Editorial

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Ihre Gina Hillbert

Geschenktes Leben?

Ein Erfahrungsbericht zur Weihnachtszeit

Im Rahmen eines Praxisentwicklungsprojektes im Norden von Bosnien wurde mir letzte Woche im Hotel, in welchem ich wohnte, ein 57-jähriger Mann vorgestellt, der in Begleitung einer guten Bekannten, Ärztin auf der Urologie, sowie seiner aus der Nordwestschweiz stammenden Nichte war. Letztere verbrachte gerade mit ihren Eltern die Ferien bei den Verwandten.

Der Mann, so wurde mir übersetzt, hat Lungenkrebs mit Ablegern, hatte auf die Erstbehandlung schlecht angesprochen und macht jetzt in einer Studie mit. Die Familie war drei Stunden gefahren, um von mir zu hören, wie die Prognose der Krankheit sei. Die befreundete Ärztin wollte eigentlich nicht übersetzen, dass die Chancen, eineinhalb Jahre zu überleben, schlecht sind.

Als sie es doch tat, stellte sich heraus, dass der Patient – ein Polizeioffizier – sehr gewohnt war, die Körpersprache anderer zu deuten, und schon vermutet hatte, wie es um ihn steht. Nur hatte er gehofft, noch 5 bis 10 Jahre zu leben. Nach dem offenen Gespräch hatte der Patient eine bessere Vorstellung davon, was ihm bevorstand, und war froh, dadurch die verbleibende Zeit besser mit Leben füllen zu können.

Er wusste, dass es wahrscheinlich seine letzte Weihnacht sein würde.

Dass er jetzt, da er noch gut drauf war, seine Zeit nutzen konnte für Dinge, welche ihm und seiner Familie wichtig waren. Die übrigen Verwandten hörten vom Nachbarstisch sehr genau zu, und waren verunsichert, wie der Polizeioffizier die Nachricht, die sie selber schon kannten, aufnehmen würde.

Wenn alle auch einen deprimierten Eindruck machten, so wirkte der Polizeioffizier wieder handlungsfähig anstatt verunsichert, hatte Pläne und die paar Fäden, die ihm die Krankheit liess, wieder fest in der Hand. Während der dreistündigen Heimreise schien er mir weniger gelähmt und verunsichert als bei der Ankunft.

Da ich nächstes Jahr noch mehrmals im Norden Bosniens sein werde, kann ich verfolgen, was aus diesem für mich sehr berührenden Anfangsgespräch geworden ist. Nach über 30 Jahren als Onkologiepfleger stehe ich nun unmittelbar vor meiner Pensionierung Ende Jahr. Da ich immer sowohl mit ambulanten Tumorpatienten unter medikamentöser Therapie am USB als auch mit sterbenden Krebspatienten und ihren Angehörigen zu Hause gearbeitet habe, ist mir die Zerbrechlichkeit meines Lebens und daher das Leben als Geschenk sehr bewusst.


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