Editorial

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Ihre Gina Hillbert

Von Piratenpflastern

und Papageienstäben

Schielen, Doppelbilder, Augenschwellungen. Die unterschiedlichsten Beschwerden können einen in die Augenklinik des Universitätsspitals führen. Neben Augenärztinnen und -ärzten trifft man hier auch auf Orthoptistinnen – ein Beruf mit Seltenheitswert, bei dem das Auge im Mittelpunkt steht.

Maike Krumsiek wusste schon immer, sie würde etwas nicht Alltägliches machen. Es war die Augenarztpraxis, in welcher die junge Frau aus Nordrhein-Westfalen sechs Jahre lang als Arzthelferin gearbeitet hatte. Dort entdeckte sie die Orthoptik und entschied sich augenblicklich für diesen seltenen Beruf. Die Voraussetzungen schien sie zu erfüllen: manuell und technisch so geschickt wie im Umgang mit Menschen, genaues, selbstständiges Arbeiten, einfühlsam und belastbar. Seit 2010 gehört Maike Krumsiek zum Orthoptistinnen-Team der Augenklinik, Abteilung Orthoptik-Neuroophtalmologie, erstes Obergeschoss.

Augenfällig sind die vielen bunten Motive an den Wänden. Das ist nicht etwa ein Zimmer in der Villa Kunterbunt, sondern ein Untersuchungsraum. Maike betreut u. a. kleine Patientinnen, so auch die quirlige Ronja, gerade mal vier Jahre alt. Sie gehört wie viele Kinder seit längerem zu Maikes Patientenschar, kommt regelmässig in die Schielsprechstunde. Die beiden sind aufeinander eingespielt. Maike weiss genau, was sie tun muss, um zu ihren Untersuchungsergebnissen zu kommen. Eine Menge Hilfsmittel – teils auch Eigenkreationen – zaubert die Orthoptistin aus ihrer Kittelbrusttasche hervor.

«Zuhören ist wichtig – auch das gehört zur Untersuchung.»

Maike Krumsiek

Da äugen eine Menge lustiger Utensilien heraus. «Und jetzt schau mal auf den Piratenpapagei», sagt Maike und führt den Stab mit dem bunten, leuchtenden Vogel vor das Auge. Blickt man dann noch auf das farbige Piratenpflaster, welches sich jedes Kind für die Untersuchung aussuchen darf, könnte man beinahe vergessen, dass es sich oft auch um schwerwiegende Krankheitsbilder handelt, in die Maike Krumsiek hineinblickt. Tumorpatienten, auch schon kleine, sind keine Seltenheit.

Als Orthoptistin leistet Maike wertvolle Vorarbeit für die Weiterbehandlung der Patientinnen und Patienten durch die Augenärztin oder den Augenarzt. Kontakt hat sie überdies mit Fachärzten, u. a. der HNO, Radiologie, Endokrinologie und des UKBB. Oft sind die Krankheitsbilder komplex.

«Ein Sehproblem kann eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen sein.»

Maike Krumsiek

Dass ihr der abwechslungsreiche, interessante Beruf Spass macht, ist Maike anzusehen. Sie ist geduldig, stets positiv und passt sich jeder Patientensituation an. Ihr Umgang mit Patientinnen und Patienten aller Altersklassen («von 0 bis 99») wirkt immer kompetent und natürlich. Eine ältere Dame, die über Schwindel klagt und doppelt sieht, erzählt während der Untersuchung von ihren Beschwerden und Sorgen. «Zuhören ist wichtig», so Maike, «auch das gehört zur Untersuchung.» Der nächste Patient hat eine Schilddrüsenerkrankung und damit verbunden eine Augenschwellung. Ein weiterer Sehtest ist fällig, danach wird die Bewegungsfähigkeit der Augen an der Tangententafel nach Harms geprüft: subtil, professionell.

Maike ist auf Trab. Auch in der Freizeit erweitert sie ihren fachlichen Horizont und kann abgeschlossene Ausbildungen in Homöopathie, Massage und Akupunktur – jedoch alle in Bezug auf Tiere – vorweisen. Maike liebt Tiere. Speziell Pferde und ganz besonders ihr eigenes. Mit Roselie verbringt sie die Feierabendzeit, «den Kurzurlaub ausserhalb der Klinik»: Trab, Galopp, Dressur. Ein gutes Gespann!

Am Tag der offenen Tür «150 Jahre Augenklinik» sorgte Maike Krumsiek für viel Unterhaltung durch einen Ballonkünstler. Alt und Jung waren gleichermassen begeistert von lustigen Figuren wie Fischen, Pinguinen, Maus & Co. Man konnte sich fast jede Figur wünschen. Und nun kommt die GROSSE Frage: Welches Tier wünschte sich Maike? Na? Einen Papageien. Falsche Antwort. Richtige Antwort einer schwierigen Frage: ein braunes Pferd. Zeigen können wir es leider nicht, denn im Gegensatz zu Roselie ist beim Ballonpferd inzwischen die Luft raus.

Was macht eine Orthoptistin?

Maike Krumsieks Beruf der Orthoptistin nahm seinen Anfang um 1930 in England. In der Schweiz kann man sich erst seit 2009 am Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen (ZAG) ausbilden lassen. Die Namensgebung «Orthoptistin» leitet sich vom griechischen Wort «orthoptiké» ab, das auf Deutsch «Geradesehen» bedeutet.

Orthoptistinnen und Orthoptisten beschäftigen sich mit Sehstörungen wie zum Beispiel Schielen, Schwachsichtigkeit oder Funktionsstörungen der Augenmuskeln. Sie nehmen die medizinische Vorgeschichte ihrer Patientinnen und Patienten auf und führen Untersuchungen zur Beurteilung der Augenstellung, das Messen der Schielwinkel und der Brillenkorrektur, das Prüfen des Gesichtsfeldes und des Farbsinns durch. Im Auftrag des Augenarztes oder der Augenärztin untersuchen sie oft Patientinnen und Patienten selbstständig.

Neben Maike Krumsiek arbeiten am Unispital momentan drei diplomierte und drei Orthoptistinnen in Ausbildung.


Kommentare (1)

angela.roos@usb.ch am 18.02.15 um 12:17

Das ist aber ein interessanter Bericht.



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