Editorial

Eigentlich möchte ich nichts über das Wort «eigentlich» schreiben. Eigentlich bin ich dessen überdrüssig, besonders dann, wenn es mir selber entschlüpft. Wie soeben.

Du verfolgst mich. Bin ich denn so unentschlossen und will ich «es» partout nicht auf den Punkt bringen?

Signalisiere ich damit, dass ich was auch immer im Grunde genommen nicht so gemeint habe? Eigentlich ja.

Viel Spass beim Aufspüren von «eigentlich» in dieser Ausgabe. Ein kleiner Tipp zum Abschluss: Ersetzen Sie das Unwort doch mal mit «genau genommen», «grundsätzlich», «letztlich» oder «streng genommen» und fühlen Sie den Unterschied.

Ihre Gina Hillbert

Schön, dich kennenzulernen:

Hebamme trifft Koch

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Mariyagnanaseelan «Seelan» Mariyaarulanantham, Koch EFZ

Seelan wohnt in Basel und ist verheiratet mit Shyamala, ebenfalls aus Sri Lanka, die auch im Unispital arbeitet. Die beiden haben einen Sohn (20 Jahre) und eine Tochter (17 Jahre). Zu Hause kocht nur Shyamala, weil sie es nicht leiden kann, dass Seelan beim Kochen immer so viel Geschirr benutzt.

Monika Schürch, Hebamme

Monika wohnt mit ihrem Partner und ihren drei Töchtern Zoe (20), Nell (18) und Greta (2) in Allschwil. Ihre Backleidenschaft hat sie mit einer Ausbildung zum Cake Master an der Peggy Porschen Academy in London professionalisiert.

... bin in Sri Lanka geboren und aufgewachsen, als fünfter von neun Brüdern und einer kleinen Schwester. Wegen des Krieges gab es keine Möglichkeit, eine Ausbildung oder die Matura zu machen. Deshalb arbeitete ich als Maler und später in einem Büro. 1991 entschied ich mich, aus meinem Land wegzugehen, kam nach Basel und erhielt hier Asyl.

Während des Asylverfahrens arbeitete ich drei Monate als Ferienaushilfe in der Küche des Unispitals. Danach war ich zehn Jahre lang Minibar-Steward bei der SBB, kurze Zeit Pizzabäcker bei der Migros, und 2003 nahm ich eine Stelle in der kalten Küche des Unispitals an. Vor dreieinhalb Jahren bot mir Manfred Roth, Leiter Hotellerie, an, die Ausbildung zum Koch zu absolvieren – ich nahm begeistert an. Anfang Juli dieses Jahres schloss ich meine Ausbildung erfolgreich ab und arbeite aktuell im Ristorante Arte Giardino im Klinikum 1.

In meiner Freizeit engagiere ich mich aktiv in der römischkatholisch- tamilischen Kirchgemeinde. Ich organisiere Prozessionen, Gottesdienste und Feste für die Gemeinde in Basel, aber auch für alle Schweizer Gemeindemitglieder. Wenn dann noch freie Zeit übrig bleibt, reise ich sehr gerne mit meiner Familie.

... geboren in Rheinfelden (D), und aufgewachsen in Indien und Afrika, da meine Eltern Entwicklungshelfer waren. An die Zeit in Indien kann ich mich kaum erinnern, aber als ich sieben war, zogen wir für vier Jahre nach Afrika. Meine Schwester und ich gingen dort zur Schule und lernten neben Suaheli auch Ackerbau. Mein Berufswunsch stand schon von klein auf fest: Hebamme oder Bäckerin.

Nach der Hebammenausbildung in Freiburg arbeitete ich einige Jahre als Spitalhebamme, bevor mein damaliger Mann und ich nach Neuseeland auswanderten – unsere Tochter Zoe war 15 Monate alt und ich hochschwanger. Zwei Monate nach Nells Geburt eröffnete ich meine Hebammenpraxis in Hahei, einem kleinen Ort auf der Nordinsel. Das nächste Spital war etwa zweieinhalb Stunden entfernt, und so betreute ich Frauen in einem sehr grossen Umkreis bei der Geburt zu Hause oder im Spital. Nach zehn Jahren in Neuseeland entschieden wir uns, zurückzukommen.

