Tobias von Rohr und Gina Hillbert

Und was tut das USB für die Umwelt?

Zum ersten Mal publizierte das USB im Rahmen des Jahresberichts 2019 einen Umweltbericht. Darin beschreiben Kennzahlen und Massnahmen den Stand des Universitätsspitals Basel beim Umweltschutz. Wie bedeutungsvoll ist ein solcher Bericht? Dies und mehr wollen wir vom Projektteam Umweltberichterstattung erfahren.

Wer ist Urs Gruber?

Seit Dezember 2018 ist der Umweltschutz- und Gefahrgutbeauftragte im USB tätig. In seiner Funktion als Umweltschutzbeauftragter ist er für die Erarbeitung und Umsetzung von Massnahmen im Bereich Umweltschutz verantwortlich. Dabei befasst er sich hauptsächlich mit der Entsorgung von ungefähr 100 verschiedenen Arten von Abfällen und dem Thema Recycling. Er informiert und instruiert die Mitarbeitenden, kontrolliert, ob die Vorschriften richtig umgesetzt werden, Sonderabfälle richtig deklariert oder Behälter korrekt verschlossen sind. Urs Gruber nimmt sich übergeordnet der vielschichtigen und immer wichtiger werdenden Umweltthemen an.

Urs Gruber in Gazzetta 3.19

Wer ist Dr. Christian Abshagen?

Christian Abshagen ist Leiter Medizincontrolling am Universitätsspital Basel. Berufsbegleitend absolviert er zurzeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz einen Master in Umwelttechnik und -management, in dessen Rahmen er unter anderem die Ökobilanz der USB-Patientenverpflegung erstellt (Beitrag in Gazzetta 4.19) und Themen wie Kreislaufwirtschaft in der Medizintechnik oder Mikroverunreinigungen durch Medikamente vertieft hat. Gemeinsam mit Urs Gruber leitet er das Projektteam Umweltberichterstattung.

Urs Gruber, Sie haben den Umweltbericht wesentlich mitverfasst. Was bedeutet Ihnen die Publikation und was versprechen Sie sich davon?

Gruber: Der Bericht ist eine wichtige Weiterentwicklung und ein Meilenstein. Zu den Umweltthemen hat man am USB bisher nur punktuelle Aktivitäten, beispielsweise bei den Themen Abfall oder Energie, vorzuweisen. Jetzt haben wir zum ersten Mal alle Umweltthemen in einem Dokument gebündelt. Es ist ein wichtiger Schritt, aufzuzeigen, wie wir als Gesamt- USB auf unsere Umwelt wirken. Dass dieser Bericht erscheint, ist kein Zufall: Bei den USB-Mitarbeitenden, aber auch ausserhalb des USB, ist das Interesse an den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit gross.

Christian Abshagen, Sie haben den Umweltbericht aus Sicht des Nachhaltigkeitscontrollings begleitet. Wie schätzen Sie den Umweltbericht ein?

Abshagen: Der Zeitgeist, das Interesse der Mitarbeitenden und auch ein gewisser Druck von Öffentlichkeit und Politik haben unser Vorhaben sicher beeinflusst. Das Entscheidende ist, so denke ich, dass man den Bericht als ein Mittel zum Zweck begreift. Er zeigt auf, wo wir mit den Umweltauswirkungen unseres Tuns heute stehen. Das schafft Transparenz, verändert für sich genommen jedoch noch nichts. Entscheidend ist, dass wir im Prozess, der den Umweltbericht begleitet, nach vorne schauen, Ziele und Massnahmen definieren, um so Schritt für Schritt voranzukommen.

Wo muss das USB wohl auch in Zukunft den Spagat machen zwischen Umweltschutz und Auftrag?

