Annick Wangler
Ein Kurs, der hilft, Leben zu retten
Trotz Stromausfällen und Materialmangel in Tansania: Pflegefachfrau Joyce Jackson bildet sich weiter – mit Unterstützung von einheimischen Expertinnen und Experten gemeinsam mit einem USB-Team.







«Wir haben gerade einen Stromunterbruch!», begrüsst mich Joyce Jackson und lächelt in die Kamera. Wir haben uns zum Video-Anruf verabredet – Joyce ist in Ifakara, Tansania, ich im Holsteinerhof in Basel. Joyce spricht mit mir auf Englisch, Suaheli ist ihre Muttersprache. Das St. Francis Regional Referral Hospital, in dem sie arbeitet, liegt im Südwesten Tansanias und hat ein Einzugsgebiet von rund einer Million Patientinnen und Patienten, die oft tagelang aus entlegenen Dörfern anreisen.
Selbstvertrauen macht den Unterschied
Joyce Jackson arbeitet seit zwei Jahren als Pflegefachfrau im St. Francis Hospital, ihre Heimatstadt Moshi liegt zwölf Busstunden entfernt. Bereits zum zweiten Mal nimmt Joyce an einem Kurs zu «Critical Care Medicine», also Intensivmedizin, teil, der von einem Team vom St. Francis rund um PD Dr. Martin Rohacek und Dr. Andrew Katende geleitet wird. Ebenfalls dabei ist ein angereistes USB-Team, das Themen wie invasive Beatmung lehrt. Das lokale Team doziert unter anderem zu EKGs oder Infektiologie. Unter den Angereisten ist Fabian Fiechter, Experte Intensivpflege und Fotograf dieser Reportage. «Fabian und seine Kolleginnen geben mir das Selbstvertrauen bei Behandlungen, wenn gerade keine Ärztin oder Arzt da ist», erzählt Joyce.
Beatmung und Co.
Im Kurs üben die Teilnehmenden unter anderem die Wiederbelebung und die Interpretation von EKGs. «Besonders spannend fand ich die künstliche Beatmung», sagt Joyce. Zum ersten Mal werden auch Techniken der Intensivmedizin wie die Beatmung geübt. «Dank dieser Skills wird meine Arbeit viel leichter, und es sterben weniger Menschen», freut sich Joyce, die den Test mit Bestnoten bestanden hat.
Gemeinsam mehr erreichen
Für Joyce ist die Zusammenarbeit ein Geben und Nehmen: «Das Team aus der Schweiz ist immer wieder beeindruckt, wie wir trotz Schwierigkeiten handlungsfähig bleiben und wie erfinderisch wir sind. Ausserdem kommunizieren wir echt gut. Ohne das kann es einfach nicht gut kommen.» Sie erinnert sich an Fatuma, eine schwangere Patientin mit einer Herzerkrankung, die fast einen Monat auf der akutmedizinischen Station betreut wurde und dann entlassen werden konnte. «Ich habe sie dann auf der Strasse wieder getroffen. Später kam sie auf die Station zurück, um sich zu bedanken. Mit dem Baby», freut sie sich.
Neue Skills, neue Möglichkeiten
In ihrer Freizeit verbringt Joyce Zeit mit Freunden und hört Musik. «Oft will ich nach einer Schicht aber vor allem schlafen», sagt sie. Ifakara, bekannt für seine Savannen und das Ifakara Health Institute, ist für Joyce der ideale Ort: «Es ist so friedlich.» Auf keinen Fall möchte sie in die Grossstadt, auch wenn es dort mehr Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung gibt. «Dank dem Kurs bekommen wir eine Ausbildung wie in grossen Spitälern.» Joyce kann sich vorstellen, eines Tages selbst Kolleginnen und Kollegen auszubilden. «Mein grösster Traum ist es, alle meine Patientinnen und Patienten gesund wieder auf der Strasse zu treffen.»
Tansania
Das Unispital Basel und das St. Francis Regional Referral Hospital in Ifakara in Tansania verbindet eine langjährige Partnerschaft. Im Mittelpunkt steht die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden vor Ort unter anderem durch ein Team aus Ärztinnen und Ärzten und Pflegenden des USB: Sie werden in ihrer fachlichen Ausbildung begleitet und bei der Weiterentwicklung der Überwachungsstation zur Intensivstation unterstützt.