Editorial

Tradition ist Tradition

Hervorgeholt das gute alte Kochbuch. Die Seite mit dem Rezept für Mailänderliteig klappt beinahe von allein auf. Es ist wieder so weit. In guter Familientradition mache ich mich ans Backwerk für das Weihnachtsfest. Ich weiss, was von mir erwartet wird: keine Experimente, sondern die klassischen Mailänderli in den Formen Herzen und Sterne. Nichts Zweifarbiges mit Schoggiteig, keine Verzierungen mit bunten Streuseln oder Silberperlen, keine farbige Glasur, nicht Leuchttürme oder Flusspferde als Ausstecherli, obwohl es mich ja schon reizen würde, etwas zu verändern an unserem traditionellen Mailänderli: Dem doch recht einfachen Butterteig eine neue Geschmacksnote unterzurühren, das juckt jedes Jahr unter den Fingern, schliesslich finden sich einige Preziosen in meinem Backwerkschatz. Bevor ich schliesslich übermutig(-mütig) werde, glaube ich, meine Mutter zu hören: «Finger weg vom Teig!» Sie hat zwar damals etwas Anderes gemeint, aber ich halte sofort inne, beende meine Phantastereien. Ja, ich weiss, einfach und ergreifend soll es sein. Jedenfalls gemäss unserer Familientradition. Jedem aber sein eigenes My-Länderli, nicht wahr?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen die Weihnachten, wie Sie sie lieben oder lieb gewonnen haben. Oder schlicht Tage, an denen Sie die Süsse des Lebens geniessen.


Ihre Gina Hillbert


Schön, dich kennenzulernen

Medizinische Praxisassistentin trifft Betriebstechniker

Sarah Zuber
Medizinische Praxisassistentin, Audiologie/Neurootologie, HNO

Seit sieben Jahren bin ich im USB in der zur HNO gehörenden Abteilung Neurootologie tätig; dort geht es ausschliesslich um Abklärungen rund ums Gleichgewichtsorgan. Mir gefällt es hier sehr gut aufgrund des überschaubaren Teams und des angenehmen Umgangs mit den Ärztinnen und Ärzten.

Nicola Müller
Betriebstechniker, Medizintechnik

Am 1. Oktober 2018 habe ich im Universitätsspital in der Betriebstechnik angefangen und bin hier sehr glücklich. Ich bin ausgebildeter Maschinenmechaniker mit Erfahrung in der Produktentwicklung, Feinmechanik und als Werkstattleiter.

Patientinnen und Patienten mit Schwindelgefühl kommen zu uns in die Audiologie/Neurootologie, und wir führen verschiedene Tests durch. Jeder Tag gestaltet sich etwas anders. Wir sind sehr nah an den Patienten: Oft liegen den Beschwerden kein physisches Problem, sondern Beziehungsprobleme, Unzufriedenheit am Arbeitsplatz oder Überforderung im Studium als Auslöser für die Gleichgewichtsstörungen zugrunde.

Am USB arbeite ich 60%, da ich nebenher noch in einem kleinen Team in meinem Wohnort Laufen ein Bar-Catering betreibe. Dort sind wir unter anderem jeden Freitagabend im Kulturzentrum tätig und verwöhnen die Gäste mit tollen Cocktails. Ausserdem bin ich seit 2007 auch Pianistin im Chanson-Duo «Edle Schnittchen». Wir treten mit viel Witz und Charme an unterschiedlichen Anlässen in der Gegend auf. Aber damit nicht genug. Da ich mich langfristig ganz auf die Musik konzentrieren möchte, absolviere ich im Moment noch eine Ausbildung zur Tontechnikerin. Alles, was ich mache,

Meine Tätigkeit am USB ist vielseitig, sehr vielseitig. Ich beschäftige mich mit weniger Mechanischem als bei meinen früheren Tätigkeiten, bin aber handwerklich immer noch sehr aktiv. Ich kann mein Know-how gut einbringen wie bei kleineren Reparaturen an medizinischen Geräten, beispielsweise an Beatmungsgeräten. Die Einsatzgebiete sind sehr abwechslungsreich. Mal ist man im Operationssaal direkt tätig oder holt dort Maschinen ab, um sie in der Werkstatt zu reparieren. Man kommt so auch in Kontakt mit Patientinnen und Patienten. Diese Abwechslung schätze ich sehr. Künftig werde ich für das UKBB zuständig sein, eine Tätigkeit, die ich jetzt schon als Ferienvertretung übernehme. Dort ist dann alles etwas kleiner und überschaubarer, es bringt aber auch zusätzlich Abwechslung in meine tägliche Arbeit.

