ich stehe draussen vor dem Tor zum Wald und habe, verflixt, keinen Schlüssel dabei. Die Natur will mich also ausschliessen.

«Wald geschlossen». Dieses Schild möchte ich nicht wirklich antreffen. Aber der etwas überspitzte Titel einer Zeitungskurzmeldung zur Teilsperrung des Hardwalds wegen Trockenheitsschäden hat mich erschreckt. Ich male mir ein Szenario in düsteren Farben aus, wenn ich tatsächlich vor einer Schranke stehe, einen Eintrittscode eingeben muss und es dann heisst «Sorry, Wald wegen Überfüllung geschlossen. Versuchen Sie es später wieder».

Die Natur darf ich nutzen, aber nicht benutzen. Fortan werde ich mich noch behutsamer und achtsamer in der Natur bewegen, um nicht irgendwann ausgeschlossen zu werden. Zu gross die Sehnsucht nach Spaziergängen durch den farbigen Herbstwald und nach dem Geraschel von welken Blättern unter den Schuhsohlen.

Schöne Erlebnisse in der offenen Natur wünscht Ihnen

Ihre Gina Hillbert


Wir lesen täglich von Rekorden unterschiedlichster Art. Wir hatten wieder einen Rekord-Hitzesommer, ab Mitte 2022 haben wir mit dem Roche-Turm 2 das höchste Gebäude der Schweiz, und der bekannteste Weltrekordhalter der Schweiz, Roger Federer, stammt aus der Region Basel. Zeit, die in Basel gängige Bescheidenheit endgültig ad acta zu legen und nachzuforschen, wo und warum Basel an der Spitze ist.

Basel ist Heim zahlreicher Rekorde, dessen sind sich viele von uns nicht bewusst. Auf einen bestimmten Rekord kann die Region Basel dabei zu Recht sehr stolz sein: Sie ist die Nummer 1 bei der Wertschöpfung im Bereich Life Sciences. Weltweit verzeichnet unsere Region das höchste Produktionsvolumen und seit 1997 das stärkste Wachstum. Mit über 700 Life Sciences-Firmen ist die Region Basel das führende Life Sciences Cluster Europas. Durch den örtlichen Zusammenschluss dieser Unternehmen, also dem Life Sciences Cluster, werden Innovationskraft und Wettbewerb in der Region gestärkt. Hier ballen sich Unternehmen mit gleicher Ausrichtung, hier konzentrieren sich Wissen und Kapital. Und wir als Universitätsspital sind ein Teil dieses richtungsweisenden Life Sciences Cluster. Unsere Vernetzung zu Kooperationspartnern, zur Universität und zu den Life Sciences-Unternehmen bilden ausgezeichnete Rahmenbedingungen für Erfolge. Es liegt deshalb auch in unserer Hand, die Zukunft von uns und der Region weiterzuentwickeln und neue Rekorde zu schreiben.

Es liegt deshalb auch in unserer Hand, die Zukunft von uns und der Region weiterzuentwickeln und neue Rekorde zu schreiben. ​

In Basel arbeiten drei Mal so viele Talente im Life Sciences-Bereich wie in der Region Zürich, mehr als vier Mal so viel wie in der Region Genf. Auf dichtem Raum konzentrieren sich Unternehmen der Bereiche Pharmazie, Biotechnologie, Agrochemie, Medizin und Medizinaltechnik. Sie alle bilden das Bündel, das einzigartige Wettbewerbsvorteile mit sich bringt. Der Netzeffekt fördert die Beschaffung von Ressourcen, das Rekrutieren von Talenten aus aller Welt und vor allem den kontinuierlichen Wissensaustausch. Die ganze Wertschöpfungskette ist in der Region Basel vorhanden, angefangen bei der Forschung und Entwicklung über die Produktion bis hin zur Geschäftsentwicklung und Vermarktung. Damit sind wir Spitzenreiter in Europa und das Herz der Life Sciences, dem Schnittpunkt von Natur, Technik und Medizin. Diesen Platz auf dem obersten Podest wollen wir behalten, denn Basel als führendes Innovations- und Wirtschaftszentrum ist für ein Universitätsspital der ideale Boden für Exzellenz, Dynamik und Erfolge.

Der Life Sciences Cluster Basel ist das Ergebnis zahlreicher hier verankerter Forschungs- und Produktionseinrichtungen. Forschung und Produktion haben in der Region Basel eine lange Tradition. Die Posamenter des 17. Jahrhunderts legten einen der Grundsteine für die Industrialisierung in der Region: Seidenbänder aus Basel waren der wichtigste Erwerbszweig für die Region und wurden weltweit gern gesehen an Hüten, Kleidern, Vorhängen und Möbeln. Als Folge davon siedelte sich die chemische Industrie am Rheinknie an, welche die synthetischen Farben für die Grossproduktionen und andere Chemikalien herstellte. Zu richtig viel Ruhm kam Basel aber auch dank eines juristischen Mankos. In Basel wurde das Patentrecht nämlich erst 1907 eingeführt. In Frankreich hingegen gab es bereits 60 Jahre vorher einen Patentschutz für chemische Produkte, nicht nur für das Herstellungsverfahren oder die Erfindung, sondern auch für das Produkt selbst und die Firma. Ein Grund warum viele Erfinder nach Basel ausgewandert sind, Unternehmen gegründet und Fusionen vollzogen haben und zu Global Playern wurden. Den Weg zum Erfolg haben uns die Vorfahren gezeigt und geebnet. Wir müssen nun selbstsicher und mutig diese Geschichte weiterschreiben, unternehmerisch denkend investieren und weiterhin nach Höchstleistungen streben, um an der Spitze zu bleiben.

Heute arbeiten in der Region Basel über 30’000 Menschen in einem Life Sciences-Unternehmen und beschäftigen sich mit Forschung, Entwicklung, Produktion, Recht, Finanzierung, Vermarktung und vielem mehr. Der Life Sciences Cluster Basel gilt als Rekordhalter und sollte dies auch bleiben. Denn wir als Universitätsspital sind an der Schnittstelle von Klinik und Forschung. Wir im USB sind Teil dieses Verbundes, können von der Innovationskraft gegenseitig profitieren und uns in diesem dynamischen Umfeld selbstbewusst und zukunftsorientiert positionieren

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor<br>

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor


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