Editorial

Aus «schenken» und «Zeit» werde «geschenkte Zeit». Beides wünschen wir uns: am liebsten gleich als Zeitgeschenk.

An unserem Arbeitsort im Spital wünschen sich die Patientinnen und Patienten, wieder gesund zu werden, wünschen sich Lebenszeit. Andere Wünsche verblassen.

Deshalb, Wenn Sie demnächst ein Geschenkpäckchen öffnen und darin eine Uhr finden sollten, dann wissen Sie: Es gibt sie, die geschenkte Zeit.

Mögen Sie in Ihren Geschenken mehr entdecken, als sich Ihnen auf den ersten Blick offenbart.

Ihre Gina Hillbert

Florian Eggert:

«Mit dem Neubau wird die städtebauliche Situation deutlich verbessert»

von

Martin Jordan im Gespräch mit Florian Eggert, Leiter Projektplanung Masterplan Campus Gesundheit, Mitarbeiter des Direktionsstabs.

Florian Eggert, Sie sind von Hamburg für das USB-Neubauprojekt nach Basel gekommen. Hand aufs Herz: In welcher Stadt fühlen Sie sich wohler?
In Basel fühle ich mich sehr wohl. Es ist immer schwierig, Städte miteinander zu vergleichen, denn jede Stadt hat ihre Qualitäten. Hamburg und Basel haben ganz viel gemeinsam. Beides sind freie Städte – Hamburg ist Freie- und Hansestadt, Basel ist ein eigener Halbkanton. Beides sind Handelsstädte, die eine grosse Offenheit und Toleranz haben, was ich sehr schätze. Hamburg hat ohne Frage den beeindruckenderen Hafen, hingegen kann Basel beim Wetter deutlich punkten.
Ist der Rhein ein guter Ersatz für die Elbe?
Ja, durchaus. Der Rhein ist zwar schmaler und es gibt weder Ebbe noch Flut, dafür kann man aber darin schwimmen - und rudern, was mir persönlich sehr wichtig ist.
In Hamburg haben Sie während zehn Jahren diverse Neu- und Umbauprojekte und den Masterplan des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf betreut. Jetzt sind Sie in Basel für die Umsetzung des Masterplans Campus Gesundheit zuständig. Inwiefern sind die beiden Aufgabenstellungen miteinander vergleichbar?
Es sind relativ ähnliche Aufgabenstellungen. In beiden Fällen entsteht bei laufendem Betrieb ein Spitalneubau, und beide Spitäler befinden sich in einem städtischen Umfeld. Der Unterschied zu Hamburg ist, dass wir in Basel auf einem sehr engen Areal mitten in der Innenstadt arbeiten. Dies ist noch eine Stufe komplexer als in Hamburg, wo ein grösseres Areal zur Verfügung stand, das nicht ganz so zentral liegt. Deshalb hatten wir dort die Möglichkeit, Provisorien bereitzustellen, was in Basel so nicht machbar ist.
Wo steht das Projekt Erneuerung des Klinikums 2 aktuell?
Wir sind auf einem guten Weg und befinden uns dort, wo wir zum jetzigen Zeitpunkt sein wollten. Die Gespräche mit den künftigen Nutzern sind weit vorangeschritten. Den Auftrag an den Generalplaner, das Vorprojekt auszuarbeiten, werden wir bis Ende Jahr erteilen können. Das Projekt hatte ja einen langen Vorlauf: Es startete mit einer Testplanung, ging weiter mit Machbarkeitsstudien und mündete in den Masterplan Campus Gesundheit. Darauf baute der Architekturwettbewerb auf, und schliesslich wurde der Bebauungsplan erarbeitet. Im Mai hat der Grosse Rat den Bebauungsplan verabschiedet, was ein enorm wichtiger Schritt war, weil nun die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen feststehen. Es handelt sich also um einen jahrelangen Prozess, und wir sind derzeit voll im Plan.
Gegen den vom Grossen Rat genehmigten Bebauungsplan für den Neubau des Klinikums 2 ist Rekurs eingelegt worden, sodass nun ein Gericht entscheiden muss. Wie geht das USB mit dem Rekurs um?
Zunächst einmal war es für mich erstaunlich, dass nach einem so langen und guten Verfahren ein Rekurs eingelegt wurde. Ich bin der Meinung, dass die verschiedenen Anspruchsgruppen wie zum Beispiel die Nachbarschaft oder interessierte Verbände sehr gut in den Prozess einbezogen wurden. Trotzdem wird nun rekurriert, aus Gründen, die ich zwar verstehen, aber nicht zu 100 Prozent nachvollziehen kann. Die Rekurrenten meinen ja, dass zu nahe an denkmalgeschützte Gebäude herangebaut und die ganze Stadt dadurch beeinträchtigt würde. Mit dem Neubau wird aber in meinen Augen die städtebauliche Situation deutlich verbessert, und die historischen Gebäude erhalten mehr Raum.
Behindert denn der Rekurs die aktuelle Planung?
