Editorial

Auf der Suche nach dem roten Faden

Dieser Ausdruck kommt aus dem Bereich des Webens, wo man keinen Faden verlieren durfte. «Seit alter Zeit wird das Erzählen mit der Textilherstellung und -bearbeitung assoziiert, weil das Weben Zeit zum episch breiten Darstellen und Wiedergeben von Sachverhalten bot.» (Wiki) Aha! Text und «textil» sind folglich eng miteinander verwoben.

Und schon habe ich den (roten) Faden dieser Gazzetta-Ausgabe gefunden: Erzählungen und Geschichten zum Leben, das am seidenen Faden hängen kann, zu scheinbaren Zufällen und zu geflochtenen Bildern über Schmerzen, Wunden und Verwundung. Beiträge, die zeigen: Man soll den Faden immer wieder aufnehmen, auch wenn man zeitweise glaubt, ihn verloren zu haben.

Aber bevor Ihnen der Geduldsfaden reisst und ich zu langfädig werde, beende ich mein Editorial und lasse Sie gerne eintauchen in das neue Textgeflecht.


Ihre Gina Hillbert

Carmen Rabatin

& der Tragestuhl

Frau Rabatin arbeitet seit 10 Jahren im Unispital Basel. Sie fing beim Reinigungsdienst an und wechselte 2013 zum Patiententransport. Dort ist sie täglich rund 15 km mit Patienten im Spital unterwegs – glücklicherweise nicht mit dem kuriosen Tragestuhl.

Der antike Tragestuhl aus der Zeit zwischen 1890 und 1920 aus unserer Kuriositätensammlung ist eine wirkliche Rarität. Man weiss nicht, wie er ins Unispital Basel gekommen ist. Bekannt ist aber die Herstellerfirma: C. Maquet GmbH Heidelberg & Berlin. Die Firma gibt es bis heute unter dem Namen Maquet Getinge Group. Dabei handelt es sich um eine renommierte Weltfirma in OP Krankenhaus Zubehörtechnik. Auf Anfrage bei der Firma zu unserem historischen Objekt erhielten wir leider keine Antwort, die uns dieses Objekt hätte näherbringen können.

Der antike Tragestuhl – ein Relikt aus den Alpen?

Der alte Tragsessel ist zusammenklappbar wie ein Rollstuhl, aber es fehlt Zubehör und das Sitzgeflecht ist sehr brüchig. Lustigerweise sind die Seitenteile mit einem Jonc-Geflecht bemalt. Vielleicht stand er tatsächlich im Besitz einer wohlhabenden Familie und diente einem ganz besonderen Transport: Als vor 200 Jahren auf der Rigi das erste Berghotel gebaut wurde, liessen sich Wohlhabende in der Sänfte auf das 1800 Meter hohe Massiv zwischen Vierwaldstätter- und Zugersee tragen, bis Bahnen den Berg für die Massen leicht bezwingbar machten. Viele Bauern hätten als Träger einen lohnenden Nebenverdienst gehabt, so das Heimatmuseum von Küssnacht am Rigi SZ.

«Den Tragestuhl finde ich sehr praktisch. Wenn man zu zweit anpackt, hat man den Patienten schnell und einfach transportiert. So sind Treppen kein Hindernis mehr. Der Stuhl wirkt nicht gerade stabil, aber das liegt sicher an dem alten Holz.»

Carmen Rabatin, Mitarbeiterin Patiententransport

Wie sieht der Patiententransport im Spital heute aus?

Der Transportdienst leistet wichtige Arbeit, bei der man die Ruhe bewahren muss und nicht hektisch werden darf. Frau Rabatin ist meist alleine mit einem Patienten unterwegs. Nur wenn mehrere Gegenstände transportiert werden müssen, kommt ein Kollege zur Unterstützung mit.

«Es ist nicht so, dass wir die Patienten nur von A nach B schieben, da braucht es Technik und viel Kraft. Wir geben uns Mühe, dass der Patient von Schwellen nichts spürt und dass er möglichst sanft transportiert wird.» Mit Transport verbindet man oft anstrengende und auch körperliche Arbeit, schliesslich ist auch Frau Rabatin wie ihre Kolleginnen und Kollegen täglich durchschnittlich 15 km im USB unterwegs. «Ich bin eine starke Frau, das ist kein Problem».

Früher wurde getragen – heute wird gerollt

Wissenswert:

Tragestühle sind auch heute noch im Einsatz. Beispielsweise führt die Sanität damit Patienten durch enge Treppenhäuser zum Krankenwagen. Ähnliche Modelle finden sich auch an Flughäfen, wo Rollstuhlgänger damit durchs Flugzeug zum Platz gebracht werden.


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