Als früherer Leistungssportler in der Disziplin Speerwurf bin ich jetzt noch nebenher im nationalen Leistungszentrum Nordwestschweiz als Trainer tätig. Ich war dreimaliger Schweizer Meister im Speerwurf und habe 2012 die Qualifikation für die Olympischen Spiele nur knapp verpasst. Dann zwang mich eine Knieverletzung dazu, den aktiven Spitzensport zu beenden. Damals wurde ich als Patient im USB mit einem neuen Behandlungsverfahren «Nose to Knee» therapiert.


Nicola fragt, Sarah antwortet...


Würdest du nochmals die gleiche Ausbildung machen, wenn du das Rad der Zeit zurückdrehen könntest?
Den Beruf der medizinischen Praxisassistentin mag ich sehr. Er beinhaltet genau diese Vielfalt: Buchhaltung, Administration, Labor, Röntgen, Medikamentenkunde, Anamnese und Kommunikation, Krankheitslehre und so weiter. Dieser Beruf war mir schon in so vielen anderen Lebenssituationen hilfreich, dass ich ihn nicht missen möchte. Würde ich aber das Rad zurückdrehen können, könnte ich mir auch viele andere Möglichkeiten sehr gut vorstellen. Das könnte Berufsmusikerin sein, Schauspielerin, eine Kombination aus Barkeeperin, Snowboard- und Lehrerin für Stand Up Paddling … Oh, da gäbe es noch so viel, was ich mir vorstellen könnte.
Was machst du gerne?
Am meisten Freude macht es mir, Menschen mit meinem Tun zu helfen, wenn ich medizinische Auskunft geben kann oder ihnen meine Betreuung guttut. Ich liebe es, unter leichtem Druck zu arbeiten und mehrere Dinge gleichzeitig zu tun sowie meine Sprachkenntnisse auch im Beruf aufrechtzuerhalten.
Wie oder wo kannst du dich am besten erholen?
Das Wasser ist ein Element, welches mich sehr beruhigt. Am Wasser oder auf dem Wasser bin ich gerne, am liebsten im Meer auf dem Stand-up-Surfboard.
Welche Art Musik hörst du gerne?
Das ist eine ganz schwierige Frage, ich mag ganz viele Musikrichtungen und Künstler. Es muss eine eingehende Melodie haben, harmonisch abwechslungsreich sein und einen mitreissenden Rhythmus haben, dann bin ich voll dabei. Also Stevie Wonder, Fanta 4, Patent Ochsner, Annett Louisan, von allem etwas.
Hast du einen Lieblingsspruch?
Mein Lebensmoto ist «think positive». Viele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.
Welches war dein schönstes Erlebnis?
Ich erlebe immer wieder schöne oder bewegende Momente, die ich sehr schätze. Mit Kindern zu arbeiten, zum Beispiel im Kindermusical. Zu sehen, was in einer Woche entstehen kann, nicht nur auf der Bühne, sondern wie sich die Kinder selbst auch dabei entwickeln und über sich selbst hinauswachsen, ist einzigartig.
Was darf an einem perfekten Tag auf keinen Fall fehlen?
Die Sonne, die Geselligkeit, der Humor und meine Partnerin.
Gibt es eine Person des öffentlichen Lebens, die du besonders schätzt?
Mahatma Gandhi, wie er und seine Mitgesinnten kämpften ohne Kampf und dass das Miteinander wichtig ist, das einander Schätzen und die Freude an kleinen Erfolgen.
Gibt es jemanden, mit dem du gerne mal einen Tag lang die Rollen tauschen würdest?
Ich weiss nicht, ob das Wort «gerne» zutreffend ist, aber ich würde schon gerne mal in der Haut von Menschen stecken, die gegen Diskriminierung, gegen Toleranz, gegen Ausländer, einfach immer etwas dagegen haben, um deren Blickwinkel zu sehen. Meine Intention wäre zu spüren, was da emotional abgeht oder eben nicht abgeht. Wieso geht das Verständnis und das über den Schatten Springen nicht? Das würde mich interessieren.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
In zehn Jahren hoffe ich, Fuss gefasst zu haben im musikalisch-technischen Bereich. Ob das nun mit einem fahrenden Tonstudio ist oder einer regionalen Radio-Sendung im In- und Ausland; das steht wohl in den Sternen. Eines weiss ich jedoch garantiert, dass ich immer noch Live-Musik spiele und Live-Musik abmischen werde, denn dabei fühle ich mich sehr wohl.
Leider kann ich nicht so gut …
gar nichts tun. Es fällt mir schwer, andere arbeiten zu sehen, ohne dass ich mithelfe.
Ich bin stolz darauf, …
dass ich meine Chance nutzen konnte, dass ich hier in Europa – vor allem hier in der Schweiz – aufwachsen durfte. Ich bin stolz darauf, was ich bin, wer ich bin und was ich in meinem Leben alles erreichen und erleben durfte.