Nein, er behindert uns derzeit nicht. Wir stecken jetzt in einer vorlaufenden Planungsphase von rund 1 ½ Jahren, in denen das Vorprojekt erarbeitet wird. So lange sind wir völlig frei in unserer Planung. Aber Mitte 2017 wollen wir das Bewilligungsverfahren in Angriff nehmen und bis dann müssen wir natürlich wissen, ob und was wir hier in welcher Grösse bauen dürfen. Wir hoffen aber, dass dieser Konfliktpunkt bis dann vom Gericht entschieden ist.
Falls nicht, würde dies zu einer zeitlichen Verzögerung führen?
Ja, das wäre der Fall.
Wie schlimm wäre das?
Das USB wäre dann nicht in der Lage, die dringend benötigte moderne Infrastruktur für die Krankenversorgung bereitzustellen – dies ginge zu Lasten der Patienten und der Mitarbeiter und letztlich der ganzen Bevölkerung in der Region. Deshalb wäre eine Verzögerung sehr bedauerlich.
Wäre eine Verzögerung auch mit zusätzlichen Kosten verbunden?
Ja, es wäre sogar mit deutlichen Mehrkosten zu rechnen. Zum einen bei den Planungskosten, aber vor allem auch was die zukünftige Wirtschaftlichkeit des USB angeht. Wir bauen ja, weil wir eine Infrastruktur brauchen, die effizientere Prozesse zulässt. Wir haben viele gute Ideen, die zum Teil schon umgesetzt werden – Stichwort Lean Hospital. Dafür brauchen wir eine neue Infrastruktur und wenn wir die nicht haben, können wir unsere Ideen nicht wie vorgesehen umsetzen. Das würde zu zusätzlichen Kosten führen – da geht es um sehr viel Geld.
Was passiert, wenn das Gericht den Rekurs gutheisst?
Dann fangen wir wieder bei null an. Alles, was 2007 mit der Testplanung begonnen hat, müsste wieder von vorne beginnen. Dadurch würden wir viele Jahre verlieren.
Im Moment aber ist das Projekt wie gesagt im Fahrplan – finanziell auch?
Eine genauere Aussage zu den Kosten können wir machen, wenn das Vorprojekt vorliegt. Wir sind jetzt noch in einer ganz frühen Phase der Planung. Wichtig ist, dass das USB definiert, welche Leistungen in Zukunft in welchem Umfang angeboten werden sollen. Zurzeit wissen wir zwar, wie gross und wie hoch wir bauen werden, aber den Inhalt des Gebäudes kennen wir noch nicht genau genug für eine valide Kostenangabe. Erst wenn die Belegung der Flächen fixiert ist, können die Kosten genauer beziffert werden. Um aber heute schon einen groben Rahmen zu geben: Wir rechnen derzeit für die Erneuerung des Klinikums 2 mit Investitionskosten von bis zu 950 Millionen Franken.
Welche Planungsschritte stehen momentan an? Welche Fragen gilt es aktuell zu klären?
Die grossen Fragen betreffen den Inhalt des Gebäudes. Die Basis für eine Planung ist immer ein Raum- und Funktionsprogramm, in dem die Räume festgelegt, die Funktionen im Gebäude angeordnet und die Funktionszusammenhänge beschrieben sind. Bei einem über 15 Jahre laufenden Projekt muss die Planung natürlich so flexibel gestaltet werden, dass sich Änderungen und neue Erkenntnisse – die es in dieser Zeit natürlich immer geben wird – gut berücksichtigen lassen. Bis Ende 2015 wollen wir allerdings Klarheit haben, wie das Gebäude nach heutigem Wissensstand gefüllt wird und wie wir im neuen Gebäude miteinander arbeiten wollen. Dabei gilt es wichtige Fragen zu klären: Wie wird Interdisziplinarität gelebt? Wie werden die Zentren angeordnet? Wo wird der ambulante Bereich sein? Solche Fragen müssen zum Teil vom USB, zum Teil aber auch überkantonal beantwortet werden, um eine eindeutige Planungsdefinition zu erhalten.
Letztlich geht es darum zu entscheiden, wer wo wie viel Platz bekommt. Wie läuft dieser Prozess ab?
Das ist ein mehrstufiger Prozess mit einer ganz intensiven Nutzerbeteiligung. In der ersten Stufe wurden die heutigen Flächen erfasst. In der zweiten Stufe werden die Nutzer gefragt, was sie in Zukunft für Flächen benötigen. In einem nächsten Schritt wird ausgelotet, wo es Synergiepotenziale bei den Flächen und den Prozessen gibt. An diesem Punkt sind wir nun angelangt – und es ist ganz normal, dass jetzt unterschiedliche Interessen aufeinander treffen. Ziel des Vorprojekts ist es nun die Planung soweit zu definieren, dass die baulichen und räumlichen Planungsgrundlagen den Nutzungsanforderungen entsprechen.
Was steht denn bei der künftigen Nutzung des Gebäudes heute schon fest?
