Editorial

Auf der Suche nach dem roten Faden

Dieser Ausdruck kommt aus dem Bereich des Webens, wo man keinen Faden verlieren durfte. «Seit alter Zeit wird das Erzählen mit der Textilherstellung und -bearbeitung assoziiert, weil das Weben Zeit zum episch breiten Darstellen und Wiedergeben von Sachverhalten bot.» (Wiki) Aha! Text und «textil» sind folglich eng miteinander verwoben.

Und schon habe ich den (roten) Faden dieser Gazzetta-Ausgabe gefunden: Erzählungen und Geschichten zum Leben, das am seidenen Faden hängen kann, zu scheinbaren Zufällen und zu geflochtenen Bildern über Schmerzen, Wunden und Verwundung. Beiträge, die zeigen: Man soll den Faden immer wieder aufnehmen, auch wenn man zeitweise glaubt, ihn verloren zu haben.

Aber bevor Ihnen der Geduldsfaden reisst und ich zu langfädig werde, beende ich mein Editorial und lasse Sie gerne eintauchen in das neue Textgeflecht.


Ihre Gina Hillbert

Innovation: Alles Zufall oder was? In den letzten Wochen sind mir zwei Artikel über Innovation in die Hände gefallen. Noch bin ich nicht zur eingehenden Lektüre gekommen, aber bereits ein kurzer Überflug zeigt zwei für mich spannende, grundsätzlich entgegengesetzte Meinungen über Innovation.

Der erste Artikel ist im Grunde ein Ratgeber und liefert konkrete Vorgaben, wie jedem Unternehmen in zehn Schritten zu mehr Innovation verholfen werden kann. Innovation hat nichts mit Zufall zu tun, erklärt der Artikel, sondern ist das Ergebnis von systematischem Vorgehen und Logik, den richtigen Personen und Prozessen. Eine Backanleitung für Innovation sozusagen.

Der andere Artikel geht davon aus, dass Glück, Zufall und Chaos zu Innovationen führen: Innovation happens. Einer der Supererfinder der Schweiz, Anton Gunzinger, CEO der Supercomputing Systems AG, die Lösungen für Automobilhersteller entwickelt, nennt es so:

«Echte Innovation entsteht oft wie ein Kunstwerk. Man kann am Anfang nicht vorhersagen, was am Ende herauskommt. Das ist ein Prozess mit einem hohen Chaosanteil. Irgendwann hat man dann das Gefühl, dass man weiss, wo der Weg hinführt – und dann beginnt die eigentliche Ingenieurarbeit.»

Anton Gunzinger

Über diesen Satz bin ich noch einmal gestolpert, als ich den Beitrag über CARLO und das Zitat von Miterfinder Hans-Florian Zeilhofer in der vorliegenden Gazzetta gelesen habe. Auf die Frage nach dem Ursprung der Innovation sagt er: «Innovation hat nicht zuletzt sehr viel mit Intuition zu tun. Als ich Dr. Bruno das erste Mal traf, hatte ich das sichere Gefühl, zum richtigen Zeitpunkt dem richtigen Menschen begegnet zu sein.»

Ich sehe an unserem Spital viele Menschen wie Hans-Florian Zeilhofer, die sich der Innovation verschrieben haben. Was sie alle auszeichnet und weshalb sie damit meine grösste Bewunderung verdienen, ist ihr Mut. Ihre Erfindungen und Innovationen sind ihnen nicht im Schlaf zugefallen, sondern sie haben sie sich verdient, indem sie den Mumm hatten, einer Idee zu folgen. Sie haben ein Problem nicht einfach ignoriert, sondern nach einer Lösung gesucht. Sie haben auch nicht beim ersten Hindernis aufgehört, sondern weitergeforscht. Sie haben ihre Ideen geteilt und sich andere Mitstreiter gesucht, die mit weiteren Ideen zum Erfolg beigetragen haben. Hinter allen Innovationen steht neben dem Mut auch viel Teamarbeit. Gute Ideen können nicht im Alleingang umgesetzt werden. Das zeigt auch das Beispiel von Hans-Florian Zeilhofer und seinem Team.

Ich möchte mich bei all unseren Forscherinnen und Forschern bedanken, die diese Arbeit auf sich nehmen, um für unsere Patientinnen und Patienten neue, optimierte Behandlungskonzepte zu entwickeln und damit die Lebensqualität jedes Einzelnen zu verbessern.

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor<br>

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor


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