Sarah fragt, Nicola antwortet...


Was hast du vom Sport in deinen Beruf mitgenommen?
Den Willen, etwas zu erreichen. Ich habe mir als ehemaliger Spitzensportler (Einzelsportler) sportliche Ziele gesetzt und versucht, sie umzusetzen, gleich wie auch in der Berufswelt. Jedoch habe ich in der Berufswelt nicht das letzte Wort.
Bist du sehr weit weg vom Berufswunsch, den du dir als Kind vorgestellt hast?
Ich hatte in jungen Jahren schon viel Freude am Reparieren defekter Geräte. Somit bin ich meinem Berufswunsch immer noch sehr treu.
Welche Musik hörst du gerne beim Trainieren, welche eher im Auto und wen hast du erst neu entdeckt?
Zum Trainieren höre ich sehr gerne Hip-Hop oder auch Techno. Ich brauche Musik zum Pushen. Kuschelrock im Training wäre nicht mein Ding. Im Auto höre ich gerne Radio, also eher Chart-Musik. Für mich neu entdeckt habe ich Michael Kiwanuka, einen britischer Soul-Sänger.
Welche Freizeittätigkeiten hast du?
In meiner Freizeit bin ich im nationalen Leistungszentrum Nordwestschweiz als Speer-Kadertrainer tätig, habe zwischen fünf und acht Speerwerferinnen und -werfer in meiner Gruppe und unterstütze sie auf ihrem Weg an die nationale und internationale Spitze. Ich selber halte mich noch mit Fitness fit und meine junge Tochter (sieben Monate alt) hält mich immer mehr auf Trab, was ich aber sehr schätze. Ich geniesse die Zeit mit ihr.
Bei was kannst du nicht widerstehen?
Bei Sneakers. Ich bin vor ein paar Jahren dem Turnschuh verfallen. Zurzeit habe ich gegen 100 Paar Schuhe im Kasten, die ich auch trage. Ein Turnschuh lässt sich zu allem anziehen, so mein Motto.
Würdest du gerne mal in einer anderen zeitlichen Epoche leben?
Die Sechzigerjahre würden mir gefallen. Tolle Autos, trendiger Style, ob Kleidung oder Möbel (was in der heutigen Zeit wieder zum Vorschein kommt) und natürlich die Musik, vor allem Elvis Presley. War ich doch in jungen Jahren ein grosser Fan von Elvis und höre die Musik heute noch sehr gerne.
Unterscheidet sich deine Arbeit zur letzten Stelle sehr?
Meine Arbeit jetzt unterscheidet sich zum letzten Job insofern, dass ich eher mit elektronischen, sterilen Geräten arbeite als zuvor mit mechanischen und fettigen Materialien und Geräten.
Ich vergesse öfter mal die Zeit beim…
Fitnesstraining.
Für welche Hilfsorganisation engagierst du dich?
Ich unterstütze momentan aktiv keine Hilfsorganisation. Jedoch bringe ich oder veranlasse ich, dass Turnschuhe, die ich als aktiver Sportler nicht mehr gebraucht habe, den Weg nach Südafrika finden. Im Trainingscamp in Potchefstroom (100 km von Johannesburg entfernt) haben die einheimischen Mitarbeiter (mehrheitlich dunkler Abstammung) Freude an eingelaufenen Schuhen. Dort sieht man immer noch Leute, die mit handgemachten Sandalen oder sogar barfuss herumlaufen.
Welche einfachen Grundwerte möchtest du deinem Kind weitergeben?
Fairness, Umsichtigkeit, Einfühlvermögen, Toleranz, Ehrlichkeit und eine positive Denkweise.


Kommentare (0)

Keine Kommentare zu diesem Artikel vorhanden. Sei die/der Erste, der diesen Artikel kommentiert.



Keine Ausgabe verpassen –
Erinnerungsservice abonnieren!