Editorial

Vom Anschreiben

Neuerdings leide ich an Zettelallergie. Was so alles angeschrieben ist! Ich soll das Licht löschen, wenn ich den Raum verlasse, die leeren PET-Mineralwasserflaschen nicht zu den vollen stellen, das gebrauchte Geschirr nicht in die Spüle, sondern in der Geschirrwaschmaschine einordnen, die WC-Papierrolle gefälligst ersetzen, wenn das letzte Blatt gefallen ist. «Dauer des Wechsels max. 10 Sekunden», steht geschrieben. (Wetten, ich schaffe das in 8?).

Weshalb beginne ich auf diese und ähnliche Zettelbotschaften allergisch zu reagieren? Zettel sind doch etwas Nützliches: Einkaufszettel, Spickzettel, Handzettel, … oder die Zettelwirtschaft am Bildschirm mit Informationen, die ich mir partout nicht merken kann, mit Botschaften, die ich mir beim Schreiben immer wieder vor Augen führen möchte: «Fakten statt Floskeln». Bevor ich mich vollends in diesem Text verzettle, hier meine Erklärung: Mein Ärgernis ist, dass es offenbar Mitmenschen gibt, die einen Denkzettel brauchen für Selbstverständlichkeiten. Wie war das nochmal mit der Achtsamkeit? Nur maximal 10 Sekunden und die Welt ist ein bisschen besser. Ich wünsche Ihnen einen bunten Herbst, aber denken Sie daran, sollte das letzte Blatt fallen…

Ihre Gina Hillbert


Dr. Florian Banderet:

«Als Personalarzt sehe ich mich als Vermittler und Berater.»

Seit Anfang 2017 leitet Dr. Florian Banderet den Personalarztdienst am neuen Standort im Bettenhaus 3, Schanzenstrasse 55. Der Facharzt Infektiologie und Spitalhygiene ist überdies in der Medizinischen Poliklinik tätig, also inmitten einer pulsierenden Klinik.

Wie wird man Personalarzt?
Die Ausbildung zum Internisten und den anschliessenden Facharzt für Infektiologie und Spitalhygiene habe ich am Unispital Basel und Kantonsspital Liestal abgeschlossen. Neben meiner personalärztlichen Tätigkeit arbeite ich regelmässig auf der Medizinischen Poliklinik, nehme dort als Oberarzt am Klinikalltag teil und beteilige mich am dortigen Wissenstransfer. Mir persönlich ist es sehr wichtig, den regelmässigen Patientenkontakt und den Kontakt mit der klinischen Medizin beizubehalten und an deren Entwicklung teilzuhaben. Genau das bewegte mich zu dieser Tätigkeit und spornt mich täglich aufs Neue an. Zusammen mit den drei medizinischen Praxisassistentinnen Anja Bojarski, Birgit Käuflin, Helene Stein und dem erfahrenen Facharzt für Arbeitsmedizin, Dr. Michael Trippel, leite ich seit Jahresbeginn den Personalarztdienst (PAD). Wir sind ein sehr gutes, eingespieltes und vor allem erfahrenes Team. Das schätze ich sehr, denn wir lernen viel voneinander und ich habe ein gutes Gefühl, dass wir gemeinsam dem Personalarztdienst ein Gesicht geben.
Welche Rolle haben Sie noch als Infektiologe?
Als Infektiologe bin ich interdisziplinäres Arbeiten gewöhnt. Diese Interdisziplinarität ist meines Erachtens eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Tätigkeit, da durch das Fachübergreifende zusammen mit den verschiedenen Disziplinen unseres Hauses ein wichtiger Mehrwert geschaffen wird. Auch ist meine Spezialisierung als Infektiologe sehr hilfreich, denn ein grosser Teil meiner Arbeit als Personalarzt ist infektiologischer Art. Wir betreuen beispielsweise Mitarbeitende nach einer Stichverletzung, führen Umgebungsuntersuchungen nach Kontakt mit offener Tuberkulose oder anderen ansteckenden Infektionskrankheiten durch.
Was macht Ihre Funktion als Personalarzt zudem aus, was sind Ihre Themen?
Arbeitssicherheit-Gesundheitsschutz-Ergonomie (AGE):
Bei ergonomischen Problemen bei der Arbeit kann über den personalärztlichen Dienst nach individuellen Lösungen gesucht werden wie zum Beispiel speziell angepasstes Mobiliar oder andere Hilfsmittel. In der AGE-Arbeitsgruppe nehmen wir uns gemeinsam mit der Ergotherapeutin, Claudia Cierpka, und Gregor Wirz, dem Leiter Prävention Sicherheit und Umwelt, solcher Probleme an.

Gesundheitliche Probleme erkennen und behandeln:
Bei gesundheitlichen Problemen verschiedener Art mit Auswirkung auf die individuelle Arbeitsleistung eines Mitarbeitenden, unabhängig davon, ob es sich um eine körperliche Erkrankung, Suchtprobleme oder psychische Probleme handelt, sind wir gerne bereit zu helfen. Der vertrauensvolle Umgang zum Schutze unserer Kolleginnen und Kollegen steht dabei besonders im Vordergrund. Es ist uns ein Anliegen, konstruktive Lösungen zu erarbeiten und eine Verbindung zwischen dem Betrieb/Vorgesetzten und den behandelnden Ärzten herzustellen. Unser Ziel ist es, einen optimalen Plan der erforderlichen Massnahmen und deren Umsetzung zu erstellen, sodass die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit in bestem Masse erhalten oder wiedererlangt werden. Dies geschieht natürlich immer im Einverständnis mit den Mitarbeitenden.

