Editorial

Tradition ist Tradition

Hervorgeholt das gute alte Kochbuch. Die Seite mit dem Rezept für Mailänderliteig klappt beinahe von allein auf. Es ist wieder so weit. In guter Familientradition mache ich mich ans Backwerk für das Weihnachtsfest. Ich weiss, was von mir erwartet wird: keine Experimente, sondern die klassischen Mailänderli in den Formen Herzen und Sterne. Nichts Zweifarbiges mit Schoggiteig, keine Verzierungen mit bunten Streuseln oder Silberperlen, keine farbige Glasur, nicht Leuchttürme oder Flusspferde als Ausstecherli, obwohl es mich ja schon reizen würde, etwas zu verändern an unserem traditionellen Mailänderli: Dem doch recht einfachen Butterteig eine neue Geschmacksnote unterzurühren, das juckt jedes Jahr unter den Fingern, schliesslich finden sich einige Preziosen in meinem Backwerkschatz. Bevor ich schliesslich übermutig(-mütig) werde, glaube ich, meine Mutter zu hören: «Finger weg vom Teig!» Sie hat zwar damals etwas Anderes gemeint, aber ich halte sofort inne, beende meine Phantastereien. Ja, ich weiss, einfach und ergreifend soll es sein. Jedenfalls gemäss unserer Familientradition. Jedem aber sein eigenes My-Länderli, nicht wahr?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen die Weihnachten, wie Sie sie lieben oder lieb gewonnen haben. Oder schlicht Tage, an denen Sie die Süsse des Lebens geniessen.


Ihre Gina Hillbert


Hoffmann über

Hoffmann

Was es braucht, Service auf den Punkt zu bringen, und wie sich Familienkreise mit der Arbeit verbinden können, damit der persönliche Kundenkontakt zu einem Erlebnis werden kann, weiss Florian Hoffmann.

Gehören Sie auch zu den Mitarbeitenden, die froh sind, eine direkte Anlaufstelle für IT-Probleme zu kennen? Im ICT-ServicePoint des Ressorts Digitalisierung & ICT im Durchgang zum Klinikum 2 wirkt leitend der in sich ruhende IT-Supporter Florian Hoffmann – das ist seine Welt, die er sich ausgestaltet. Im wahrsten Sinne des Wortes.

«Ich brauche einen neuen Computer»

Das ist ein im ICT-ServicePoint oft gehörter Eingangssatz. Aber ist das wirklich die Lösung? Was die meisten nicht wissen können: Der Mann hinter der Theke ist Tüftler für Technisches, ein Detektiv beim Aufspüren von Fehlern und ein leidenschaftlicher Reparateur der alten Schule. Das «Mordsproblem» – so nennt er es – zu lösen, das reize ihn besonders: Fehlern auf die Spur zu kommen, Resultate zu finden und dann aus mehreren Lösungen die beste dem verständlicherweise oft ungeduldigen bis genervten Kunden zu präsentieren. Das macht ihn stolz. «Oft genieren sich Mitarbeitende, mit einem Problem, das sie selber nicht lösen können, zu uns zu kommen. Nun, das ist ja auch nicht deren Fachgebiet. Ich behandle eben kranke Computer. Die kann ich in den meisten Fällen reparieren, ohne dass es wehtut», so der IT-Spezialist. Wenn Mitarbeitende schliesslich problemgelöst-zufrieden den ICT-ServicePoint wieder verlassen, ist er immer wieder dankbar, dass er die Arbeit machen kann, die auf ihn zugeschnitten ist. Der Arbeit nachgehen zu können, die zu einem passt, das sei nicht selbstverständlich. Florian Hoffmann weiss, wovon er spricht. Als Spross der bekannten Kleinbasler Fotografenfamilie Hoffmann, die von 1891 bis ins Jahr 2000 in drei Generationen ein renommiertes Geschäft an der Clarastrasse führte, war es sowohl ihm als auch seinen beiden älteren Brüdern freigestellt, beruflich andere Wege zu gehen. Und so geschah es auch.


Josephine Baker bei ihrer Ankunft in Basel, 1932.

Josephine Baker bei ihrer Ankunft in Basel, 1932. (Foto von Carl Hoffmann)


Als man «Foto» noch mit einem «ph» schrieb

«Ich bin mit und im Fotogeschäft aufgewachsen. Um in die elterliche Wohnung zu gelangen, benutzten wir Brüder selbstverständlich den Geschäftseingang. Mein Vater, der wegen des jung und unerwartet verstorbenen ältesten Bruders Fotograf lernen und das Geschäft «Photo Hoffmann» übernehmen musste, nahm mich oft mit, wenn er für einen Auftrag in und um Basel unterwegs war. Das hat mich in den Bann gezogen.» Ein gravierender Einschnitt sei die digitale Revolution der 80er-Jahre gewesen, so Florian Hoffmann. Sie sollte auch für die Hoffmann-Brüder wegweisend sein: keine berufliche Zukunft mit der Fotografie, «Hoffmann Photo-Kino AG» schliesst ihre Türen. Was wohl keiner hinter der geschlossenen Türe vermutet hat: den über Jahrzehnte angewachsenen Hoffmann’schen Bilderschatz von sage und schreibe über 400’000 Fotos (circa 65 Laufmeter): Zeitzeugen der Geschichte Basels und Umgebung, Alltagsmotive, Szenerien, Fasnacht, Motive aus Industrie, Städtebau, Messe und Theater.

Leuchtende Augen

Die Brüder, allen voran der mittlere, der Philologe und Historiker David Marc Hoffmann, nehmen sich des immensen, säuberlich geführten Fotoarchivs an, mit der Absicht, das wertvolle Gut zu erhalten und der Stadt Basel zugänglich zu machen. Das ist ihnen nach akribischer und mit viel Fingerspitzengefühl ausgeführten Tätigkeit gelungen. In Stichworten und im Zeitraffer: David Marc Hoffmann gründete den «Verein zur Erhaltung des Archivs Hoffmann» und fädelte die Überführung des Bestandes ins Staatsarchiv ein. Mit Unterstützung des Swisslos-Fonds Basel-Stadt, der Christoph Merian Stiftung und der Sophie und Karl Binding Stiftung konnte das wohl grösste private Fotoarchiv der Schweiz im Staatsarchiv eingelagert und inventarisiert und somit für die Nachwelt erhalten werden. Im November 2019 ist im Christoph Merian Verlag ein prächtiger Bildband unter dem Titel «Foto Hoffmann» erschienen.

«Wir sind stolz auf diese Bilder», so der D&ICT-ServicePoint-Mann Florian Hoffmann und fügt an: «Wenn die Augen beim Betrachten der Fotos aus vergangenen Zeiten zu leuchten beginnen und die Leute fragen: ‹Wo ist das?›, ‹Was sieht man auf diesem Foto?›, ‹Ist das nicht …?›, dann ist das einfach schön.»

Sie wollen Fotos aus dem alten Basel sehen und einen Blick in den Bildband werfen? Sie haben noch bis Ende Mai 2020 Gelegenheit dazu, denn Florian Hoffmann hat «seinen» D&ICT-ServicePoint ausgestaltet, wie er einst das Schaufenster des Fotogeschäfts dekoriert hat.



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