Der Neubau gliedert sich ja in drei Bauetappen. Die erste Etappe ist der Spitalturm, die zweite und dritte beinhaltet den Flachbau, in dem die Ambulatorien, das Notfallzentrum und weitere Funktionsbereiche untergebracht werden. Der Start der Bauarbeiten der ersten Etappe ist für 2019 geplant. Für diese Etappe steht der Inhalt des Gebäudes weitgehend fest. Im Spitalturm sind die Bettenstationen beheimatet, und wir wissen schon ziemlich genau, wie die Funktionen und Arbeitsabläufe dort untergebracht werden. Für die Etappen zwei und drei ist die Planung naturgemäss noch offener. Wichtig ist einfach, dass wir ein flexibles Gebäude planen, das dann über 30, 40 Jahre nutzbar sein wird. Wir wissen ja heute noch nicht, wie sich die Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung oder die Technik entwickeln werden. Wenn ich mir mein Smartphone heute anschaue und mit dem Handy vergleiche, welches ich vor 15 Jahren in der Tasche hatte, ist das heute doch etwas ganz anderes. Das war seinerzeit nicht absehbar, und genauso verhält es sich auch mit der technischen Entwicklung in der Medizin, wo das Tempo der Innovationen sogar noch höher ist.
Wer wird neben den Nutzern des neuen Gebäudes sonst noch in die Planung einbezogen? Und wie läuft dieser Einbezug ab?
Es gibt im Haus ganz viele Nutzergruppen, die einbezogen werden, weil wir ihren Input für die Planung brauchen. Ärzte, Pflege, Kliniken, Logistik und andere sind zu beteiligen. Auch die Personalkommission und alle Mitarbeitenden können sich zu Wort melden, wofür wir dankbar sind. Auf der Internetseite können alle jederzeit Anregungen machen. Ausserhalb des USB bemühen wir uns, in erster Linie die Anwohnerschaft einzubinden. Sie werden über viele Jahre mit einer Grossbaustelle leben müssen. Deshalb wollen wir die Anwohner frühzeitig mit Informationen versorgen, um so Irritationen während der Bauphase verhindern zu können. Schliesslich beziehen wir auch diverse Patientenorganisationen ein. Sie können uns aus Sicht der Patienten wertvollen Input liefern.
Wie muss ich mir die Zusammenarbeit mit den Architekten Giuliani Hönger vorstellen? Was für Diskussionen werden aktuell mit ihnen geführt?
Mit den Architekten haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit. Es ist ein sehr professionelles Team am Werk, welches das Projekt mit grosser Leidenschaft vorantreibt. Die Hauptdiskussionen drehen sich derzeit darum, wie sich die Kosten und Termine genauer fassen lassen und wann und in welcher Schärfe Raum- und Flächendefinitionen zu treffen sind. Ein wesentlicher Punkt ist derzeit die Festlegung der vertikalen Gebäudestruktur, also die Lage und Grösse von festen, unverschiebbaren Bauteilen wie Treppen sowie Lift-, Lüftungs- und Technikschächten.
Mitten in die Planung des neuen Klinikums 2 platzte die Nachricht über die Prüfung einer gemeinsamen Spitalgruppe mit dem KSBL und dem USB. Wie wirkt sich dieses Projekt auf den Neubau des Klinikums 2 aus?
Auf die Etappe eins hat das keinerlei Auswirkungen. Wir planen ein Bettenhaus, das unabhängig von allen weiteren Überlegungen gebaut werden muss. Der alte Bau ist in die Jahre gekommen und nicht zu vernünftigen Kosten sanierbar. Die 258 Betten, die im Spitalturm geplant sind, werden mit Sicherheit belegt sein. Für die Etappen zwei und drei müssen wir dann schon wissen, wie sich das USB und das KSBL positionieren werden. Dass die beiden Spitäler zusammenarbeiten sollten, halte ich für sehr sinnvoll, aber es muss dann auch festgelegt werden, wie das konkret aussehen soll, damit die einzelnen Standorte klare Planungsvorgaben erhalten.
Mögen Sie sich heute schon festlegen, wann der Neubau fertig sein wird?
Nein, das kann ich nicht, weil das von ganz vielen Faktoren abhängig ist, die ich nicht beeinflussen kann. So muss der Rekurs entschieden werden, die Zusammenarbeit zwischen USB und KSBL sollte geklärt sein, und es braucht eine Präzisierung des Inhalts des Gebäudes. Erst dann würde ich mir eine Prognose zutrauen. Vorerst ist unsere Planung auf eine Fertigstellung im Jahr 2030 ausgerichtet.
Zuversichtlich, dass das klappen wird?
Ja, da bin ich überzeugt.

​Wir rechnen derzeit für die Erneuerung des Klinikums 2 mit Investitionskosten von bis zu 950 Millionen Franken.

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