Editorial

Es stimmt.

Ein schöner, kurzer Satz, den wir so stehen lassen könnten. Kommentarlos. Stimmt's?

Sie haben es bestimmt schon öfters erfahren, im Arbeitsalltag, privat: Der Weg bis zur Übereinstimmung kann lang sein. Oft ist er mit Kompromissen gepflastert. Stimmt hingegen die Chemie zwischen den Partnern, ist scheinbar Unmögliches möglich.

Wie sehr wir von Stimmungen abhängen und wie stark sie unser Denken und Handeln bestimmen, davon handeln einige Beiträge in dieser Gazzetta-Online-Ausgabe: Wie es zum Beispiel ist, wenn man keine Stimme mehr hat oder wie man mit einer Aufbruchsstimmung erfolgreich umgeht.

Geniessen Sie die Frühlings-Stimmung.

Ihre Gina Hillbert

«3 D»

Diversity Management, Direktionstreffen und Dienstleistung

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Die gesellschaftliche Vielfalt nimmt auch im Schweizer Gesundheitswesen zu. Das Universitätsspital reagiert auf die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen mit einem Programm.

«D» wie Diversity Management

Eine Ärztin sagt über die Herausforderungen in der Betreuung von Patientinnen und Patienten unterschiedlicher Herkunft: «Ich habe regelmässig Schwierigkeiten, den Schweregrad von Symptomen zu erfassen, weil diese Patientinnen und Patienten das häufig schlimmer oder anders schildern oder andere Bezeichnungen dafür verwenden. Da habe ich Schwierigkeiten, dies zu objektivieren oder ein Gefühl dafür zu haben, wie stark die Beschwerden sind.»

Diese Erfahrungen einer Ärztin am Universitätsspital Basel sind sicher vielen Mitarbeitenden in unterschiedlicher Form vertraut. Neben der beschriebenen erschwerten Beurteilung von Patientenangaben können Sprachbarrieren oder eine geringe Compliance bzgl. Therapie bestehen. Diese Liste liesse sich fortsetzen. Die Hintergründe hierfür können vielfältig und völlig unabhängig von Herkunft, Kultur und Sprache sein. Gleichzeitig können gerade letztere Faktoren die Patientenversorgung beeinflussen und das Spitalpersonal vor Herausforderungen stellen, für die sie bislang kaum oder gar nicht geschult sind.

Damit einhergehend bilden sich die Entwicklungen der ausländischen Wohnbevölkerung des Kantons Basel-Stadt beinahe identisch im USB ab. Während 2012 der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt bei 34 Prozent aus 160 Nationen lag, betrug der Anteil der ambulanten Patientinnen und Patienten ohne Schweizer Nationalität am USB 35,6 Prozent. Je nach Klinik kann dieser Anteil bis auf 53 Prozent ansteigen. Diese Zahlen sind zudem im Verlauf steigend und bilden längst eine Realität. Der Spitalalltag ist somit geprägt von einer Vielzahl an Sprachen, einer hohen Varianz im Aufenthaltsstatus und von sozioökonomischen Merkmalen, die von Sans-Papiers über Hilfsarbeitskräfte und Personen mit geringem Bildungshintergrund bis hin zum Akademiker reichen.

«D» wie Direktionstreffen

Zur Sicherung der Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung erfolgte eine konzeptionelle Ausarbeitung durch die Teilnahme am «Disparities Leadership Program» des Massachusetts General Hospital, Boston. Das Projekt wurde anschliessend im Rahmen eines Spitalleitungsbeschlusses in ein Programm überführt.

Im Zentrum des Programms Diversity Management steht die Patientenversorgung mit dem Hauptziel, eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung und hohe Zufriedenheit für alle Patientinnen und Patienten, unabhängig von deren Nationalität, Kultur und Sprache, zu gewährleisten. Dieses Ziel wird unterstützt durch spitalübergreifende und spezifische Interventionen, Fort- und Weiterbildungen sowie durch die Lehre. Daneben ist das Ziel, diversitätsbezogene Forschung zu fördern und für die klinische Praxis einzusetzen sowie einen marktpolitischen Nutzen durch das Programm zu erzeugen.

Das Direktionstreffen im November 2015 vom BAG und USB diente dazu, über den bisherigen Programmverlauf am Unispital und den Entwicklungen seitens des BAG zu informieren und sich auszutauschen. Anschliessend wurden Möglichkeiten einer zukünftigen Fortführung angesprochen.

Am Direktionstreffen (von oben links): Werner Kübler, Direktor USB, Burkhard Frey, Generalsekretär USB, Stefan Spycher, Vize-Direktor BAG. Von unten links: Jacqueline Martin, Spitalleitungsmitglied USB, Sylvie Schuster, Programmleiterin Diversity Management USB, Serge Houmard, stv. Leiter Nationales Programm Migration und Gesundheit BAG, Thomas Spang, Leiter Nationales Programm Migration und Gesundheit BAG

Ein Aspekt des Direktionstreffens war die anstehende Erweiterung des bestehenden Spitalnetzwerkes. Dieses Netzwerk des BAG entstand ursprünglich unter dem Begriff «Migrant-Friendly Hospitals» und wurde inzwischen in «Swiss Hospitals for Equity – Ensuring quality care for all» umbenannt.


Hinweis: Vom 23. bis 24. November 2016 findet in Bern die zweite nationale Tagung statt, bei welcher nationale und internationale Referenten eingeladen sind und die beteiligten Spitäler Workshops durchführen.

«D» wie Dienstleistung: Transkulturelle Sprechstunde

Dieser Fokus bedeutet einen zentralen und grundlegenden Unterschied zu bestehenden Angeboten. Die Zuweisung einer Patientin/eines Patienten wird somit nicht primär über das Krankheitsbild, die medizinische Diagnose definiert – dieses bleibt die Domäne der jeweils betreuenden medizinischen Struktur –, sondern über kulturelle, soziale und migrationsspezifische Aspekte, welche einen Einfluss auf die Diagnostik und den Behandlungsverlauf nehmen. Die Ausarbeitung des Prozedere erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Fachpersonen.

Die Transkulturelle Sprechstunde ist nicht nur ein Angebot an der Psychosomatischen Ambulanz, sondern bietet auch die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten sowie Betreuende im Sinne eines Konsiliardienstes aufzusuchen. Das Angebot steht sowohl für die ambulante und stationäre Patientenversorgung im Universitätsspital als auch für externe Zuweiser zur Verfügung.

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