Editorial

Die Gazzetta-Online – ein Erfolg. Zahlreiche Feedbacks zeigen, dass wir mit unserem Magazin in der Gegenwart angekommen sind.

Durch die Online-Version treten wir miteinander in Kontakt. Neu haben Sie die Gelegenheit, jeden einzelnen Beitrag zu kommentieren. Sie dürfen aber auch einfach vergnüglich scrollen, an Bildern hängenbleiben oder sich in Infografiken vertiefen. Die Vielfalt der Beiträge trifft hoffentlich Ihren Geschmack. Das Unispital Basel ist facettenreich und lebendig - schlicht eine Welt zum Entdecken.

Ihre Gina Hillbert

Qualität und Finanzen im Gleichgewicht – Spitalpolitik im Spagat? Für mich bedeutet Qualität: zufriedene Patientinnen und Patienten, hohe Patientensicherheit, motivierte Mitarbeitende, ein kompetitives universitäres Leistungsniveau sowie gesunde Finanzen. Wir sind in der Pflicht, der Qualität besondere Sorge zu tragen.

Damit stehen wir mitten im Thema, das mich in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt hat. Mich stört die einseitige Sicht auf die finanzielle Seite unseres Gesundheitswesens. Gross sind die medialen Schlagzeilen, in denen die Spitäler als Kostentreiber gebrandmarkt werden. Auf die Qualität der Spitäler als wichtige Leistungserbringer wird höchstens dann hingewiesen, wenn die neuesten Daten dazu erscheinen. Wie wir Mitarbeitende diese Leistungen erbringen, darüber wird kaum je berichtet. Über die wichtige und richtige Frage, ob wir Leistungserbringer das Gleichgewicht zwischen Qualität und gesunden Finanzen halten, lese ich auch selten.

Die letztjährige Umfrage von H+ zum Spitalbarometer hat gezeigt, dass die Schweizerinnen und Schweizer ein hohes Mass an Qualität von ihrem Gesundheitswesen erwarten. Sogleich folgte die Diskussion darauf, wie viel dies kosten dürfe. Das ist eine eindimensionale Sicht auf ein hochkomplexes System. Als ob es nur die beiden Pole gäbe, entweder gute Qualität oder «gesunde» Kosten.

Diesen Druck bekommen wir selbstverständlich auch intern zu spüren. Umso wichtiger sind mir faire Arbeitsbedingungen trotz der steigenden Anforderungen an unsere Produktivität. Dafür setze ich mich ein.

Ich bin der Meinung, dass wir in Zukunft wieder vermehrt Qualitätsdiskussionen führen müssen, die nicht durch Kostenfragen im Keim erstickt werden. Ich bin überzeugt, dass es möglich ist, Qualität zu erbringen und gleichzeitig die Kosten zu halten, ohne dabei die Mitarbeitenden überzubelasten.

Spitalweite Patentlösungen auf diesem Weg gibt es allerdings nicht. Die wichtigsten Elemente zur Entwicklung der Qualität sind jedoch ausreichend bekannt. Dazu zählt die optimale Koordination aller Behandlungsschritte. Mit immer älter werdenden Patienten im Spital nimmt natürlich auch die Anzahl chronisch kranker und polymorbider Patienten zu. Umso wichtiger ist es, die Behandlungsketten über alle Kliniken und Abteilungen hinweg bestmöglich aufeinander abzustimmen. Ein innovatives Beispiel dazu liefert die Station Chirurgie 6.2, die in den letzten Monaten verschiedenste sogenannte «Lean»-Massnahmen umgesetzt hat. Dort wurden die wichtigsten Prämissen für Lean-Management erfüllt: integrierte Versorgungskette, Ausrichtung auf den Patienten, wertschöpfende Tätigkeiten. Es zeigt sich sehr gut, dass Veränderungsmassnahmen nur dann funktionieren, wenn die Berufsgruppen als Team zusammenarbeiten und sich jeder Einzelne für den Prozess verantwortlich fühlt. Patientenzufriedenheit und Mitarbeiterzufriedenheit beeinflussen sich gegenseitig. Sie im Gleichgewicht, auf hohem Niveau zu halten, ist unser oberstes Bestreben. Ich bin sicher, wir sind auf einem guten Weg zum Ziel, unseren Mitarbeitenden grosse Sorge zu tragen.

Unser besonderes Augenmerk in der integrierten Versorgung gilt der Behebung von Mängeln an den Schnittstellen, was nicht nur zu höherer Qualität, sondern gleichzeitig auch zu weniger Reibungsflächen und Aufwand führt. Manchmal sind die Probleme einfach zu lösen, aber sie müssen genau erkannt und verstanden werden.

Gleichermassen wichtig ist die gute Vernetzung mit vor- oder nachgelagerten Leistungserbringern. Im Übergang von ambulant zu stationär und wieder ambulant ergeben sich viele Chancen, unsere Abstimmung mit unseren zuweisenden Haus- und Fachärzten zu verbessern. Auch das Projekt Austrittsmanagement, welches in unserem Spital zurzeit in Arbeit ist, setzt genau hier an, indem es uns unterstützt, die Patienten zur richtigen Zeit an den richtigen Ort entlassen zu können. Dazu gehört auch, dass wir die Chance ergreifen, unsere zahlreichen internationalen Beziehungen für den Austausch von Standards, Daten und Wissen noch besser zu nutzen. Vergessen wir dabei nicht, dass wir als universitäre Institution eine tragende Rolle bei der Etablierung, Verbesserung und stetigen Weiterentwicklung der Qualitätsstandards einnehmen.

Die Liste der Beispiele, wie nicht nur wir im USB bereits heute Qualität sicherstellen und entwickeln, könnten wir weiterführen. Immer geht es dabei auch um die Standardisierung von Prozessen und Rollen, um die Transparenz und Kommunikation zwischen den internen und externen Akteuren. Bringen wir unsere berufliche Kunst und Qualifikation in diesen Prozess ein und steht darin an erster Stelle immer wieder die Frage: «Was bringt den grössten Nutzen für den Patienten, die Patientin?», dann können wir vorbehaltlos über Möglichkeiten und Chancen der Qualitätsentwicklung diskutieren, müssen die Qualitätsfrage nicht ständig durch die Kostenfrage abwürgen und können an einem System arbeiten, in dem unsere professionelle Berufung noch besser zur Entfaltung kommt und damit auch unsere eigene Zufriedenheit mit unserer Arbeit steigt. Keine einfache, aber eine gute Perspektive.

Bald erscheint der Jahresbericht 2014. Auch darin haben wir uns dem Thema Qualität verschrieben. Sie dürfen ein Heft erwarten mit Berichten über spannende Projekte, die zeigen, wie wir in unserem Spital Qualität leben und entwickeln.

Ich freue mich auf zahlreiche spannende Diskussionen mit Ihnen in diesem Jahr.

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor<br>

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor

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