Editorial

Auf der Suche nach dem roten Faden

Dieser Ausdruck kommt aus dem Bereich des Webens, wo man keinen Faden verlieren durfte. «Seit alter Zeit wird das Erzählen mit der Textilherstellung und -bearbeitung assoziiert, weil das Weben Zeit zum episch breiten Darstellen und Wiedergeben von Sachverhalten bot.» (Wiki) Aha! Text und «textil» sind folglich eng miteinander verwoben.

Und schon habe ich den (roten) Faden dieser Gazzetta-Ausgabe gefunden: Erzählungen und Geschichten zum Leben, das am seidenen Faden hängen kann, zu scheinbaren Zufällen und zu geflochtenen Bildern über Schmerzen, Wunden und Verwundung. Beiträge, die zeigen: Man soll den Faden immer wieder aufnehmen, auch wenn man zeitweise glaubt, ihn verloren zu haben.

Aber bevor Ihnen der Geduldsfaden reisst und ich zu langfädig werde, beende ich mein Editorial und lasse Sie gerne eintauchen in das neue Textgeflecht.


Ihre Gina Hillbert

Laut quaken –

besonders geschützt

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Wenn wir eine Lesermail erhalten, die sowohl Frohsinn als auch Ernsthaftigkeit aufweist, fehlt nicht viel, dass sie publiziert wird. Die Rede ist von einem Frosch, der es mit seinem lautstarken Quaken bis in die Gazzetta geschafft hat.

Mit dieser Mail bat uns Gabriele Parsert um Hilfe für den stimmgewaltigen Frosch:

An: Gazzetta Mail
Von: Gabriele Parsert

Liebe Gazzetta-Mitarbeiter

Mitarbeiter der Chirurgie machen nun schon das zweite Jahr in Folge die Erfahrung, dass ein Frosch im Gartenteich sein Unwesen treibt. Offensichtlich handelt es sich dabei um ein sehr einsames Exemplar, denn das laute, verzweifelte Quaken will bis in den späten Sommer hinein kein Ende nehmen. Auch wenn so einige Kollegen sich von so viel Gequake beglückt fühlen, teilen manche Patienten, die von gesundendem Schlaf abgehalten werden, diese Meinung nicht. Und so könnte man vielleicht über die Gazzetta eine Aktion «Partner für den einsamen Spitalfrosch» starten. Wüsste man nämlich mehr über die Gattung dieses Tieres, fände sich ja vielleicht sogar eine Partnerin für ihn, womit allen geholfen wäre. Patienten könnten schlafen und der Frosch könnte auf ein glückliches Familienleben hoffen.

Vielleicht gelingt es ja, mit der Gazzetta mehr über dieses Tier in Erfahrung zu bringen, vielleicht gibt es Fotos, die es ermöglichen, das Tier zu bestimmen, oder vielleicht findet sich ein Amphibienfreund, der schon vom lauten Liebesklagen das Tier zuordnen kann...

Herzlichst
G. Parsert

Es hat eine Weile gedauert, doch dann haben wir ihn im Teich des Spitalgartens gehört, schliesslich gesehen und mit der Kamera eingefangen. Er, besagter Frosch, ist grün-bräunlich, und auf dem Rücken befinden sich schwärzliche Flecken, die eine schöne Marmorierung bis zu den Hinterbeinen ziehen. Wir identifizieren ihn als Teichfrosch. Diese Art ist in unserer Region flächendeckend verbreitet. Speziell an ihm ist, dass er besonders geschützt ist. Das bedeutet, dass er nicht gefangen, verletzt oder getötet werden darf. Dank unserer Mitarbeiterin Gabriele Parsert wissen wir, dass er sich bereits seit zwei Jahren in unserem Teich befindet. Das lässt darauf schliessen, dass er dort überwintert. So wird er wohl auch nächsten Frühling wieder lautstark aufquaken.

Die Gazzetta-Redaktion ist ratlos, daher starten wir diesen Aufruf: Wer hat eine naturverträgliche Idee, wie wir dem Frosch helfen können und zugleich die Patienten wieder zu ihrem gesunden Schlaf kommen? Wir freuen uns auf Ihre Mail.


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