Ich sehe den Personalarzt in der Position, zwischen den Mitarbeitenden und dem USB als Betrieb zu vermitteln. Dabei nimmt er eher selten die Rolle eines Behandlers ein, sondern vielmehr die eines Beraters, um die bestmögliche medizinische Behandlung und nötige Anpassung zu erzielen. Selbstverständlich unterstehen alle Daten dem Arztgeheimnis, werden streng vertraulich gehandhabt und in einem vom üblichen USB-System getrennten Dossier aufbewahrt.
Warum ist das Thema «Impfung» so wichtig?
Dem USB als Betrieb und mir persönlich ist es sehr wichtig, dass alle Mitarbeitenden, welche Patientenkontakt haben, bestmöglich vor allfälligen Ansteckungen geschützt sind. Gleichzeitig ist es auch wichtig, dass Patientinnen und Patienten nicht durch uns Mitarbeitende angesteckt werden. In unserem Spital gibt es viele immunsupprimierte Patienten, die dafür anfällig sind und durch eine Infektion lebensbedrohlich erkranken können. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Patientensicherheit und der Spitalhygiene. Als Beispiel nenne ich hier die Impfung gegen Hepatitis B, wodurch diese durch Blut übertragene Krankheit verhindert werden kann. Das Gleiche gilt auch für andere Erkrankungen, welche durch Patienten übertragen werden können. Solche Krankheiten können vor allem zu Beginn unbemerkt verbreitet werden und im Erwachsenenalter schwer verlaufen.

Aus diesem Grund kommen wir immer wieder auf Mitarbeitende zu. Ich kann ein Beispiel geben: Auf der Notfallstation haben die Kolleginnen und Kollegen ständig Erstkontakte mit sehr vielen Patientinnen und Patienten. Sie sind daher immer einem erhöhten Risiko von übertragbaren Erkrankungen ausgesetzt. Genau deshalb haben wir bei allen Mitarbeitenden geprüft, ob ihre Impfungen und serologischen Titer-Kontrollen noch aktuell sind. Unvollständigkeiten haben wir korrigiert und Auffrischimpfungen durchgeführt.
Was versprechen Sie sich von der Grippe-Präventionskampagne?
Ein wichtiger und jährlich wiederkehrender Teil der personalärztlichen Tätigkeit ist die jährliche Grippepräventionskampagne.
Die Grippeimpfung ist eine gute und wichtige Massnahme, denn sie bietet einen zuverlässigen Schutz gegen Influenza und ist zusammen mit anderen Massnahmen (Händedesinfektion, Isolation und Mundschutz) ein wichtiger Pfeiler der Grippe-Prävention. Eine gute Information im Intranet sowie die für alle zugängliche Impfmöglichkeit sind zentral für eine Kampagne. Deshalb bauen wir auf dem Intranet die Influenza-Information aus. Diese wird künftig nicht nur aktuelle Statistiken abbilden, sondern vor allem relevante Informationen für die Mitarbeitenden zum Thema Influenza enthalten.
Was planen Sie für die Zukunft?
Im Sinne des Mitarbeiter- und Patientenschutzes soll es mehr Verbindlichkeit geben. Es wäre wünschenswert, wenn es für alle neuen Mitarbeitenden, die im direkten Patientenkontakt stehen oder durch ihre Arbeit in besonderem Masse exponiert sind, obligatorisch und zur Selbstverständlichkeit wird, wenn sie sich bei ihrem Arbeitsantritt beim PAD melden. Anhand des Fragebogens und Impfausweises wird dann entschieden, ob und welche Massnahmen für die neuen Mitarbeitenden notwendig sind. Je nachdem sind lediglich eine Blutentnahme, ein Termin in der Sprechstunde oder auch gar keine Massnahmen nötig. Es ist uns ein Anliegen, diese Eintritte möglichst schnell und unkompliziert durchzuführen.

Ausserdem soll der PAD vermehrt im Spitalalltag präsent und für alle Mitarbeitenden besser erreichbar sein. Die Präsenz im Intranet ist hierfür sehr wichtig. Geplant ist, dort Tipps und Richtlinien abzulegen, damit diese allen zugänglich sind. Wir möchten zudem die Gesundheitsprävention für unsere Mitarbeitenden ausbauen. Dazu sollen die verschiedenen, bereits bestehenden Präventionsmöglichkeiten miteinander verbunden und gegebenenfalls weiter ausgebaut werden. Ein Beispiel hierfür ist das Angebot für die Rauchstoppsprechstunde für alle Mitarbeitenden.

In meiner Funktion als Personalarzt möchte ich vermitteln und beraten, gleichzeitig eine Verbindlichkeit zum Schutz unserer Patientinnen und Patienten und insbesondere von uns allen schaffen.

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