Editorial

Ich bin dann mal weg.

Nein, ich begehe keinen Pilgerweg, so wie es der Schöpfer dieses genialen Buchtitels getan hat, sondern verlasse diese Gazzetta-Ausgabe mittendrin für ein Verweilen in einer ganz anderen Welt. Loslassen ist nicht immer einfach. Das Pflichtbewusstsein weiss genau, wann es sich wieder melden muss. In dieser Stimmung begab sich auch das Team Tabora zum Einsatz in ein abgelegenes Gebiet Tansanias, um innert 14 Tagen 350 Kindern auf die Welt zu helfen. Welch‘ geburtshilfliches Kontrastprogramm! Aber lesen Sie selbst. Unsere berührende Titelgeschichte kann und darf einen nicht kalt lassen.

Für das neue Jahr möge Sie folgender Gedanke begleiten: Wenn wir gehen, um anzukommen, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Ihnen allen (Be)rührendes und (Er)wärmendes wünschend

Ihre Gina Hillbert

Tatort Holsteinerhof

Prunkvoller Patrizierbau an der Hebelstrasse

Das schöne Faesch-Haus galt als Tatbestand der letzten Gazzetta-Ausgabe. Nun geht die Serie weiter, weiter süd-westlich gen Spalenring. Dort ist ebenfalls ein Schmuckstück des Unispitals zu finden: der aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende Holsteinerhof an der Hebelstrasse 32.

Tatbestand

Ein Gewölbekeller, ein Gartensaal, 15 Zimmer und etwa 30 Bewohner. So der Holsteinerhof in Zahlen. An der Südwestecke des Spitalareals, genauer gesagt an der Hebelstrasse 32 gelegen, befindet sich dieses geschichtsträchtige Gebäude. Denkmalgeschützt und barock, dies zwei seiner offensichtlichsten und auszeichnenden Attribute. Die Beweise dafür liefert weniger das äussere Erscheinungsbild, sondern vielmehr das Innenleben: venezianische Lüster, von tirolischer Hand gearbeitete Kachelöfen oder auch die zahlreichen Stuckaturen und Wandbemalungen.

Zeitliche Protokollierung

1696 und auf der Flucht vor französischen Truppen kam die wohlhabende Herzogin Augusta Maria von Schleswig-Holstein-Gottorp zusammen mit ihrem Gatten Markgraf Friedrich VII. Magnus von Baden-Durlach nach Basel. Hier fanden sie nicht nur einen Zufluchtsort, sondern kauften das Grundstück an der Hebelstrasse und errichteten ihr neues Zuhause «Zur Pfalz». Sie liess ein kleineres Haus mit einem heute noch zu bestaunenden Kellergewölbe erbauen, das ihnen dann als schlichte Sommerresidenz dienen sollte.

1736 tauschte ihr Sohn, Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach, dann die geerbte «Holsteinische Behausung samt Stallung, Garten und Brunnenrechte» gegen die angrenzende, aber nicht mindere Liegenschaft – den prächtigen Markgräflerhof.

1743 erwarb der vornehme und vermögende Basler Samuel Burckhardt-Zaeslin den Holsteinerhof. Er liess diesen grosszügig zu einem Barockpalast mit glanzvollem sowie pompösem Stil und extravaganter Innenausstattung umgestalten. Sogar der Garten wurde komplett neu und natürlich prunkvoll angelegt.

1767 und damit ein Jahr nach dem Tod von Samuel Burckhardt ging der Holsteinerhof an den Basler Kaufmann Albrecht Ochs, der das Barockanwesen in einen Ort des intellektuellen Austauschs unter schöngeistigen Gästen wandelte. Später dann wurden unter Staatsmann Peter Ochs (Sohn von Albrecht Ochs) wichtige Verhandlungen geführt, welche durch seine Vermittlung 1795 zum berühmten «Basler Frieden» zwischen Frankreich und Preussen sowie zwischen Frankreich und Spanien führten. Alles im Holsteinerhof – so wurde hier schon damals Geschichte geschrieben.

Spurensicherung und Spitalnachweis

Nach weiteren privaten Verkäufen gelangte 1922 der Holsteinerhof in den Besitz des Basler Bürgerspitals. Anfangs diente dieser der Verwaltung und als Krankenstation. Etwas später wurden auch Wohnunterkünfte für Schwestern-Schülerinnen eingerichtet. In den 50er-Jahren stand tatsächlich zur Debatte, den Holsteinerhof dem Erdboden gleichzumachen und stattdessen eine grosse Garage zu errichten. Diese Idee wurde glücklicherweise nicht durchgesetzt. 1973 folgte der letzte Eigentumswechsel zum Kanton Basel-Stadt. Heute ist der Holsteinerhof Sitz der Direktion des Universitätsspitals Basel. Hier werden wichtige Entscheide getroffen.


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