Editorial

Herzlich willkommen in der Welt der Gazzetta-Online! Es freut mich, Sie hier auf dieser neuen Plattform zu begrüssen.

Kommen Sie mit, tauchen Sie ein in die erste Gazzetta-Online überhaupt. Viel Neues gibt es zu entdecken. Neben dem Inhalt der gedruckten Version des Magazins für die Mitarbeitenden des Universitätsspitals Basel finden Sie hier zusätzliche Features: Bildstrecken, kurze Videos, weiterführende Info-Grafiken und interessante Links. Klicken Sie sich durch und lassen Sie uns wissen, wie und was Ihnen gefällt.

Ihre Gina Hillbert

Zuallererst ist es mir ein wichtiges Anliegen, den Blattmacherinnen der «Gazzetta» zu gratulieren! Etwas Bewährtes aufzugeben, um das noch Bessere zu suchen, erfordert immer Mut und die Bereitschaft, hinter sich zu lassen, was man eigentlich nicht missen möchte. Ich hoffe, dass der Schritt gelingt und dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ihn schätzen.

Sie haben bemerkt, dass ich selbst von diesen Veränderungen betroffen bin. Das Editorial wird nun nicht mehr von mir verfasst – schliesslich bin ich nicht der Editor. Das neue Konzept sieht vor, dass Sie von mir in der Rubrik «Aus meiner Sicht.», eben hier, lesen können. Das gibt mir die Gelegenheit, mit Ihnen meine Anliegen, Visionen, aber auch Sorgen zu teilen.

Meine grösste Sorge gilt momentan uns Mitarbeitenden: Im Oktober verzeichneten wir so viele Patienten wie noch nie in der Geschichte des Unispitals. Dies sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Diese Mehrbelastung spüren wir alle, und nur dank grossem Einsatz und viel Flexibilität bewältigen wir diese zusätzlichen Aufgaben. Gleichzeitig werden unsere Erträge abgesenkt, unsere Budgets werden enger. Meine Aufgabe als Spitaldirektor ist es, für unser Spital sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit wir unsere Arbeit für unsere Patientinnen und Patienten erfüllen können. Als Unternehmen stehen wir nicht alleine, sondern sind Teil eines komplexen Systems, welches aus Medizin, Wirtschaft und Politik besteht.

«Mir sind faire Arbeitsbedingungen trotz der steigenden Anforderungen an unsere Produktivität sehr wichtig. Dafür setze ich mich ein.»

Werner Kübler

Diesen externen Fokus immer wieder in unser Unternehmen hineinzutragen, unser Umfeld zu verstehen und richtig zu interpretieren sowie daraus Schlüsse für die zukünftige Ausrichtung zu ziehen, dies betrachte ich als eine meiner wichtigsten Aufgaben. Nur so können wir adäquat auf unsere Umwelt reagieren, die internen und externen Rahmenbedingungen und Zielvorstellungen aufeinander abstimmen.

Für die Zukunft bedeutet dies, dass unsere Umwelt weiterhin Anforderungen an uns herantragen wird, auf die wir wenig Einfluss haben. Beispielsweise die steigenden Patientenzahlen, die Auswirkungen der Tarifeingriffe ins TARMED, Tarifeffekte aus der Baserate OKP und der neuen DRG Version 4.0. Diesen Druck bekommen wir selbstverständlich auch intern zu spüren. Umso wichtiger sind mir faire Arbeitsbedingungen trotz der steigenden Anforderungen an unsere Produktivität. Dafür setze ich mich ein.

Andere Herausforderungen sind unvorhersehbar und verlangen ad hoc ein hohes Mass an Flexibilität und einen Grosseinsatz. Stichwort Ebola. Am USB haben wir uns rasch bereit gemacht, Ebola-Infizierte aufzunehmen. Es bedarf eines grossen Teams, um sich darauf vorzubereiten, damit der Schutz für alle gewährleistet ist.

«Grösste Hochachtung empfinde ich diesen Kolleginnen und Kollegen gegenüber, die Konzeption und Schulung neben sonst schon sehr viel Arbeit konsequent an die Hand genommen und sich sogar freiwillig dazu bereit erklärt haben, im Ernstfall einen Einsatz zu leisten.»

Werner Kübler

Sie haben sich damit auch bereit erklärt, sich gewissen Unsicherheiten und Risiken auszusetzen. Unsere Vorbereitung ist gut. Dennoch gibt es auf gewisse Fragen noch keine Antworten.

Die Ausbreitung von Ebola hat weltweit Betroffenheit ausgelöst. Die Tatsache, dass die globale Gesundheitsmaschinerie dennoch nur äusserst langsam angeworfen wurde, beschäftigt mich sehr. Und mich irritiert die Vorstellung, dass wir in der Schweiz an allen grösseren Häusern dieselben oder ähnliche Vorkehrungen treffen, überall mit enormem Einsatz, aber mit wenig Synergie. Jeder schaut zuerst auf sich selbst und sucht eigene Lösungen, weil keine übergeordneten Systeme den Weg vorgeben.

Es wäre höchste Zeit, hier eine national koordinierte Lösung zu finden. Die internationale Vernetzung wäre damit ebenso effizienter zu erreichen. Und nein, ich glaube nicht, dass uns in der Schweiz eine Ebola-Epidemie bevorsteht. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis zum Abklingen der Epidemie in Westafrika – aus heutiger Sicht hoffentlich im Frühling 2015 – bei uns keine epidemischen Verhältnisse erleben werden. Aber gerade eben erreichte mich die Nachricht, dass der erste Ebola-Patient nach Genf eingeflogen wird. Dies bedeutet auch, dass es wahrscheinlich ist, dass ein nächster Fall zu uns ins Unispital kommt. Neben den noch offenen medizinischen Fragen ist insbesondere die finanzielle Situation nicht geklärt. Werden wir je für die geleistete Vorarbeit refinanziert werden? Und können wir davon ausgehen, dass der Aufwand bei einem Ebola-Patienten abgedeckt werden wird? Auch hier versuchen wir, politischen Druck aufzusetzen, um Lösungen herbeizuführen.

Sie sehen, es gibt einige Bereiche, die mich beschäftigen und auch in Zukunft viele Fragen aufwerfen werden. Vieles verlangt nach konkreten Lösungen, für anderes hält die Zeit selber eine Lösung bereit. Während ich diese Zeilen schreibe, verabschiedet sich draussen der Herbst und geht mit grossen Schritten in den Winter über – und ich freue mich langsam auf die ersten Schneeflocken und trauere nicht mehr länger den warmen Herbsttagen nach.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen eine wunderschöne Festtagszeit und einen glücklichen Übergang in ein gutes neues Jahr.

Ihr Werner Kübler, Spitaldirektor


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