Abshagen: Es ist klar: Der Grundauftrag unseres Spitals, das Leben der Menschen jeden Tag zu verbessern, ist unumstösslich prioritär. Aber Umweltbelange stehen ja nicht zwangsläufig mit anderen Spitalthemen in Konkurrenz. In vielen Situationen existieren Alternativen, wie man etwas lösen kann. Dort immer auch den Umweltgedanken mitzudenken, ist sinnvoll. Schwierig wird es nur dann, wenn Qualität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit einmal konträr zueinanderstehen. Bei solchen Entscheiden helfen unser Leitbild, unsere Werte und der gute Diskurs als Teil unserer Kultur.

Wie sieht denn Ihre Vision aus? Oder was wünschen Sie sich fürs USB?

Gruber: Ich wünsche mir, dass wir die Umweltthemen im Haus stärker etablieren können und wir Schritt für Schritt weiterkommen. Abshagen: Dass Nachhaltigkeit ihren festen Platz auf Augenhöhe neben Qualität und Wirtschaftlichkeit findet. Und dass sie nicht abstrakt bleibt, sondern von der Kreativität und Kraft der Mitarbeitenden lebt. Toll wäre es, wenn wir als Universitätsspital Basel hierin eine Vorreiterrolle im Schweizer Gesundheitswesen einnähmen. Und gerade in einem universitären Spital sehe ich durchaus auch Potenzial im Bereich der Lehre und Forschung zu Umwelt und Medizin.

Und wie geht es jetzt konkret weiter?

Abshagen/Gruber: Als eine Massnahme aus dem Umweltbericht 2019 wird am USB eine Umweltkommission konstituiert – mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Kader von Pflege, Ärzteschaft und Administration. Ein nächster, kleiner Schritt. Und natürlich erstellen wir für das Jahr 2020 den zweiten Umweltbericht des USB.

Für das Jahr 2020 wurden auch erstmals übergeordnete Umweltleitlinien fürs USB definiert. Welchen Zweck haben diese Richtlinien?

Abshagen: Die Umweltleitlinien, die übergeordnet die grosse Richtung vorgeben, dienen als Kompass. Sie gehen nicht detailliert auf einzelne Ziele ein, aber sie setzen die Leitplanken: Sie sind auch in fünf oder zehn Jahren noch wahr und stehen im Einklang mit der neuen Strategie des USB.

Gruber: Die drei Grundsätze der Umweltleitlinien haben wir ja nicht alleine definiert, sondern sie resultieren aus einem Entstehungsprozess, bei dem viele Mitarbeitende verschiedener Berufsgruppen am USB mittels Workshops mitgewirkt haben. Aus allen Ideen und Inputs hat dann Spitaldirektor Dr. Werner Kübler gemeinsam mit der Leiterin des Ressorts Betrieb, Sieglinde Breinbauer, und dem damaligen Ärztlichen Direktor, Prof. Christoph. A. Meier, einen Konsens, also Grundsätze, erarbeitet. Die Umweltleitlinien wurden anschliessend vom Verwaltungsrat genehmigt und sind seither in Kraft.

Welchen Effort braucht es, um den ökologischen Fussabdruck am Unispital Basel zu verbessern?

Gruber: Letztlich braucht es alle Mitarbeitenden. Wir versuchen die Mitarbeitenden durch Kommunikation zu sensibilisieren und das Bewusstsein für Umweltthemen im Betrieb zu schärfen. Die Werte, die fürs ganze USB wichtig sind, spielen uns dabei in die Karten: ein sorgsamer und verantwortungsvoller Umgang in Sachen Umwelt, den wir gemeinsam in die Tat umsetzen.

Abshagen: Es braucht viele kleine Schritte von vielen Mitarbeitenden. Und da nehme ich durchaus viel Bereitschaft und Interesse wahr. Es ist kein Hebel zu klein oder zu unwichtig: Jede und jeder kann täglich etwas bewirken. Und es gibt viele tolle Ansätze und Initiativen: Analyse und Optimierung des Energieverbrauchs unserer CT- und MRI-Geräte; die Happy Hour im Centro gegen Foodwaste; der zurückhaltende Einsatz von klimaschädlichen Anästhesieverfahren; Anstrengungen zu Müllvermeidung und Recycling, um nur einige zu nennen.


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