Seit fünf Jahren arbeite ich nun im Gebärsaal der Frauenklinik. Die Bäckerin in mir lebe ich immer noch in meiner Freizeit aus: Ich betreibe nebenbei ein kleines Tortenbusiness mit dem Namen «Elfis». Ansonsten reisen wir viel und erfreuen uns an Kunst und Fotografie.


Monika fragt, Seelan antwortet...


Was schätzen deine Freunde besonders an dir?
Meine Freundlichkeit, dass ich oft lache und viel Humor habe.
Welches war bisher dein grösster Erfolg?
Ein sehr grosser Erfolg für mich war mein Lehrabschluss. Da ich nicht sehr gut Deutsch oder Französisch spreche und für eine Lehre ein eher hohes Alter hatte, bin ich stolz auf mich, dass ich erfolgreich abgeschlossen habe.
Hattest du als Kind einen speziellen Berufswunsch?
Ich wollte Pilot werden, wie viele Kinder, wenn sie ein Flugzeug sehen.
Gibt es eine Person des öffentlichen Lebens, die du besonderes schätzt?
Ja, zum Beispiel Nelson Mandela. Er hat trotz seiner Gefangenschaft für die Freiheit seiner Nation gekämpft und sich für Frieden eingesetzt
Mit wem würdest du gerne mal einen Tag lang die Rolle tauschen?
Mit dem reichsten Mann der Welt. Dann würde ich das ganze Geld dafür einsetzen, die Armut zu bekämpfen.
Wäre ich Spitaldirektor des Unispitals, würde ich sofort...
... an jedem heissen Tag eine Glacé-Aktion machen.
Welches ist eine sichere Methode, dich zum Lachen zu bringen?
Wenn man mir einen guten Witz erzählt oder mir lustige Videos zeigt.
Wie verbringst du deine Freizeit?
Ich setze mich ein in der römisch-katholisch-tamilischen Kirchgemeinde.
Welche Art Musik hörst du gerne?
Klassische tamilische Musik.
Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich eine…
... Eule.
Leider kann ich nicht so gut…
... tanzen.
Ich vergesse öfter mal die Zeit beim…
... Lesen.

Seelan fragt, Monika antwortet...


Kann man am Bauch einer schwangeren Frau erkennen, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge ist?
Nein, das kann man nicht. Das sind Ammenmärchen.
Sammelst du etwas? Seit wann, und wie viele Sammelstücke hast du?
Ja, ich sammle PEZ. Das sind die Figuren, welche innen einen Bonboncontainer haben. Es gibt es sie seit den Fünfzigerjahren. Inzwischen habe ich eine ganze Wand voll davon.
Welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?
«Der Koch» von Martin Suter und ein Backdekorationsbuch.
Gibt es jemanden, mit dem du gerne mal einen Tag die Rollen tauschen würdest?
Ich wäre gerne mal für einen Tag Peggy Porschen, bei der ich meine Backausbildung gemacht habe. Sie führt die beste Backschule in London. Ihr grosser Durchbruch war es, als sie von Elton John den Auftrag bekam, Fabergé-Eier als Süssigkeiten zu gestalten.
Wie stellst du dir Traumferien vor? Hast du diese vielleicht schon erlebt?
Ich mache am liebsten Städteferien mit meiner Familie. Zum Beispiel fahren wir sehr gern nach Amsterdam. Ich bin verliebt in die Stadt. Besonders mag ich, dass wir dann immer auf einem Hausboot wohnen.
Welches ist eine sichere Methode, dich zum Lachen zu bringen?
So richtig trockenen englischen Humor mag ich sehr gerne.
Was schätzen deine Freunde und Freundinnen besonders an dir?
Ich glaube meine Kreativität und meine positive Art.
Welches war dein grösster Erfolg?
Mein grösster Erfolg ist meine Familie. Dass wir so ein gutes und offenes Verhältnis haben und auch in schwierigen Zeiten Lösungen und zueinander finden.
Wie verbringst du deine Freizeit?
In meiner Freizeit backe oder nähe ich viel, reise oder besuche Ausstellungen.
Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich ein…
... Reh.
Leider kann ich nicht so gut…
... kochen.
Wäre ich Spitaldirektorin des Unispitals, würde ich sofort …
... Schwiegermütter im Gebärsaal verbieten. ☺
Ich vergesse öfter mal die Zeit beim…
... Backen.

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