Richard Birrer, Abteilungsleiter Infrastruktur und seit rund 13 Jahren Stabschef Krisenstab USB
«Die regelmässigen Krisenstab-Übungen haben uns sehr gut weitergebracht. Die externe Übungsleitung attestierte uns auch bei Blackout eine gute Entwicklung. Das Label «krisentauglich und effektiv bei unerwünschten Ereignissen» haben wir uns zweifellos erarbeitet. Was mir dabei am meisten imponiert: Wir stehen in der Krise zusammen. Diese Kollegialität zu erleben, tut immer wieder gut.»
18:00 Uhr: Alarm
Alarmierung des Kernstabs des Krisenstabs USB durch die Alarmzentrale
18:05 Uhr: Telefonkonferenz
Kernstab (Chef Krisenstab, dessen Stellvertreter, Stabschef und Chef Führungsorganisation) hält Telefonkonferenz. Ja, das ist eine Krisensituation mit Auswirkungen grösseren Ausmasses für das USB. Beschluss: Krisenstab alarmieren; Aufgebot, ins USB einzurücken und Einsatzzentrale aktivieren. Der Chef Krisenstab setzt den Spitaldirektor ins Bild.
18:30 Uhr
Alarmierte Mitglieder des Krisenstabs erreichen das USB und richten ihre Arbeitsplätze in der Einsatzzentrale ein. Der Kernstab zieht sich zurück, um den ersten Orientierungsrapport vorzubereiten.
19:00 Uhr: Orientierungsrapport
Entscheid: Aufgrund der Unterbesetzung werden Chargen umverteilt. Weitergabe von Informationen zur Lage gemäss aktuellem Wissensstand und Festlegung von Sofortmassnahmen, Aufgabenverteilung an die Krisenstab-Mitglieder vor Ort. Pendenzen sind festgehalten. Nächster Lagerapport um 20.30 Uhr.
19:20 Uhr: Abarbeitung der Sofortmassnahmen
Fokus liegt auf dem Notstromkonzept des USB. Spezialisten werden beigezogen: Einschätzung der Lage, Problemanalyse und mittelfristige Auswirkungen des Blackouts auf das Spital. Der Chef Kommunikation bereitet die Information für die USB-Mitarbeitenden vor und lanciert diese. Er steht in Kontakt mit der Kommunikationsabteilung des Kantonalen Krisenstabs und stimmt sich mit ihr ab.
20:30 Uhr: Lagerapport in der Einsatzzentrale
Besprechung der erarbeiteten Problemanalyse. Der Krisenstab beschliesst den sofortigen eingeschränkten Klinikbetrieb. Grund: Das USB muss mit einem Patientenanfall aufgrund möglicher Unfälle durch den Stromausfall rechnen. Nadelöhr Notfallzentrum, Triage.
Kantonaler Krisenstab teilt mit: Unsichere Versorgungslage der Stadt und Umgebung mit Wasser, Diesel, Wärme. Dauer unbestimmt. Einschätzung des USB und Entscheid: vorerst keine personelle Aufstockung, sondern Verlängerung des Dienstes des bereits im Einsatz stehenden Personals. Sicherung des Areals wegen Gefahr von Vandalismus, Plünderungen.
20:55 Uhr
Lagerapport beendet. Nächster Rapport: 23.00 Uhr.
21:00 Uhr
Alle Krisenstab-Mitglieder gehen ihren Aufgaben nach. Konzentriertes und ruhiges Arbeiten. Beruhigend: Die Notstromversorgung im USB funktioniert. Aber wie wird sich das Grossereignis entwickeln? Wo ist im USB mit Engpässen zu rechnen? Der regelmässige Kontakt zum Kantonalen Krisenstab und die entsprechende Ableitung der Massnahmen für das USB sind die wichtigsten Aufgaben.
23:00 Uhr: Einsatzzentrale, zweiter Lagerapport
Neueste Erkenntnisse des Kantonalen Krisenstabs zum Grossereignis fliessen erneut ein. Die Massnahmen für das USB werden laufend modifiziert. Weitere Krisenstab-Mitglieder sind inzwischen eingetroffen. Die Verstärkung tut gut. Umstellung auf
Schichtbetrieb im Krisenstab, denn der Einsatz wird länger als acht Stunden dauern. Briefen der neu eingetroffenen Krisenstab-Mitglieder und Übergabe der Aufgaben.
23:30 Uhr: Übungsabbruch und -besprechung
Blackout war eine grossangelegte Übung, die wir natürlich im Zeitraffer durchführten. In der Realsituation wäre der Krisenstab USB über Tage, wenn nicht Wochen, im Einsatz gewesen. Wir haben uns in einer realen Krise gefühlt und vergessen, dass wir uns in einer Übung befinden. So intensiv und konzentriert haben wir als Team gearbeitet. Die Bedingungen waren real: Abends, nach Feierabend, ging es los und es dauerte bis Mitternacht. Die ersten acht Stunden übersteht man gut, danach wird es heftig. Trotz der Hektik, die mitunter entsteht, geht man kollegial miteinander um. Zwar nicht ganz partizipativ, sondern direktiv. Die Krise gemeinsam bewältigt zu haben, ein eingespieltes Team zu sein, hinterlässt ein gutes Gefühl für ein hoffentlich nie eintretendes Ereignis mit Krisenpotenzial.
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