Annick Wangler

«Unsere Patientinnen sollen nicht nur geheilt werden, sondern auch zufrieden sein.»

Yoga oder Entspannungstechniken – beim Innovationsfocus Krebserkrankungen der Frau setzt der Chefarzt Senologie und Stv. Chefarzt gynäkologische Onkologie Prof. Christian Kurzeder neben der klassischen auch auf Komplementärmedizin.

Christian Kurzeder, welche falschen Vorstellungen haben die Leuten von Ihrem Beruf?

Dass ein Spezialist alleine das Problem lösen kann. Nein. Es braucht ein interprofessionelles Team und eine Struktur.

Wann haben Sie den interprofessionellen Ansatz als besonders hilfreich erlebt?

Am Brustzentrum wie auch im gynäkologischen Krebszentrum werden die Patientinnen von einem Team betreut. Da sind zum Beispiel die Breast Care Nurses oder die Pelvic Care Nurses, die auf Brustkrebspatientinnen oder Unterleibserkrankungen spezialisiert sind. Sie versorgen die Patientinnen und unterstützen bei Anliegen, die zum Beispiel die Familie oder die Arbeit betreffen.

Dann haben wir auch komplementärmedizinische Angebote wie Yoga, Entspannungstechniken, Hypnosetherapie, Akupunktur oder die Therapie mit Heilpflanzen. Diese können die Nebenwirkungen der Therapien lindern und damit das Durchhaltevermögen für belastende Therapien verbessern.

Was hat der Innovationsfocus noch möglich gemacht?

Zum einen setzen wir auf medizinischen Fortschritt durch klinische Studien. Wichtig ist uns dabei die Vernetzung mit anderen Zentren. Internationale Kooperationen werden von Prof. Viola Heinzelmann und Prof. Walter Weber sehr erfolgreich betrieben. Zusätzlich arbeiten wir an translationalen Studien: Dabei werden die Forschungsergebnisse aus dem Departement Biomedizin zum Nutzen für unsere Patientinnen umgesetzt. Aktuell läuft zum Beispiel eine vielversprechende Studie mit dem Ziel, Cluster aufzulösen, also Ansammlungen zirkulierender Tumorzellen. Wir erwarten die Ergebnisse in den nächsten Monaten.

Sie legen das Augenmerk vermehrt auch auf die Lebensqualität der Patientinnen. Was bringt das?

Indem wir die Lebensqualität erfassen, sehen wir auch die individuellen Bedürfnisse der Patientin klarer. Das hilft uns dabei, die passende Behandlung zu wählen. 

Unser Ziel ist es nicht nur, eine bösartige Erkrankung zu heilen, wir haben immer auch die Zufriedenheit der Patientin im Auge. Denken Sie zum Beispiel auch an das Selbstbild und das ästhetische Ergebnis nach einer Brustoperation.

Warum kümmern Sie sich als Gynäkologe gerade um die Krebserkrankungen der Frau?

Meine Patientinnen schenken mir in einer unglaublich schwierigen Situation ihr Vertrauen. Es ist für mich aber auch ein grosses Privileg, von ihnen zu lernen, mit solchen Situationen umzugehen.

Wie behalten Sie die Hoffnung?

Es ist so, dass bei vielen Frauen eine Heilung sehr wahrscheinlich ist. Aber auch für Patientinnen, deren Schicksal wir nicht ändern können, kann eine klare, offene und ehrliche Kommunikation Hoffnung machen.



plusKommentar hinzufügen

Kommentare (0)

Keine Kommentare zu diesem Artikel vorhanden. Sei die/der Erste, der diesen Artikel kommentiert.

vorheriger Artikel
nächster Artikel

Keine Ausgabe verpassen –
Erinnerungsservice abonnieren!